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Ella Vampirella

Titel: Ella Vampirella
Autoren: Marliese Arnold
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ihm nicht?
    »Hast du den Anzug wirklich genommen?«, fragte Bert.
    Wolfi schluckte. »Ich … ich hatte doch nichts zum Anziehen«, stammelte er.
    Jetzt wurde der Lärm ringsum so laut, dass sich Wolfi die Ohren zuhielt. Die Jungen zerrten an seinen Ärmeln und Hosenbeinen.

    Wolfi riss sich los. Er schubste Simon zur Seite und rannte, so schnell er konnte. Weg vom Feuer, zwischen den Zelten hindurch und quer über die Wiese. Die Jungen stürmten hinter ihm her, doch Wolfi war schneller. Seine Füße berührten kaum den Boden. Er lief und lief, bis er sicher war, dass er seine Verfolger abgehängt hatte. Dann blieb er endlich stehen und rang nach Atem. Sein Herz schlug in einem irrsinnigen Tempo.
    Wolfi duckte sich hinter einem Strauch. Er war müde und erschöpft. Wie er es satthatte, ein Menschenjunge zu sein! Er schaute zum Himmel. Sobald die Sonne aufging, würde er sich in einen Wolf zurückverwandeln. Vorausgesetzt, er hatte das Fell … O nein, das Fell! Das hing ja noch an der Weide am Bach.
    »Verflixt«, knurrte Wolfi. Auf keinen Fall konnte er jetzt dorthin zurückkehren. Sicher schwärmten die Jungen noch überall auf der Wiese herum. Hoffentlich entdeckten sie das Fell nicht! Wenn sie es mitnahmen oder versteckten, musste er vielleicht für immer ein Menschenjunge bleiben … Wolfi schloss vor lauter Entsetzen die Augen und jammerte leise vor sich hin. Wenn Ella bei ihm geblieben wäre, wäre das alles nicht passiert …

Ihr seht ja Gespenster!
    Simon war so wütend wie noch nie. Zusammen mit seinem Freund Felix rannte er hinter Wolfi her, aber schließlich verloren sie seine Spur. Simon blieb keuchend stehen. »Verdammt, jetzt ist er uns doch entwischt!«
    »Wäre nur Bruno dabei!«, japste Felix. Bruno war sein Hund. Felix hatte ihn leider nicht mit ins Zeltlager nehmen dürfen. »Bruno hätte den Kerl geschnappt, glaubst du nicht?«
    »Ganz klar«, sagte Simon.
    »Der Typ ist mir von Anfang an komisch vorgekommen«, behauptete Felix. »Warum war er allein? Wetten, dass es gar keine Gruppe gibt, die sich Werwölfe nennt?«
    »Da kannst du Gift drauf nehmen.« Simon tippte sich an die Stirn. »Bei dem ist ’ne Schraube locker. Läuft nachts splitternackt durch die Gegend und klaut Klamotten von der Leine. Das macht doch kein normaler Mensch.«
    »Hm … Hast du seine Augen gesehen?«, fragte Felix vorsichtig. »Die Augenbrauen, meine ich. In der Mitte zusammengewachsen. Irgendwie unheimlich, findest du nicht?«
    Simon zuckte mit den Achseln.
    Felix redete stockend weiter. »In meinem Gruselbuch steht –« Er brach ab. »Nein, ich sag’s lieber doch nicht. Am Ende lachst du mich aus.«
    »Quatsch, ich bin doch dein Freund.«
    »Also – in dem Buch steht, dass Menschen, die zusammengewachsene Augenbrauen haben, Werwölfe sind. Und der Typ hat sogar von Werwölfen geredet!«
    »Unsinn«, sagte Simon mit heiserer Stimme. »Werwölfe gibt’s doch gar nicht.«
    »Ich hab mich ja auch bloß an die Stelle im Buch erinnert.«
    Simon fror plötzlich. »Glaubst du eigentlich an Gespenster?«, fragte er leise.
    »Früher mal. Jetzt nicht mehr.«
    Im Gebüsch fiepte etwas, und die beiden Jungen zuckten zusammen.
    »Nur eine Maus«, sagte Felix gepresst.
    »Völlig harmlos«, ergänzte Simon.
    Trotzdem schlotterten den Jungen beim Weitergehen die Knie. »Es hat keinen Sinn mehr«, meinte Simon nach einer Weile. »Der Kerl ist untergetaucht. Wahrscheinlich kriege ich meinen Trainingsanzug nie wieder.«

    Sie kehrten um und gingen langsam zum Zeltlager zurück.
    Schweigend schlüpften sie in ihr Zelt und in ihre Schlafsäcke. Aber sie konnten in dieser Nacht kein Auge zutun.
    Felix wälzte sich unruhig hin und her. Er musste immer wieder an den fremden Jungen denken. Gegen Morgen hielt er es nicht mehr im Zelt aus und kroch hinaus.
    »Wo willst du hin?«, fragte Simon.
    »An den Bach, mich ein wenig umsehen«, antwortete Felix. Simon kam mit.
    Es war noch ganz früh. Am Horizont zeigte sich ein schmaler heller Streifen, sonst war es noch finster. In den Weiden am Bachufer sangen laut die Amseln.
    Felix starrte versonnen auf das fließende Wasser. »Um diese Zeit beißen die Fische am besten.«
    »Gibt’s hier Fische?«, fragte Simon.
    »Keine Ahnung«, erwiderte Felix.
    Plötzlich hörten die beiden, wie es in der Nähe raschelte.
    »Sch«, warnte Felix und legte den Finger an die Lippen. »Da kommt wer.« Gespannt schauten die Jungen nach links. Eine Gestalt tauchte am Ufer auf. Simon hätte fast
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