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Emil und die drei Zwillinge

Emil und die drei Zwillinge

Titel: Emil und die drei Zwillinge
Autoren: Erich Kästner
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manchmal zuviel Rum. Na ja, das kann vorkommen. Seewind macht durstig. Kapitän Schmauch hat in Korlsbüttel ein Häuschen. Und im Hafen liegt ein tüchtiges Segelboot, das ihm gehört. Und ehe ich’s vergesse: der Pikkolo ist sein Neffe. Es gibt überhaupt viel mehr Verwandte auf der Welt, als man glaubt.

    Zehntens: Die Insel mit der Palme

    Nicht weit von der Ostseeküste entfernt liegt mitten im Meer eine ganz, ganz kleine Insel. Früher einmal hat ein Fischer aus Spaß eine Topfpalme zu dem Inselchen hinübergerudert und sie dort in den Sand gepflanzt. Da steht nun die afrikanische Palme im nördlichen Sand und im Strandhafer und ist ein ziemlicher Strunk geworden. Der Anblick könnte einen Hund jammern, wenn’s auf der Insel Hunde gäbe. Aber sie ist vollkommen unbewohnt. Erstens besteht sie nur aus Sand, und zweitens ist sie viel zu klein zum Draufwohnen. Wenn man beim Schlafen aus dem Bett rollte, fiele man mitten in die Ostsee. Und nun nimmt die Geschichte ihren Anfang.

ERSTES KAPITEL - OBERWACHTMEISTER JESCHKE HAT EIN ANLIEGEN
    Herr Oberwachtmeister Jeschke hatte einen dienstfreien Nachmittag. Er war mit einem sehenswürdigen Kuchenpaket bei Tischbeins erschienen. Emils Mutter hatte Kaffee gekocht. Mit echtem Karlsbader Zusatz! Und nun saßen die drei an dem runden Tisch in der guten Stube und entwickelten Appetit. Der große Kuchenteller wurde langsam leer. Emil bekam kaum noch Luft. Und Herr Jeschke erzählte, der Neustädter Bürgermeister wolle die alte Pferdebahn abschaffen und eine richtige elektrische Straßenbahn bauen lassen. Es sei nur noch eine Geldfrage.
    Emil fragte: „Warum denn nicht gleich ‘ne Untergrundbahn?
    Wenn unsere Pferdebahn verschwindet, ist Neustadt nur noch halb so schön. Elektrische Straßenbahnen gibt’s schließlich überall.“
    Aber seine Mutter sagte: „Wenn es nur noch eine Geldfrage ist, behält Neustadt seine Pferdebahn bis zum Jüngsten Tag.“ Daraufhin nahm Emil getrostet das letzte Stück Apfelkuchen vom Teller und tat seine Pflicht.
    Der Oberwachtmeister erkundigte sich höflich, ob man rauchen dürfe. Frau Tischbein sagte: „Aber selbstverständlich, Herr Jeschke!“ Der Gast holte eine große schwarze Zigarre aus dem Lederetui, zündete sie an und hüllte sich in dichte blaugraue Wolken.
    Dann erhob sich Frau Tischbein, setzte die Tassen und Teller zusammen, trug das Geschirr in die Küche, kam zurück und erklärte, sie wolle rasch in die Drogerie laufen und Teerseife besorgen. In einer Stunde komme Frau Homburg zur Kopfwäsche.
    Emil stand auf und kaute schnell hinter.
    „Nein, mein Junge“, meinte die Mutter. „Ich gehe selber.“ Emil sah sie verwundert an.
    Herr Jeschke blickte zu Frau Tischbein hinüber, verschluckte bei dieser Gelegenheit zu viel Zigarrenrauch und kriegte das Husten. Als er damit fertig war, sagte er: „Emil, ich möchte mit dir reden. Gewissermaßen unter Männern.“ Draußen schlug die Vorsaaltür ins Schloß. Frau Tischbein war fort.
    „Bitte schön“, meinte Emil. „Ganz wie Sie wünschen. Ich begreife bloß nicht, wieso meine Mutter plötzlich davonrennt. Besorgungen gehören nämlich in mein Fach.“ Der Oberwachtmeister legte die Zigarre auf den Aschenbecher, schlug ein Bein übers andere und schnippte mit den Fingern Asche von seiner Litewka. (Es lag aber gar keine Asche drauf.) Er sagte: „Deine Mutter ist vielleicht gegangen, damit wir zwei uns in aller Ruhe unterhalten können.“ Dann blickte er verlegen an die Zimmerdecke.
    Emil schaute gleichfalls nach oben. Es gab aber gar nichts zu sehen.
    Der Oberwachtmeister holte seine Zigarre vom Tisch herüber und fragte unvermittelt: „Bin ich dir eigentlich sehr unsympathisch?“
    Emil fiel fast vom Stuhl. „Wie kommen Sie denn darauf? Das ist eine komische Frage, Herr Jeschke.“ Er dachte nach. „Früher hab’ ich allerdings große Angst vor Ihnen gehabt.“ Der Oberwachtmeister lachte. „Wegen des Denkmals, was?“ Der Junge nickte. „Solche Dummheiten haben wir doch auch gemacht, als wir Schuljungen waren.“
    Emil staunte. „Sie auch? Persönlic h?“ Der Polizeibeamte meinte: „Höchstpersönlich!“
    „Dann sind Sie mir sympathisch“, erklärte Emil.
    Herr Jeschke schien sich darüber zu freuen. Dann sagte er:
    „Ich muß dich nämlich etwas Wichtiges fragen. Mit deiner Mutter habe ich schon am vorigen Sonntag darüber gesprochen.
    Aber sie meinte, es komme auf dich an. Wenn es dir nicht recht sei, könne nichts daraus werden.“
    „So, so“,
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