Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Emma will’s wissen

Emma will’s wissen

Titel: Emma will’s wissen
Autoren: Maja von Vogel
Vom Netzwerk:
ziemlich nett, aber so nett nun auch wieder nicht. Wir bekommen zwei Euro pro Stunde. Das ist eine Menge Geld, finde ich.
    »Warst du schon mit Paul draußen?«, fragte Mama.
    Paul, unser Labrador, lag vor der Heizung und wedelte mit dem Schwanz, als er seinen Namen hörte.
    Ich schüttelte den Kopf. »Hab ich noch nicht geschafft. Ich mach’s nachher, okay?«
    Mama seufzte. »Aber vergiss es nicht wieder! Mir wird es allmählich zu anstrengend, mit ihm rauszugehen.«
    Paul ist fast zwölf, genau wie ich. Das sind beinahe vierundachtzig Hundejahre. Eigentlich ist Paul also älter als Oma. Ein richtiger Hundegreis. Früher sind wir immer zusammen durch den Garten getobt. Aber in letzter Zeit tobt Paul nicht mehr so viel. Er liegt meistens vor der Heizung und schläft. Spazieren gehen findet er auch nicht mehr so toll. Wenn ich mit ihm rausgehe, muss ich immer richtig an der Leine ziehen, damit Paul mitkommt. Eigentlich soll ich zweimal am Tag mit ihm raus. Morgens und abends. Aber manchmal vergesse ich das, weil ich so viel um die Ohren habe. Ich glaube, Paul findet das nicht so schlimm. Mama schon.
    Ich kraulte Paul zum Abschied hinter den Ohren, dann machte ich mich mit Lea auf den Weg zu Frau Kästner, unserer ersten Kundin. Wir hatten an diesem Samstag drei Kunden: Frau Kästner, Frau Müller und Herrn Marten. Ich freute mich schon auf den Besuch bei Herrn Marten. Er war so was wie mein Lieblingskunde. Zu ihm ging ich immer besonders gern. Aber das sollte sich bald ändern.

[zurück]
    2 . Kapitel
    Herr Marten ist etwas verwirrt, Emma auch
    » D eine Oma sieht richtig glücklich aus«, sagte Lea, als wir nebeneinander über den Hof liefen. Sie biss von dem Erdbeertörtchen ab, das Oma ihr schnell noch in die Hand gedrückt hatte. »Ich glaube, sie hat Pfarrer Pauli sehr gern.«
    Ein Windstoß fegte über den Hof und wirbelte die welken Blätter auf. Ich fröstelte und machte schnell den Reißverschluss meiner Jacke zu. »Schon möglich.«
    »Zieht sie bald zu ihm ins Pfarrhaus?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Wahrscheinlich nicht. Ich glaube, sie müssen erst heiraten, bevor sie zusammenwohnen dürfen.«
    Lea runzelte die Stirn. »Warum das denn? Es gibt doch massenweise Leute, die zusammenwohnen, ohne verheiratet zu sein.«
    »Aber die sind auch nicht Pfarrer.« Ich hob den Zeigefinger. »Pfarrer müssen verheiratet sein, bevor jemand bei ihnen einziehen darf. Zumindest, wenn dieser Jemand eine Frau ist. Sonst ist das eine Sünde.« Das hatte Oma mir vor einer Weile erklärt. Aber das brauchte Lea ja nicht zu wissen.
    »Ach so«, sagte sie.
    »Ich find’s sowieso besser, wenn Oma bei uns wohnt. Pfarrer Pauli kann sie ja jeden Tag besuchen, wenn er will.« Der Gedanke, dass Oma ausziehen könnte, machte mich traurig. Und da ich nicht traurig sein wollte, dachte ich schnell an etwas anderes. »He, bald hab ich Geburtstag.«
    Mein Geburtstag ist am 6 . Dezember. Und Tims natürlich auch, sonst wären wir ja keine Zwillinge. Tim ist sieben Minuten älter als ich. Damit gibt er gern an, wenn er sich wichtigmachen will. Das bringt mich jedes Mal auf die Palme. Papa sagt, wenn ich ein Junge geworden wäre, hätten sie mich Nikolaus genannt. Keine Ahnung, ob das stimmt. Aber ich bin trotzdem froh, ein Mädchen zu sein.
    »Und? Feierst du?« Lea stopfte sich das restliche Erdbeertörtchen in den Mund.
    »Weiß noch nicht.« Letztes Jahr haben wir mit der ganzen Familie einen Ausflug ins Freizeitbad gemacht. Lea war auch dabei. Es gab ein Becken mit echten Wellen, einen Wasser speienden Pilz und eine Grotte mit einem Wasserfall. Aber das Beste war die Rutsche. Sie war wahnsinnig lang und hatte ganz viele Kurven. Papa und ich sind mindestens zehnmal hintereinander gerutscht. Danach gab es Pommes mit Majo und Eis. Aber dieses Jahr war alles anders. Papa wohnte nicht mehr bei uns und ich wurde nicht elf, sondern zwölf. Das ist etwas völlig anderes.
    »Mach doch eine Party«, schlug Lea vor. »So wie Simone. Ihre Eltern haben in der Garage einen Partyraum, da durfte sie feiern. Es gab Kerzen, Musik und Chips. Und alle waren verkleidet. Das war total witzig.«
    Ich zog eine Grimasse. »Verkleiden finde ich doof. Ist doch kindisch.« Eigentlich stimmte das gar nicht. Eigentlich fand ich nur Simone doof. Seit einer Weile hing Lea ständig mit ihr herum. Simone steht auf Pferde, lacht über jeden Mist und ist eine riesengroße Tratschtante. »Außerdem haben wir keinen Partyraum.«
    Lea überlegte. »Wir
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher