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Emerald: Hörspiel

Titel: Emerald: Hörspiel
Autoren: John Stephens , Alexandra Ernst
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schrie so laut, dass sich ihre Stimme überschlug, und sie hätte noch weitergeschrien, aber dann hörte sie andere Stimmen : Aus den Schatten der Bäume entlang der Schlucht tauchten die Frauen der Stadt auf. Das Haar offen, mit wehenden Schals und Umhängen, mit Fackeln und Laternen in den Händen, rannten sie herbei und riefen nach ihren Kindern. Die Szene hatte etwas so Vertrautes und Unheimliches, dass Emma nur stumm zuschauen konnte. Dann blitzte es auf – Abrahams Fotoapparat. Er hielt ihn an die Brust gedrückt und schaute überrascht drein, als ob der Apparat sich selbst ausgelöst hätte. Und Emma begriff, was Michael gemeint hatte.

    … Sorg dafür, dass er das Foto macht …
    Er hatte das Foto gemeint, das Abraham ihr und Kate an jenem Tag in seinem Zimmer gegeben hatte, das Foto, von dem Abraham behauptet hatte, es sei sein letztes gewesen. Das Foto mit den Namen der Kinder auf der Rückseite. Aber warum war es Michael so wichtig gewesen, dass Abraham dieses Foto schoss?
    Ein Jammern und Klagen erhob sich am Rand der Schlucht, und Emma drehte sich wieder zu dem Schiff um, das um die eigene Achse kreiselte und dann mit dem Heck zuerst zum Rand des Wasserfalls schoss; einen Herzschlag lang hing es da, und Emma umklammerte das Geländer der Brücke und sprach noch einmal den Namen ihres Bruders aus. Es war nur ein Flüstern. Michael. Dann stieg der Bug in die Höhe, das Heck sank ab, und das Schiff mitsamt seinen Passagieren kippte über den Rand der Klippe.
     
     
    Michael war auf einer Taurolle gelandet. Es dauerte ein paar Sekunden, bis er sich zurechtfand, denn das Schiff raste immer schneller und schneller auf den Abgrund zu, prallte erst gegen die eine Felswand, dann gegen die andere. Überall an Deck klammerten sich Kinder schreiend und weinend an die Reling, an Seile, aneinander. Er schaute zurück und sah die Silhouette der Bogenbrücke. Er betete, dass Abraham das Foto machen würde, dass Emma die Bedeutung seiner Worte verstanden hatte. Dann schob er diese Gedanken beiseite.
    Wie ein Betrunkener rannte er schwankend an einer Seite des Schiffs entlang und rief immer wieder nach Kate. Da packte ihn jemand am Arm. Es war Stephen McClattery. Er hielt ein kleines Kind an der Hand und schaute Michael entgeistert an.

    »Du bist zurück! Aber wie … ?«
    »Wo ist meine Schwester?«
    Stephen deutete nach vorn.
    Michael schrie: »Wir müssen alle Kinder zusammentreiben!«
    »Bist du verrückt? Sie können sich bei diesem Schlingern nicht rühren!«
    »Es muss sein! Das ist unsere einzige Chance!«
    »Aber …«
    »Tu es einfach! Bring sie zu meiner Schwester! Mach schon! Wir haben keine Zeit!«
    Einen Moment lang starrten die beiden Jungen einander an. Michael war jünger als Stephen, hagerer, einen halben Kopf kleiner, aber es bestand kein Zweifel, wer im Augenblick das Sagen hatte. Stephen nickte, wandte sich an zwei Jungen in seiner Nähe und schrie Befehle. Michael rannte weiter.
    Als er den Bug erreichte, fand er zwei Dutzend heulende, panische Kinder und Kate, die sich alle zu einem Kreis um Dr. Pym und das Buch zusammengekauert hatten. Dr. Pym war bewusstlos.
    »Michael! Was machst …«
    Er kniete sich neben sie. »Kate, hör zu …«
    »Nein! Du hättest nicht zurückkommen sollen!« Sie fing an zu weinen und auf ihn einzuschlagen. »Wer wird sich jetzt um Emma kümmern?! Du hättest nicht zurückkommen sollen !« Dann hörte sie mit dem Schlagen auf und lehnte sich nur noch schluchzend an ihn. »Du hättest nicht zurückkommen sollen …«
    »Nein! Schau mal, was ich mitgebracht habe!«
    Er griff in seine Jacke und zog sein Notizbuch hervor. Dann öffnete er es vorsichtig, weil der Wind ihnen um die Ohren pfiff,
und zeigte ihr das Foto. Kate erkannte sofort die dunklen Gestalten, die mit Fackeln und Laternen in den Händen durch den Wald liefen. Es war das Bild, das Abraham ihr und Emma gegeben hatte.
    »Wir können es benutzen! Wir können es in das Buch legen !«
    Aber Kate schüttelte den Kopf. »Was ist mit den anderen?«
    »Die habe ich hier!« Stephen zog einen ganzen Schwanz Kinder hinter sich her. »Einige jedenfalls. Die beiden da haben den Rest!«
    Er winkte zur gegenüberliegenden Seite des Schiffs, wo zwei ältere Jungen eine Gruppe Kinder vor sich hertrieben. Jetzt hatten sich nach Michaels Schätzung etwa dreißig panikerfüllte Kinder im Bug des Schiffes versammelt.
    »Sie sollen sich an den Händen fassen !«, schrie Michael. »An den Händen!«
    Stephen und seine
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