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Emmas Geheimnis: Roman (German Edition)

Emmas Geheimnis: Roman (German Edition)

Titel: Emmas Geheimnis: Roman (German Edition)
Autoren: Liz Balfour
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»Nimm ihn dir vor. Er versteckt sich in der Küche.«
    Sie hielt mir die verlorene Seite hin, und ich nahm sie wortlos. Ich faltete das einzelne Blatt auf, setzte mich an die Theke und fing an zu lesen.
    … wissen solltest. Ich will es diesmal kurz machen, weil es etwas ist, womit ich eigentlich nichts zu tun habe.
    Nach meinem Selbstmordversuch Ende letzten Jahres sagte mein Vater etwas Merkwürdiges zu mir. »Wie Hannah Riley.«
    Ich fragte ihn, was er damit meinte, und er rückte schließlich mit der Wahrheit heraus: »Nun gut, wem schadet es, wenn du es jetzt erfährst? Hannah Riley hatte schlimme Depressionen. Damit die kleine Kate nichts davon mitbekam, nannten es alle immer nur Migräne. Wir waren eingeweiht, weil das Kind manchmal für ein paar Tage bei uns bleiben musste. Als ihr beide damals in Kinsale bei Kates Großmutter wart, hat sie versucht, sich umzubringen. Mit Tabletten. Aber es waren nicht genug, und deine Mutter fand sie. Hannah kam ins Krankenhaus, damit man ihr half. Sie schaffte es allerdings, sich mitten in der Nacht aus der Station davonzustehlen und sich vom Dach des Krankenhauses hinunterzustürzen. So starb Hannah Riley. – Deine Mutter hatte sich immer in der Rolle der großzügigen und barmherzigen Samariterin gefallen. Da war eine junge Frau, der es schlechter ging als ihr. Eine abtrünnige, lebensmüde Frau, die ein uneheliches Kind zur Welt gebracht hatte. Sie hatte gedacht, für Hannah eine Respektsperson zu sein. Jemand, der zu ihr aufschaut und ihren Rat befolgt. Nachdem sie Hannah halb tot gefunden hatte, rang sie ihr das Versprechen ab, so etwas nie wieder zu versuchen. Dass Hannah sich nicht daran gehalten und sich umgebracht hatte, m achte sie wütend. Und dazu kam ihr ganzes Gerede vo n wegen Sünde und gottloses Verhalten. Sie führte sich schrecklich auf. Und statt sich um Kate zu kümmern, wollte sie sie nicht mehr sehen. Sie fürchtete einen schlechten Einfluss auf dich und übertrug ihre Enttäuschung, ihre Verletztheit einfach auf ein unschuldiges Kind. Deshalb wollte sie nicht, dass ihr weiter Kontakt hattet, und unterband jegliche Korrespondenz.«
    Kate, es tut mir sehr leid, aber ich kann nur wiedergeben, was mir mein Vater gesagt hat. Du weißt, meine Mutter konnte sehr hart sein, wenn sich jemand nicht an ihre Regeln hielt. Sie verstieß ja auch ihre eigene Tochter.
    Ich weiß nicht, wie es nun weitergeht. Ich werde wohl nie wieder etwas von dir hören. Es ist mir aber wichtig, dass ich dir alles gesagt habe.
    Kaelynn ist das größte Geschenk für mich. Brian hat sie nicht gewollt, weil er dich geliebt hat und eine Zukunft mit dir wollte.
    Mehr ist nun nicht mehr zu sagen.
    Lebewohl, beste Freundin, die es geben kann.
    Deine Emma
    Vor mir stand eine dampfende Tasse Tee. Ich hatte nicht bemerkt, dass Mary sie mir hingestellt hatte.
    »Trink«, sagte sie.
    Ich stand noch so unter dem Eindruck dessen, was ich gerade gelesen hatte, dass ich mechanisch gehorchte. Als ich mir fast die Lippen verbrannte, war es, als würde ich aus einer Trance erwachen. »Warum habt ihr mir nichts gesagt?«, rief ich aufgebracht.
    »Schrei nicht mich an.« Sie deutete mit dem Daumen über ihre Schulter auf die Küchentür. Ich sprang vom Barhocker und lief mit der letzten Seite von Emmas Brief in der Hand zu Ralph.
    Er räumte gerade die Spülmaschine aus. Als er mich bemerkte, schrak er zusammen und ließ einen Teller fallen. Nervös suchte er nach Schippe und Besen, um die Scherben aufzukehren.
    »Was fällt dir eigentlich ein?!« Meine Stimme zitterte.
    »Ich wollte dich nicht belasten, Kate. Es … war …«, stammelte er.
    »Was fällt dir ein, mich jahrelang anzulügen?«
    Der Besen fiel scheppernd zu Boden. »Meine Güte, du hast ja keine Ahnung, was es bedeutet, wenn sich die eigene Schwester … die Mutter eines zwölfjährigen Kindes umbringt und man dann in der Familie die Verantwortung hat! Ich habe das immer wieder mit deiner Großmutter besprochen. Immer und immer wieder. Und wir waren uns jedes Mal einig, dass du es nicht erfahren sollst. Wie erklärt man das denn einem so jungen Mädchen? Du hättest doch gedacht, deine Mutter hätte dich im Stich gelassen! Und das hätte alles doch nur noch schlimmer gemacht!« Keuchend machte er eine Pause. Ich hatte ihn nie so in Rage gesehen. Sein Gesicht war tiefrot angelaufen, und er wischte sich die Stirn. »Wir wollten dich schützen«, sagte er endlich.
    »Und als ich volljährig war? Da immer noch?«
    Er zuckte mit den
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