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Emilia Galotti - Textausgabe und Lektüreschlüssel

Emilia Galotti - Textausgabe und Lektüreschlüssel

Titel: Emilia Galotti - Textausgabe und Lektüreschlüssel
Autoren: G.E. Lessing
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etwas Geld zu verfügen. Tellheim ahnt nicht, dass Minna von Barnhelm, die den parallelen Verlobungsring trägt, gerade aus Sachsen gekommen ist und nun im gleichen Gasthof wohnt. Der in der Ehre gekränkte preußische Offizier Tellheim liebt Minna, die Sächsin, weiterhin, hält sich aber nicht für würdig, sie zu heiraten. Durch eine List öffnet Minna ihrem Tellheim die Augen. Als dann auch die Haltlosigkeit der Verdächtigungen gegenüber Tellheim offenkundig wird, steht einer Heirat nichts mehr im Weg.
    Das Stück, das seinen Stoff aus der unmittelbaren Gegenwart nimmt, stellt einen preußischen Leitwert – die Ehre – zur Diskussion. Es entsteht eine neue Art von Komödie, in der die Schwächen der Menschen zugleich ernst genommen werden und über sie gelacht wird. Es wird mit dem Verstand gelacht.
    1767/69 Hamburgische Dramaturgie.
    Die Sammelausgabe enthält 52 Beiträge, die Lessing als angestellter Kritiker des am 22. April 1767 eröffneten Hamburger Nationaltheaters schrieb. In der Ankündigung heißt es: »Diese Dramaturgie soll ein kritisches Register von allen aufzunehmenden Stücken halten, und jeden Schritt begleiten, den die Kunst, sowohl des Dichters, als des Schauspielers, hier tun wird.« 33
    Wichtiger als die kritische Erörterung der aufgeführten Stücke sind aus heutiger Sicht die durchgehend verfolgten Themen. Gefragt wird nach der möglichen Wirkung dramatischer Dichtung auf den Zuschauer, nach Bauformen des Dramas, nach der Aktualität von griechischen, französischen und englischen Musterdramen und anderem.
    1772 Emilia Galotti. Bürgerliches Trauerspiel in fünf Akten.
    1779 Nathan der Weise. Dramatisches Gedicht in fünf Akten.
Erstaufführung am 14. 4. 1783 durch die Döbbelin’sche Truppe in Berlin.
    Als Bibliothekar in Wolfenbüttel hatte Lessing theologische Abhandlungen veröffentlicht, durch die sich orthodoxe Theologen provoziert fühlten. Der stärkste Widersacher war der Hamburger Hauptpastor Goeze. Der Streit wurde in der Öffentlichkeit in Schriften und Gegenschriften ausgetragen, bis der Herzog von Braunschweig, der Dienstherr Lessings, diesem verbot, weitere wissenschaftliche Abhandlungen zu publizieren. Darauf beschloss Lessing, das, was er zu sagen hatte, literarisch zu verbreiten. Das Drama erschien 1779, wurde aber erst 1783, also nach Lessings Tod, uraufgeführt.
    Der reiche Jude Nathan hat in den Wirren der Kreuzzüge Recha an Kindes statt aufgenommen, als er seine Frau und seine Kinder verlor und als Recha ohne ihre christlichen Eltern dastand. Inzwischen ist Recha eine junge Frau, in die sich ein christlicher Tempelherr verliebt hat – nicht ahnend, dass er der Bruder Rechas und außerdem der Neffe Saladins ist, der als Sultan über Jerusalem herrscht. Am Ende stellen Recha, der Tempelherr und Sultan Saladin fest, dass sie einander nicht fremd, sondern verwandt sind. Im Mittelpunkt des Dramas steht die Aufforderung zur Toleranz: In der so genannten Ring-Parabel wird dazu aufgerufen, tolerant gegenüber den Glaubensvorstellungen anderer zu sein und den Wahrheitsanspruch der eigenen Religion dadurch zu untermauern, dass man vorurteilsfrei sein Denken und Handeln zum Besten aller Menschen einrichte.

8. Rezeption
    Der Erstaufführung von
Emilia Galotti
im Braunschweiger Hoftheater folgen noch im gleichen Jahr 1772 weitere Inszenierungen in Berlin, Hamburg, Wien, Graz, Hannover, Göttingen, Pressburg, Leipzig und Weimar. Das zeigt, wie groß das Ansehen des Theaterkritikers und Dramendichters Lessing war. Nach den großen Erfolgen von
Miss Sara Sampson
(1755) und
Minna von Barnhelm
(1767) hoffte man auf ein weiteres bedeutendes Theaterereignis.
    Tatsächlich wurde das neue Stück an den meisten Orten »mit großem Beyfall«, wie die Zeitungen meldeten, 34 aufgenommen. Lessing selbst hat sich die Uraufführung nicht angesehen. Ob ihn tatsächlich nur Zahnschmerzen abhielten, wie er zu seiner Rechtfertigung schrieb, oder ob er doch befürchtete, er könne beim Hof anecken, ist nicht endgültig zu klären. Lessing hatte zuvor dem Herzog die vier ersten Akte des Trauerspiels zugeschickt und angefragt, »ob es überhaupt schicklich« sei, »an einem so erfreulichen Tag« – nämlich dem Geburtstag der Herzogin – »ein Trauerspiel aufzuführen«. 35 Der Herzog hatte keine Einwände. Der entscheidende Beifall kam jedoch nicht aus der Hof-Loge, sondern aus dem Parterre, wo einige Freunde Lessings das Beifallklatschen eröffneten.
    Fast alle Kritiker sprachen dem Stück
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