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Emma will’s wissen

Emma will’s wissen

Titel: Emma will’s wissen
Autoren: Maja von Vogel
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könnten bei euch im Wohnzimmer feiern. Da ist genug Platz. Ich mach auch bei den Vorbereitungen mit, okay?«
    »Warum bist du denn plötzlich so hilfsbereit?«, fragte ich. »Ist es wegen Tim?«
    Lea wurde rot. »Quatsch! Tim hab ich abgehakt. Ich will dir einfach nur helfen, das ist alles. Schließlich sind wir Freundinnen, oder?«
    »Klar«, sagte ich. Dabei war ich mir gar nicht mehr so sicher, ob wir wirklich noch richtige Freundinnen waren. Seit wir uns vor einer Weile gestritten hatten, war alles anders geworden. Wir hatten uns zwar wieder vertragen, aber wir waren nicht mehr so oft zusammen wie früher. Lea traf sich mit Simone und ich machte was mit Mona. Außerdem ging mir Lea jetzt viel öfter auf die Nerven. Und dass sie Tim abgehakt hatte, glaubte ich ihr keine Sekunde. Lea und Tim waren mal zusammen. Total bescheuert, oder? Meine beste Freundin und mein Zwillingsbruder! Was Blöderes kann man sich kaum vorstellen. Zum Glück hat Tim bald wieder Schluss gemacht. Aber Lea ist immer noch in ihn verliebt. Da bin ich mir absolut sicher, auch wenn sie mir tausendmal etwas anderes erzählt.
    »Da wären wir.« Lea sah ziemlich erleichtert aus, als wir bei Frau Kästners Haus ankamen. Ehe ich wegen Tim weiter nachbohren konnte, drückte sie auf den Klingelknopf. Frau Kästner öffnete sofort die Tür. Sie hatte Amelie auf dem Arm. Amelie ist Frau Kästners Tochter. Sie ist ein Jahr alt und hat noch überhaupt keine Haare auf dem Kopf. Sie sieht aus wie ein Opa in Miniformat.
    »Hallo, ihr zwei.« Frau Kästner lächelte uns zu. »Toll, dass ihr wieder die Einkäufe für mich erledigt.«
    »Das machen wir doch gerne.« Lea strahlte Frau Kästner an. Wenn sie will, kann sie supernett sein. Die Erwachsenen merken gar nicht, dass das oft nur Theater ist. Darum ist Lea bei den Lehrern auch so beliebt.
    »Ihr seid wirklich eine große Hilfe. Hier ist der Einkaufszettel. Und das Geld.« Frau Kästner reichte mir einen zerknitterten Zwanzig-Euro-Schein und einen kleinen Zettel. Amelie grapschte nach dem Zettel, aber ich war schneller. Amelie sah mich verdutzt an, dann fing sie ohne Vorwarnung an zu brüllen. Sie schrie so laut, dass es mir in den Ohren wehtat. Dabei kniff sie die Augen zusammen und ballte ihre Hände zu Fäusten wie ein Boxer. Ihr Gesicht lief knallrot an. Sie sah aus, als würde sie jeden Moment platzen. Frau Kästner schuckelte sie ein wenig, aber das beruhigte Amelie kein bisschen.
    »Wir gehen dann mal«, rief Lea. »Bis später!«
    Frau Kästner nickte und schloss die Tür. Amelies Gebrüll war trotzdem noch bis ans Ende der Straße zu hören.
    »Wahnsinn, dass so ein kleines Kind so laut brüllen kann«, sagte Lea, als wir um die Ecke bogen. Plötzlich grinste sie. »Da weißt du wenigstens schon mal, was auf dich zukommt. Bald habt ihr auch so einen Schreihals im Haus.«
    Ich zog eine Grimasse. »Hör bloß auf.«
    »Hast du immer noch keine Lust auf das Baby? Vielleicht wird’s ja auch ganz lustig.« Manchmal weiß Lea einfach nicht, wann sie besser den Mund hält.
    »Was soll denn daran bitte schön lustig sein?«, fragte ich. »Babys sind einfach nur nervig. Entweder sie brüllen oder sie schlafen. Wenn sie brüllen, versteht man sein eigenes Wort nicht mehr, und wenn sie schlafen, muss man ständig leise sein.«
    »Meine Mutter sagt, es ist ganz normal, dass ältere Kinder auf ihre jüngeren Geschwister eifersüchtig sind«, sagte Lea.
    »Ich bin nicht eifersüchtig, klar?«, rief ich. »Ich mag bloß keine Babys!«
    Wir waren vor dem kleinen Laden neben der Kirche angekommen. Ich blieb stehen und funkelte Lea ärgerlich an. Manchmal bringt sie mich mit ihrem oberschlauen Gequatsche einfach zur Weißglut.
    »Schon gut, schon gut.« Lea hob die Hände. »Ich hab nichts gesagt.« Aber an ihrem Lächeln sah ich, dass sie eigentlich immer noch dachte, sie hätte recht. Wütend stapfte ich in den Laden und schnappte mir einen Einkaufswagen. Lea kam gar nicht so schnell hinterher. Vor dem Kühlregal fuhr ich fast einer alten Frau in die Hacken. Es war ausgerechnet Frau Richter. Die kann ich sowieso nicht leiden, seit sie auf dem letzten Gemeindefest schlecht über Mama geredet hat.
    Natürlich fing sie gleich an zu schimpfen. »Pass doch auf! Das ist schließlich keine Rennbahn hier.«
    Ich sah sie trotzig an. »Ist doch gar nichts passiert.«
    Frau Richter schüttelte den Kopf. »Also, als ich so alt war wie du, da hatte man als junger Mensch noch Respekt vor dem Alter.«
    Den Spruch fand ich so
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