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Emerald: Hörspiel

Titel: Emerald: Hörspiel
Autoren: John Stephens , Alexandra Ernst
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Gefolgsleute nahmen den Ruf auf und gaben ihn weiter, rannten umher, schoben Kinder zusammen und brüllten ihnen ins Ohr, aber entweder verstanden die Kinder sie nicht oder sie waren einfach zu verängstigt, jedenfalls gehorchten sie nicht.
    »Wir brauchen Dr. Pym!« Kate schüttelte den alten Zauberer mit aller Macht.
    Michael dachte kurz nach. Dann befahl er Kate, mit dem Schütteln aufzuhören, und kramte in Dr. Pyms Taschen herum, bis er den Tabak gefunden hatte. Er schob dem Zauberer eine Prise davon unter die Nase und sogleich schnaubte Dr. Pym und schlug die Augen auf.
    »Hm«, sagte er benommen. »Was ist das?«
    »Dr. Pym«, stammelte Kate. »Wir sind auf dem Schiff! Wir
werden über die Klippe den Wasserfall hinunterstürzen! Wir haben ein Foto, aber die Kinder wollen sich einfach nicht an den Händen halten!«
    Dr. Pym nickte, schien nachzudenken und fragte dann wieder : »Was ist das?«, als ob er kein einziges Wort verstanden hätte.
    Während Kate wiederholte, was sie gesagt hatte, schaute Michael auf und sah, dass das Wasser verschwunden war. Vor ihnen war nur noch leere Luft.
    »Kate …«
    Weiter kam er nicht. In dem Augenblick kollidierten sie mit einer solchen Wucht mit einem Felsen, dass das Schiff herumgewirbelt wurde, sodass es nunmehr mit dem Heck nach vorne schoss.
    Und immer noch nahm die wilde Jagd kein Ende.
    »Zu spät!«, schrie Stephen. »Wir fallen!«
    Das Deck des Schiffs legte sich schräg und jetzt erst nahm Michael das Brüllen des Wasserfalls wahr.
    »Kate«, sagte Michael. »Es tut mir leid. Ich dachte …«
    »Schon gut«, sagte sie und drückte seine Hand. »Schon gut. Wir sind zusammen.«
    »Nimm das Foto, Katherine. Halte dich bereit.«
    Es war Dr. Pym. Seine Stimme war klar und scharf und duldete kein Zaudern.
    Kate nahm Michael das Foto aus der Hand und öffnete das Buch. Dr. Pym flüsterte etwas, und plötzlich hatte Michael Stephen an der Hand gepackt, der wiederum Kates Hand nahm. Und dann – gerade als das Schiff nach vorne kippte und immer mehr in Schräglage geriet – legte sich eine sonderbare Ruhe über die Kinder. Alle streckten die Hände aus und fanden in der
Dunkelheit die Hand eines anderen Kindes. So bildeten sie eine lange Kette, die sich um Dr. Pym und die Geschwister wand. Dr. Pym flüsterte immer weiter, bis jedes Kind ein Glied der Kette geworden war und das Schiff so schief lag, dass Michael sich mit aller Macht nach hinten lehnen musste, um nicht umzufallen. Er schaute nach unten und sah am Schiff vorbei in den Abgrund, und dann fielen sie. Sie fielen, alle miteinander, und Dr. Pym schrie: »JETZT!«
    Und dann schlug das Wasser über dem Schiff zusammen.
     
     
    »Es wird gut gehen«, wiederholte Emma, vielleicht zum vierten oder fünften Mal, vielleicht aber auch zum neunten. »Es wird gut gehen.«
    Ein paar Sekunden, nachdem das Schiff über den Rand gekippt war, hatte eine schreckliche, fassungslose Stille geherrscht. Dann hatten sie das Krachen gehört, weit unten auf den Felsen, und die Frauen am Rand der Schlucht waren auf die Knie gefallen und hatten geweint. In das Schreien und Jammern mischten sich andere Stimmen, die Stimmen der Männer, die hinter ihr die Schlucht entlangrannten. Aber sie drehte sich nicht um. Genauso wenig wie sie zur Klippe rannte, um in die Tiefe zu blicken oder auf die Stelle zu starren, wo das Schiff verschwunden war. Nein. Ihre Augen blieben fest auf den Wald hinter den Frauen geheftet. Und sie wartete.
    Bitte, dachte sie und packte das Brückengeländer fester. Bitte …
    Und dann erklang ein anderer Schrei. Einer, der die Frauen am Rand des Abgrunds zum Schweigen brachte. Es war die Stimme eines kleinen Mädchens, das nach seiner Mutter rief.

    Das Mädchen kam zwischen den Bäumen hervorgerannt, und eine der Frauen stöhnte laut, sprang auf und rannte zu ihr, schloss sie in ihre Arme. Und dann kamen immer mehr Rufe und Schreie und die Kinder strömten zu zweit oder zu dritt aus dem Wald und überall entlang der Schlucht spielten sich Szenen fassungslosen und freudigen Wiedersehens ab. Und Emma spürte, wie sich der feste Knoten der Angst in ihrem Inneren löste. Dann rannte auch sie auf den Wald zu. Vergessen war der Schmerz in ihrem Knöchel. Sie wusste, sie würden da sein. Sie wusste, sie würden sie nie im Stich lassen. Und voller Glück rannte sie in die wartenden Arme ihres Bruders und ihrer Schwester.

KAPITEL 24
Rhakotis
    »Ihr dürft keinesfalls vergessen«, sagte Dr. Pym, »dass ihr drei den Verlauf der
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