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Emil und die drei Zwillinge

Emil und die drei Zwillinge

Titel: Emil und die drei Zwillinge
Autoren: Erich Kästner
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„So oft ich dran denke, komme ich mir wie’n Hanswurst vor.“

    „Es gibt keinen andern Ausweg“, sagte Emil. „Der Zweck heiligt die Mittel.“
    Pony stand auf.
    „Wo willst du denn hin?“ fragte die Großmutter.
    „Nach Hause schreiben. Wegen des neuen Kleids.“
    „Setz dich sofort wieder hin!“ befahl die Großmutter.
    „Schnappe nicht über!“ Sie schüttelte mißbilligend den Kopf.
    „Frauen sind doch manchmal zu albern!“
    „Das stimmt“, sagte Gustav. „Sie denkt schon, sie ist die Garbo.“
    Pony murmelte: „Trottel!“
    Er tat, als habe er’s nicht gehört, und erklärte: „Wenn ich’n Mädchen wäre, ginge ich vor Kummer ins Kloster.“
    „Und wenn ich ein Junge wäre“, antwortete Pony, „dann haute ich dir jetzt ein paar ‘runter.“
    Der Kapitän machte sich auf den Weg, um mit Jackie zu reden. Jackie war nicht im Hotel, sondern auf dem Tennisplatz.
    Der Kapitän pilgerte also vom Hotel zum Tennisplatz. Dort traf er den kleinen Artisten. Er las für die Spieler Bälle auf. Als er den Kapitän sah, rief er vergnügt: „Ahoi, Käpten!“
    „Ahoi!“ erwiderte der alte Herr Schmauch. „Kann ich dich mal einen Moment sprechen?“
    Jackie warf einem der Tennispieler zwei Bälle zu, las drei, die am Gitter lagen, auf und meinte: „Im Moment leider ganz ausgeschlossen, Käpten. Ich arbeite hier, wie Sie sehen. Pro Stunde krieg’ ich fünfzig Pfennig. Man muß doch leben, nicht?
    Ich kann das Herumfaulenzen außerdem nicht leiden.“
    „Aha“, sagte der Kapitän. „Wann bist du denn mit Arbeiten fertig?“
    „In einer knappen Stunde. Falls man mich dann nicht mehr braucht.“

    „Dann komm doch in einer knappen Stunde zu mir. Falls man dich dann nicht mehr braucht.“
    „Mach“ ich, Käpten!“ rief Jackie. „Ahoi!“ Dann warf er einem der Spieler wieder zwei Bälle zu.
    „Ahoi, mein Junge“, erwiderte der Kapitän und trottete heimwärts.
    Währenddem ging die Großmutter mit Emil und Pony im Walde spazieren. Es war ein herrlicher Wald. Zwischen den Bäumen wuchsen Farnkräuter, Ginsterbüsche, Walderdbeeren, Blaubeeren, Hundsveilchen und wilde Stiefmütterchen. Und Jelängerjelieber rankte sich bis in die höchsten Baumwipfel.
    Pony war weit zurück und pflückte Blumen.
    „Hast du deiner Mutter regelmäßig geschrieben?“ fragte die Großmutter.
    „Aber selbstverständlich! Sie schreibt mir doch auch einen Tag um den andern.“
    Sie setzten sich ins Gras. Auf einem Birkenzweig schaukelte sich eine Goldammer. Und auf dem Weg spazierten Bachstelzen geschäftig hin und her. „Ich habe deiner Mutter übrigens auch geschrieben“, sagte die Großmutter. „Aus Kopenhagen.“ Sie schaute einem Maikäfer zu, der auf einem Grashalm die Flügel ausbreitete und fortflog. „Wie gefällt dir eigentlich Oberwachtmeister Jeschke, mein Junge?“
    Emil blickte erschrocken hoch. „Was weißt denn du davon?“
    „Hast du etwas dagegen, daß mich meine Tochter fragt, ob sie wieder heiraten soll?“
    „Es steht doch längst fest, daß sie sich heiraten.“
    „Gar nichts steht fest“, erklärte die Großmutter. „Gar nichts steht fest.“

    Da kam Pony Hütchen angefegt. Sie zeigte ihren Blumenstrauß und rief: „Ich glaube, ich möchte Gärtnerin werden.“
    „Meinetwegen!“ sagte die Großmutter. „Meinetwegen werde du Gärtnerin! In der vorigen Woche wolltest du Krankenpflegerin werden. Vor vierzehn Tagen Drogistin. Mach nur so weiter, mein Fräulein! Mach nur so weiter. Nur daß du Feuerwehrmann wirst, erlaube ich nicht.“
    „Es ist auch schwer, einen passenden Beruf zu finden“, meinte Pony. „Wenn ich reich wäre, würde ich Pilotin.“
    „Wenn deine Großmutter Räder hätte, wäre sie ein Omnibus“, erklärte die alte Frau. „Und nun bringst du deinen Strauß in die Villa und stellst ihn in eine Vase! Hoppla, schöne Gärtnersfrau!“ Pony wollte im Wald bleiben.
    „Geh los!“ rief die Großmutter. „Emil und ich haben ein ernstes Gepräch miteinander.“
    „Ich schwärme für ernste Gespräche“, meinte Pony.
    Die Großmutter blickte ihre Enkelin streng an.
    Pony zuckte die Achseln. „Johanna geht“, zitierte sie. „Und niemals kehrt sie wieder.“ So zog sie ab.
    Emil saß eine ganze Weile still. Sie hörten Pony von ferne singen. Er fragte: „Wieso steht es noch nicht fest?“
    „Das weiß ich nicht genau. Also, wie gefällt dir der Gendarm?“
    „Ich kann nicht klagen“, meinte Emil. „Wir duzen uns schon.
    Heinrich heißt er mit Vornamen.
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