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Elvira, Rubina und Sabine

Elvira, Rubina und Sabine

Titel: Elvira, Rubina und Sabine
Autoren: Regina Noessler
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Bücher. Zuerst Kaffee!“
     
    „Nein! Messe!“ sagte Sabine.
     
    „Kaffee! Kaffee!“
     
    Natürlich bekam Claudia ihren Willen. Ihr Weg führte durch die Leipziger City, „sieht ja alles ganz anders aus als vor zwei Jahren“, bemerkte Claudia, „das sieht ja völlig anders aus! Aber da vorn, da um die Ecke, da ist die Pension.“
     
    Claudia hatte Sabine am Telefon mit dieser durchaus sympathischen Stimme eine Pension in Leipzig versprochen.
     
    „Die Pension heißt Pension 18. Oktober “, sagte Claudia, „ich lade dich ein. Oder war es der 7. Oktober? Oder hieß die Straße so, und die Pension heißt Karl Marx ? Oder umgekehrt? Ach, es sieht so anders aus als vor zwei Jahren. Jedenfalls, es war eine Revolution.“
     
    Sabine merkte nun langsam, dass sie sich Schritt für Schritt von dem Weg entfernten, der direkt zur Buchmesse geführt hätte, Claudia war ein Quengelchen, aber durchaus sympathisch und genau genommen sehr süß, jetzt quengelte sie: „Och Mööönsch‘ ich will Kaffee, können wir nicht einen Kaffee vorher?“ Und dass es hier ja gaaanz anders aussähe als vor zwei Jahren, betonte sie unverändert oft.
     
    „Da vorn, da! Da muss die Pension sein!“ Claudia begeisterte sich, „da! Da noch um die Ecke“, (wir sind schon um so viele Ecken gegangen, dachte Sabine), „ja ja, genau so sah es aus – rede ich dir eigentlich zuviel?“
     
    Sie standen vor keiner lauschigen Revolutions-Pension, sondern vor einer gigantischen Baulücke. Daneben war ein Café.
     
    Im Café hatten sie direkten Panoramablick auf die Baulücke, die sich als archäologische Ausgrabungsstätte irgendeiner Burg erwies. Sabine wollte jetzt etwas klären und sagte: „Was machen wir denn nun heute Abend? Wir haben am Telefon noch gar nicht darüber geredet.“
     
    Claudia erwiderte: „Mal gucken.“ Dabei strahlte sie Sabine an.
     
    Aha. Eine von den Wir-lassen-es-auf-uns-zukommen-Frauen.
     
    Während sie ihren Kaffee tranken, schraubten sich vor ihren Augen monströse Bohrer in die Erde.
     
    Und natürlich wusste Sabine, was sich in Claudias rosa Reisetasche verbarg: Dildos, ein ganzes Warenhaus voller Dildos, in allen erdenklichen Formen, Farben und Größen.
     
    Claudia hatte an diesem Abend nur sehr halbherzig ihre Sextoys präsentiert. Von sich hatte sie auch nichts gezeigt. Sie war nicht bei der Sache gewesen, das merkte Sabine, auch ohne sie zu kennen. Sabine war ein wenig enttäuscht – das also sollte alles von Claudia gewesen sein? Alles von ihrem durchaus knackigen Körper? So also sahen dann am Ende ihre Versprechungen aus?
     
    Allerdings war der gemeinsam gestaltete Erotische Abend in dem riesigen, gleißend hellen Kino anlässlich der Leipziger Buchmesse 1996 auch nicht dazu angetan‘ sich ins Zeug zu legen. Sabine hatte sich damit begnügt, einen spärlichen Auszug aus einem Buch, das von Frauen handelte, die immerzu geil aufeinander waren und auf jede nur erdenkliche Art miteinander vögelten, vorzu lesen, sie war ebenso wenig wie Claudia bei der Sache gewesen; und als der Bunte Abend zu Ende war, kannte niemand der Einheimischen weder eine Revolutions-, noch eine Karl-Marx-Pension, und so nahmen Claudia und Sabine das freundliche Angebot von Sandra, die im Kino Gläser spülte, bei ihr zu übernachten, gern an.
     
    Zu Sandra gesellte sich noch Jan, der, ganz Kavalier, die schwere, rosafarbene Tasche, in der die Dildos nach ihrer eher freudlosen Präsentation wieder verschwunden waren, zu seinem Auto trug. Claudia und Sabine setzten sich auf den Rücksitz des Autos.
     
    Überraschenderweise nahm Claudia dann Sabines Hand in die ihre und hielt sie fest. War das eine Annäherung? Ein Antrag? Jan fütterte den CD-Player, und erst jetzt nahm Sabine, der die rechte Hand fehlte, weil Claudia sie nicht losließ, all die beeindruckenden Leuchtarmaturen vorne im Auto wahr. Viel später in der Nacht würde Claudia ihr erzählen, dass diese Art Auto 50.000 DM kostete.
     
    Jan sah nicht auf die Straße, sondern unentwegt in den Rückspiegel; von dort peilte er Claudias linke und Sabines rechte Hand an.
     
    „Soll ich romantischere Musik machen?“ fragte er im Glauben, damit einen guten Scherz gelandet zu haben; das hatte er zumindest bei seiner Freundin Sandra, denn die dankte es ihm mit Lachen und einem bewundernden Blick. Unterdessen starrte Jan weiter in den Rückspiegel, so, als würde ihm mit dem Händchenhalten dort hinten ein Porno geboten, und da die Frage nach romantischer Musik
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