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Ella Vampirella

Titel: Ella Vampirella
Autoren: Marliese Arnold
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Gespenster sehen wollten,
     dann sollten sie sie auch haben!

Spurlos verschwunden
    Ella machte sich Sorgen. Sie suchte die ganze Burg ab, ohne Wolfi zu finden. Schließlich hockte sie sich auf den Kistenrand und stützte den Kopf in die Hände.
    »So ein dummer Kerl!«, schimpfte sie vor sich hin. »Hat sich einfach aus dem Staub gemacht, obwohl er mir versprochen hat hierzubleiben.«
    Sicher hatte sich Wolfi längst in einen Menschenjungen verwandelt. Was dann in seinem Kopf vorging, wusste Ella nie.
    »Er wird schon wiederkommen«, brummte Ella und versuchte, sich selbst zu beruhigen. »Er weiß ja, dass hier unsere Kisten stehen.«
    Aber sie wurde keine Spur ruhiger. Am liebsten hätte sie die ganze Umgebung nach Wolfi abgesucht. Aber wenn er gerade zu dieser Zeit zur Burg zurückkam, was dann? Wenn er sie nicht fand, würde er durchdrehen, ganz klar!
    »Ich muss hier warten«, murmelte Ella und baumelte mit den Beinen. »Unbedingt!«
    Doch das Warten fiel ihr schwer. Sie griff in die Kiste und holte den Blumenkranz heraus, den sie für Tante Esmeralda gewunden hatte. Er bestand aus Zweigen des Lebensbaums, Schierling, Eibe und Tollkirsche. Ella fand, dass der Kranz hübsch giftig geworden war, genauso wie Tante Esmeralda ihn liebte. Tante Esmeralda konnte sich den Kranz in ihren Sarg legen. Die getrockneten Pflanzen dufteten richtig gut.

    Ella zupfte ein paar Stängel zurecht und legte dann den Kranz zurück. Sie warf einen Blick auf den Mond, der langsam am Himmel entlangwanderte. Herrje, so lange dauerte es gar nicht mehr bis zum Morgen! Wenn ihrem Wolfi etwas zugestoßen war, würde ihr die ganze Geburtstagsparty keinen Spaß machen, so viel stand fest. Bei dem Gedanken, dass Wolfi nicht wiederkommen könnte, rollte Ella eine Träne übers Gesicht.
    Ella war so traurig, dass sie sich rückwärts in die Kiste plumpsen ließ, mitten auf den Kranz für Tante Esmeralda. Es pikste. Ella schnellte hoch.
    »Ach, du schwarzes Tollkirschenmus!«, schimpfte sie. »Jetzt ist der Kranz total zerdrückt! So kann ich ihn unmöglich Tante Esmeralda schenken.«
    Aus lauter Verzweiflung nagte sie an ihren Fingernägeln – eine Angewohnheit, über die sich ihre Mutter immer schrecklich aufregte. »Damit machst du eines Nachts noch deine wunderschönen Vampirzähne kaputt!«, meckerte sie dann.
    Doch jetzt dachte Ella nicht an ihre Mutter. Sie überlegte, wie sie den Kranz für Tante Esmeralda in Ordnung bringen konnte. Hier auf der Burg gab es keine Lebensbäume, nur Efeu, Holunder und Millionen von Brennnesseln.
    »Mit Efeu sieht der Kranz bestimmt auch ganz nett aus«, fand Ella. Sie musste auf den Burgturm schweben, um ein paar kräftige Zweige abzumachen, denn dort wuchs der Efeu am schönsten.
    Vom Turm aus hatte man eine gute Aussicht. Ella hielt die Hand vor ihre Augen, denn der Vollmond schien so hell, dass er sie blendete. Sie suchte die ganze Gegend nach Wolfi ab, aber sie konnte ihn nicht entdecken. Dort im Tal floss ein kleiner Bach – brrr! Auf der Wiese daneben standen einige Zelte. Ob Wolfi vielleicht irgendwo dort unten war? Ella schauderte. Sie machte sich Vorwürfe.
    »Hätte ich ihn doch bloß nicht allein gelassen! Ich bin schuld, wenn ich meinen kleinen, süßen Werwolf nicht wiedersehe! Ich ganz allein!«
    Sie schniefte und wischte sich über die Augen. Dann wandte sie sich wieder dem Kranz zu. Das lenkte wenigstens ein bisschen ab.
    Nach einer Weile hatte Ella den Kranz wieder hergerichtet. Sie setzte ihn sich probeweise auf den Kopf. Er passte genau. Wirklich schade, dass sie sich nicht im Spiegel sehen konnte. Sie nahm den Kranz wieder ab und schaute zum Himmel. Nicht mehr lange, dann würde es hell werden. Höchste Zeit, Vorsorge für den nächsten Tag zu treffen! Es ging nicht, dass die Kisten mitten auf dem Burghof stehen blieben. Jeder, der zufällig hierherkam, würde sie sehen. Ella grübelte. Bei ihrer Suche nach Wolfi hatte sie ein Gewölbe entdeckt, das einen kleinen Nebenraum hatte. Dort würden die Kisten besser aufgehoben sein.
    Ella trank einen Schluck
Bluta
, um sich zu stärken, dann stemmte sie sich gegen die erste Kiste. Sie strengte sich an, aber die Kiste bewegte sich keinen Millimeter von der Stelle. Ella fing an zu schwitzen. Sie musste es schaffen, bis die Sonne aufgegangen war. Sonst musste sie in der Kiste im Burghof schlafen, und wenn dann jemand versehentlich den Deckel hob … Nein, lieber nicht dran denken!
    Ella drückte mit aller Kraft gegen die Kiste. Endlich
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