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Emmas Geheimnis: Roman (German Edition)

Emmas Geheimnis: Roman (German Edition)

Titel: Emmas Geheimnis: Roman (German Edition)
Autoren: Liz Balfour
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den nie gesagt?«
    Er hob die Schultern. »Dann hättest du doch alles erfahren. Oder? Ach, wir waren so dumm. Wir wollten das Beste, und was haben wir erreicht?« Ralph sprach nicht weiter, sondern starrte dumpf vor sich hin.
    Ich legte eine Hand auf seinen Arm. »Aber du hast meinen Vater gefunden? Wie?«
    »Internet«, murmelte er. »Hat lange genug gedauert. Aber irgendwann hatte ich ihn. Nur dass er zu der Zeit schon tot war.«
    Ich schluckte. »Ich werde ihn also niemals kennenlernen. Und er hat nie von mir erfahren.« Tränen stiegen mir in die Augen.
    »Ich hab’s versucht. Ich hab nach ihm gesucht. Ich wollte ihm von dir erzählen. Und dann mit dir über deinen Vater sprechen. Ich … ich hab alles falsch gemacht.«
    »Wusste Sophie eigentlich Bescheid?«, fragte ich.
    Er schüttelte den Kopf. »War ja auch noch ein Kind. Außerdem wäre sie innerhalb von Sekunden zu dir gerannt, um dir alles zu sagen. Was glaubst du, wie oft sie uns genervt hat, weil sie genau diese Fragen gestellt hat. Aber wir konnten es ja schlecht ihr sagen, bevor wir es dir sagten. Oder nicht?«
    Sophie, meine wirkliche, echte Freundin. Freundin und Familie.
    »Ich muss allein sein«, sagte ich und stand auf. Ich verließ das Pub und ging durch den Nieselregen zum Friedhof der St. Multose Church. Vor Hannas Grab blieb ich stehen. Sie war eine liebevolle Mutter gewesen, oft still und in sich gekehrt, aber immer für mich da, immer bereit, mir die Wärme und Zuwendung zu geben, die ich brauchte. Bis auf die Tage, an denen sie krank war. Das waren ihre dunklen Tage gewesen, über die ich so wenig wusste, weil mich Emmas Eltern ferngehalten hatten. Die dunklen Tage, die sie schließlich am Leben hatten endgültig verzweifeln lassen.
    Ralph hatte natürlich recht. Mit zwölf hätte ich es niemals verstanden. Ich hätte gedacht, meine Mutter würde mich nicht mehr lieben und deshalb einfach gehen. Heute wusste ich es besser: Hannah hatte mich geliebt. Trotz ihrer Krankheit und obwohl sie sich umgebracht hatte. Sie war mir die beste Mutter gewesen, die sie unter den Umständen hatte sein können.
    Ich verstand nun auch, warum sie nicht mehr in Kinsale hatte sein wollen. Zu viele Erinnerungen. Ich wollte es ebenfalls nicht mehr. Meine überstürzte Reise nach New York wäre wohl eine Flucht gewesen, so viel war mir nun klar. Aber ich wollte nicht fliehen. Ich brauchte nur Abstand von diesem Ort, der Schönheit und Schmerz zugleich war. Endlich kannte ich das Geheimnis um meine Geburt und Hannahs Tod. Endlich konnte ich auch damit abschließen und wirklich neu anfangen.

33.
    »Ich weiß es immer noch nicht«, seufzte Matt am anderen Ende der Telefonleitung, irgendwo in New York, irgendwo an einem Ort, den ich nur von Fotos kannte, die er mir mailte. »Ich habe keine Ahnung, wie es mit mir weitergeht. Ich habe mir drei Monate Auszeit genommen, um eine Entscheidung zu treffen, und was mache ich? Komme zurück und weiß weniger als vorher.«
    Ich lachte. »Du hast in den zwei Monaten, seit du wieder zu Hause bist, für zwei Bands Alben produziert und dazu noch drei eigene Songs geschrieben. Das hört sich doch nach etwas an!«
    »Ja, nach Arbeit. Aber ich weiß nicht, was ich wirklich machen will.«
    »Wahrscheinlich genau das. Sonst hättest du dich nicht darauf gestürzt wie ein Ertrinkender.«
    Während er wortreich protestierte, kam Sophie nach Hause und schwenkte einen Umschlag. »Lag vor der Tür, für dich!« Sie warf ihn mir hin, und ich öffnete ihn.
    »Ich hab dich was gefragt«, hörte ich Matts Stimme aus dem Hörer.
    »Entschuldige, was?«
    »Nichts Wichtiges. Nur wie es dir geht«, frotzelte er.
    »Hervorragend«, sagte ich. »Gerade hab ich Post bekommen.«
    »Muss es nicht heißen: ›Hervorragend, ich telefoniere schließlich gerade mit dir‹?«
    »Ich hab einen Vertrag«, sagte ich und strich den Brief glatt, den ich aus dem Umschlag gezogen hatte. »Ich hab was verkauft.« Mir blieb vor Freude fast die Stimme weg.
    Durchs Telefon hörte ich Matt laut jubeln, und wenig später kam Sophie mit zwei Gläsern Sekt aus der Küche.
    Ich hatte die Geschichte von Matts Vater aufgeschrieben, seine Suche nach den Bildern von Hugh Lane. Matt hatte mir die gesamten Aufzeichnungen seines Vaters über die Tauchgänge zur Verfügung gestellt, außerdem Fotos, die er gemacht hatte. Meinen Text schickte ich an verschiedene Zeitschriftenverlage, und das größte Interesse hatte ein internationales Tauchermagazin.
    Geschrieben hatte ich,
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