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Emmas Geheimnis: Roman (German Edition)

Emmas Geheimnis: Roman (German Edition)

Titel: Emmas Geheimnis: Roman (German Edition)
Autoren: Liz Balfour
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Schultern. »Finde mal den richtigen Zeit punkt für so etwas. Irgendwas war immer. Keine Ahnung .« Er wich meinem Blick aus und nahm wieder den Besen, um die Scherben zusammenzukehren.
    »Was war denn immer ?«, fragte ich.
    »Na, Margarets Tod, und du warst so traurig. Deine Hochzeit, und du warst so glücklich. Ich weiß auch nicht. Ich wollte dich nicht damit belasten. Und ja, verdammt, ich weiß, dass es falsch war. Mary hat mich andauernd damit gequält.«
    »Und du hast nicht auf sie gehört.«
    »Ich höre oft genug auf sie. Aber da dachte ich, ich tu das Richtige.«
    Ich sah auf den Besen. »Ich glaube, du hast genug gekehrt«, sagte ich.
    Er nickte, nahm die Schippe, fegte die Scherben darauf und kippte sie in den Müll.
    »Und vor Margarets Tod wolltet ihr nicht damit anfangen, weil ich nach meinem Vater suchte, richtig? Da wolltet ihr nicht noch ein Fass aufmachen. Stimmt doch, oder?«
    Ralph sagte nichts. Er strich sich nur mit beiden Händen übers Gesicht.
    »Als ich in London war, um mit Emmas Exmann zu reden …«
    Mein Onkel sah mich an, zugleich verwundert und erleichtert über den vermeintlichen Themenwechsel.
    »Er war ein Schulfreund von Hannah«, fuhr ich fort.
    »Wirklich? Gibt’s ja gar nicht. Wer denn?«
    »Frank.«
    »Welcher Frank?«
    »Du hast vergessen, was du mir über meinen Vater erzählt hast?«
    Ralph drehte sich von mir weg und beugte sich wieder über die Spülmaschine. »Ich weiß nicht, was du meinst. Herrje, ich muss Klarspüler nachkippen. Schon wieder. Blödes Ding.«
    »Frank O’Neill war’s jedenfalls nicht. Und Frank O’Donnell, Emmas Exmann und Hannahs Klassenkamerad, hab ich kennengelernt, aber er ist es auch nicht. Im ersten Moment dachte ich ja, er könnte es sein und du hättest einfach den Nachnamen verwechselt oder dich falsch erinnert. Oder mich angelogen, als ich dir damals das Klassenfoto zeigte, auf dem er drauf war.«
    Ralph war neben der Maschine in die Hocke gegangen und drehte sich nicht um.
    »Und dieser Frank O’Donnell hat mir erzählt, dass es immer nur Gerüchte gab. Keiner wusste genau, mit wem Hannah zusammen war. Aber beim Abschlussball waren sich alle sicher, dass es jemanden gab. Die große Liebe. Mehr wusste er nicht.«
    Langsam erhob er sich, dann ging er an mir vorbei nach draußen. Ich folgte ihm, blieb aber in der Tür stehen, weil ich sah, wie er Mary etwas zuflüsterte.
    »Wurde auch Zeit«, entgegnete sie laut genug, dass ich es hören konnte. »Ich mach mal das ›Vorübergehend geschlossen‹-Schild an die Tür.« Es war eine halbe Stunde vor der regulären Öffnungszeit. Sie wollte, dass wir Zeit hatten, endlich über alles sprachen. Ich fing ihren aufmunternden Blick auf, als sie mit dem Schild nach draußen ging.
    Ralph zapfte uns zwei Guinness, und wir setzten uns an einen kleinen Tisch in einer Ecke.
    Er starrte unglücklich auf den festen Schaum seines Biers und begann zu reden: »Hannah war ein sehr hübsches Mädchen, und sie war auch ein sehr fröhlicher Mensch. Und klug und witzig … Ich hab mich immer gewundert, warum sie keinen Freund hatte, bis dann herauskam, dass sie seit Ewigkeiten – also bestimmt seit einem Jahr, was in dem Alter eine Ewigkeit ist, das weißt du sicher noch – in einen ihrer Lehrer verknallt war. Ich hab das irgendwann mal aus ihr rausgekitzelt, und das kannst du ruhig wörtlich nehmen. Wir haben uns früher ganz schön gezofft, im Guten wie im Schlechten. Jedenfalls, dieser Lehrer war verheiratet. Aber Hannah war eine Naturgewalt. Und auf dem Abschlussball …«
    »… sind sie zusammen in einer dunklen Ecke verschwunden, und ich bin das Resultat?«
    »Nicht ganz. Aber so in der Art.«
    »Wie heißt er?«
    »Patrick Robertson.«
    »Wo wohnt er?«
    »Er lebt nicht mehr. Vor zehn Jahren gestorben, im Alter von siebenundsechzig Jahren. Herzinfarkt.«
    Ich rechnete nach. Er war über zwanzig Jahre älter gewesen als meine Mutter.
    »Woher weißt du das?«
    »Weil ich immer mal wieder nach ihm gesucht habe.« Er trank einen großen Schluck von seinem Bier. »Hannah war mehr als nur verknallt in ihn. Er war die große Liebe ihres Lebens. Ja, sie war erst achtzehn. Aber sie wusste nun einmal schon sehr früh, was sie wollte.«
    »Und … Robertson?«
    »War verheiratet.«
    »Aber …«
    »Ich weiß, was du meinst. Aber ich kann dir nicht sagen, ob er sie auch geliebt hat oder einfach nur geschmeichelt war, dass sich ein so hübsches, kluges junges Mädchen in ihn verliebt hatte. Hannah war jedenfalls
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