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Ella und die Tischoma

Ella und die Tischoma

Titel: Ella und die Tischoma
Autoren: Lina Ebhard
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haben sich die Frauen, Männer und Kinder noch fein herausgeputzt, mit Anzug und Krawatte. Man ging die Prozessionen mit und auf Wallfahrt. Und alle machten es gerne, sogar die Kinder. Heute haben die meisten Menschen kaum mehr dafür Zeit. An Feiertagen hat man nicht gearbeitet, auch das wird heute nicht mehr so ernst genommen, weil man nicht kann oder will. Aber jetzt bin ich vom Thema abgekommen. An dem Tag meiner Erstkommunion bin ich mit meiner Taufpatin, nach der ich benannt bin, zum Fotografen gegangen.“
    Konradine stand auf und kramte ein paar Fotos aus einer Schublade. „Seht, das bin ich, als ich so alt war wie ihr!“
    Die Kinder staunten nicht schlecht. „Du bist dünn und siehst brav aus“, stellte Simon fest.
    „Danke für das Kompliment.“ Konradine erzählte weiter. „Nach der Kirche gingen wir essen. Viele konnten sich diesen Luxus nicht leisten. Weil die Kommunion ein derart bedeutender Tag war, haben meine Eltern gespart, damit wir diesen Tag so feiern konnten.“
    „Gab es Geschenke?“, fragte Naomi.
    „Meine Eltern schenkten mir das Essen. Von meiner Oma bekam ich ein Kreuz mit einer Kette. Das hatte sie schon zur Kommunion bekommen. Ich habe es immer noch. Meine Patentante schenkte mir die Kerze und etwas ganz Besonderes. Zumindest war es das für mich. Wir gingen in einen feinen Laden und sie hat mir eine Orange und eine Banane gekauft. Das war damals sehr teuer und ich hatte zuvor noch nie in meinem Leben weder eine Orange noch eine Banane gegessen.“
    „Und wie war der erste Bissen?“
    „Ich weiß es nicht. Ich war so stolz auf diese Gabe, dass ich das Obst lieber anstarrte und abmalte, als es zu essen. Es ist leider verdorben und meine Eltern waren entzürnt.“
    „Sonst hast du nichts bekommen?“ Simon klang entrüstet.
    Konradine schmunzelte. „Handy und Computerspiele waren noch nicht erfunden und kaum jemand besaß Geld. Ich war glücklich. Denkt noch mal an das neunte Gebot. Das mit der Genügsamkeit. Wir kannten diesen Geschenkereichtum nicht, den es heute gibt. Zum Geburtstag gratulierten mir meine Eltern mit einem Kuss. Der Namenstag bedeutete übrigens mehr als der Geburtstag. Der Namenstag wurde gefeiert: Meine Patentante wurde eingeladen und mit Kaffee und Kuchen verwöhnt. Zu Weihnachten brachte das Christkind warme Kleidung und mit viel Glück ein Buch.“
    Ella war sprachlos. Sie musste Oma Johanna anrufen und sie bitten, ihr ein paar Geschichten aus ihrer Kindheit zu erzählen. Das war so spannend. Ella bekam immer Geschenke zum Geburtstag. Zum Namenstag und zum Tauftag schickte ihre Patentante Elisa eine Karte und ein kleines Geschenk. Meistens war es ein Buch, in das Tante Elisa stets schrieb: für mein Lesemäuschen, das mehr Bücher verschlingt als eine Maus Käse.
    Ella grinste. Tante Elisa war echt klasse. Leider wohnte sie in Irland und sie konnten sich nur selten sehen. Aber sie schrieben sich viele E-Mails, telefonierten und schickten einander Fotos.

Kapitel 18
Ein unverhoffter Anruf
    Das Telefon klingelte. Ella betrachtete eine Weile die Nummer. Sie wusste, wessen Nummer es war: Sophies. Ella war unschlüssig, ob sie rangehen sollte. Wollte sie mit ihr sprechen? Ella war noch immer enttäuscht von ihrer einst besten Freundin. Von Neugier erfüllt war sie allerdings auch. Die Neugier siegte über die Enttäuschung. Ella drückte auf den grünen Knopf.
    „Ella Munte“, sagte sie.
    Schweigen.
    „Ella Munte“, sagte sie erneut.
    „Hi Ella, hier ist Sophie!“
    „Hallo Sophie!“
    „Stör ich dich?“, fragte Sophie.
    „Ich bin noch mit meiner Freundin verabredet. Ein paar Minuten verbleiben noch. Wie geht’s?“
    „Das freut mich, dass du eine Freundin gefunden hast!“
    „Meine anderen haben mich schon vergessen. Aus den Augen, aus dem Sinn. So ist das halt“, rutschte es Ella heraus. Aber warum sollte sie so tun, als sei alles in Ordnung? Diese Sache musste endlich geklärt werden.
    Sophie seufzte. „Es tut mir leid, Ella!“
    „Was tut dir leid?“, hakte Ella nach.
    „Ich hätte dir sagen sollen, dass ich nicht kommen kann und dass ich mit Laura wegfahre. Laura und ich wollten unbedingt zum Gesangstraining mitfahren“, rechtfertigte sich Sophie.
    „Verstehe. Das ist Grund genug, mich anzulügen.“
    „Ich wollte dich nicht verletzen. Ich dachte, du würdest es nicht merken.“
    „Das ging wohl daneben“, meinte Ella knapp.
    Schweigen auf der anderen Seite.
    „Hat sich die Lügerei wenigstens gelohnt?“ In Ellas Stimme schwang
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