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Emma will’s wissen

Emma will’s wissen

Titel: Emma will’s wissen
Autoren: Maja von Vogel
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kichern. Das Schnarchen klang witzig. Es hatte einen ganz besonderen Rhythmus: kr-kr-pffffft, kr-kr-pffffft. Mona schnarcht auch, aber bei ihr klingt es eher so: krrrrrr-pft, krrrrrr-pft. Vielleicht sollte ich Schnarchforscherin werden, das ist bestimmt interessant.
    Ich aß noch einen Schokoladenkeks und überlegte, was ich jetzt machen sollte. Weiterlesen? Oder Herrn Marten schlafen lassen und mich leise davonschleichen? Aber ich bekam ja noch zwei Euro von ihm. Ich räusperte mich leise, aber er schnarchte weiter. Ich räusperte mich etwas lauter, doch er wachte immer noch nicht auf. Schließlich stand ich auf und ging auf Zehenspitzen zum Ohrensessel hinüber. Herrn Martens Kopf war ein bisschen zur Seite gerutscht und seine Haare lagen nicht mehr ganz so ordentlich über der Glatze. Ich stand jetzt so nah vor ihm, dass ich die vielen Falten auf seiner Haut sehen konnte. Sein Gesicht sah aus wie ein sehr, sehr schrumpeliger Apfel. Als wäre sein Kopf geschrumpft und die Haut eine Nummer zu groß geworden.
    Vorsichtig rüttelte ich an seinem Arm. »Herr Marten! Hallo!«
    Er schlug langsam die Augen auf. Die Augenlider flatterten. Seine Augen waren blau und sahen ganz verschwommen aus. Er schaute mich verwirrt an. »Ja, bitte?«
    »Ich gehe jetzt nach Hause, okay?« Ich hoffte, dass er von allein darauf kam, mir die zwei Euro zu geben. Normalerweise steckte er mir das Geld immer unauffällig zu, wenn wir an der Tür standen und uns verabschiedeten.
    »Nach Hause?« Er setzte sich auf. »Aber du bist doch zu Hause, Pummelchen!«
    Eine Weile sagte niemand etwas. Es war ganz still. Nur das Ticken der alten Standuhr in der Ecke war zu hören. Und der Regen, der gegen die Scheiben klopfte. In diesem Moment hätte ich gern mit Lea getauscht. Herr Marten hatte mich »Pummelchen« genannt! Das haute mich glatt um. Ich bin vielleicht nicht so dünn wie Lea, aber ich bin auch nicht dick. Und pummelig schon gar nicht! (Lea ist außerdem ein richtiges Klappergestell. Ihre Mutter sagt immer, wenn sie nicht aufpasst, pustet sie der nächste Windstoß um.)
    »Übrigens sollst du nicht immer von den Schokoladenkeksen naschen«, sagte Herr Marten streng. »Mutti wird fuchsteufelswild. Die Kekse sind für Tante Erna, das weißt du doch. Sie kommt heute zum Kaffee.«
    Ich schluckte. »Aber … ich dachte … ich wollte wirklich nicht …«
    »Keine Sorge.« Herr Marten zwinkerte mir zu. »Von mir erfährt Mutti nichts. Und jetzt geh in den Garten spielen. Bei dem schönen Wetter solltest du nicht hier drinnen herumsitzen.«
    Ich sah zum Fenster. Der Wind fegte ums Haus und drückte den Regen gegen die Scheibe. »Spielen?«, fragte ich. »Draußen?«
    »Hopp, hopp!« Herr Marten klatschte in die Hände. »Nun lauf schon los, Pummelchen!«
    Auf wackeligen Beinen ging ich rückwärts durchs Wohnzimmer. Ganz langsam, Schritt für Schritt. An der Tür zögerte ich. Ich wollte noch etwas sagen, aber Herr Marten hatte die Augen schon wieder geschlossen. Im Schlaf lächelte er so glücklich, als würde er etwas besonders Schönes träumen.

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    3 . Kapitel
    Emma will nicht mit zum Frauenarzt
    » I ch hab eine tolle Idee«, sagte ich zu Tim.
    Wir saßen im Schulbus. In Tupfingen gibt es nur eine Grundschule, darum müssen Tim, Mona und ich jeden Morgen mit dem Bus nach Dederstadt fahren. Und jeden Mittag wieder zurück. Manchmal ist das ganz schön nervig. Vor allem weil wir so früh aufstehen müssen. Eigentlich stehe ich gerne früh auf, aber nur am Wochenende. Unter der Woche würde ich am liebsten ewig im Bett liegen bleiben – vor allem wenn wir in der ersten Stunde Mathe haben.
    »Hm«, machte Tim. Morgens ist er nicht besonders gesprächig.
    »Was denn?«, wollte Mona wissen, die hinter uns saß. Mona ist schrecklich neugierig. Ich glaube, sie ist sogar noch neugieriger als ich.
    Ich antwortete nicht sofort, um die Sache spannender zu machen. Dann platzte ich heraus: »Wir könnten doch an unserem Geburtstag eine Party veranstalten!«
    Ich sah Tim erwartungsvoll an, aber er reagierte nicht. Er starrte mit leerem Blick aus dem Fenster. Ich glaube, er schlief mit offenen Augen.
    »Super Idee!«, rief Mona. Sie streckte den Kopf zwischen den Sitzen hindurch. »Dann ist endlich mal wieder was los bei uns.«
    Ich stieß Tim mit dem Ellbogen an. »Was meinst du?«
    »Hä?« Tim rieb sich die Augen und gähnte. »Was meine ich wozu?«
    »Zu der Party«, sagte ich ungeduldig.
    »Was für eine Party?«
    Ich verdrehte die Augen.
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