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Ella und die Tischoma

Ella und die Tischoma

Titel: Ella und die Tischoma
Autoren: Lina Ebhard
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damit gemeint war.
    „Wie lautet das erste Gebot?“, wollte Konradine wissen.
    „Du sollst keine anderen Götter neben mir haben“, sagte Naomi.
    „Sehr gut, Naomi. Und was glaubst du, wollte Gott mit diesem Gebot bewirken?“
    Naomi überlegte. „Vielleicht will er bei den Menschen an erster Stelle stehen. Sie sollen nur ihn lieben und verehren und nicht mehrere gleichzeitig.“
    Konradine nickt erfreut. „Das zweite lautet: Du sollst den Namen Gottes nicht verunehren.“ Konradine blickte in die Runde.
    Simon meldete sich zu Wort. „Es könnte bedeuten, dass wir den Namen Gottes nicht in Schimpfwörtern benutzen sollen. Oder ihn nicht zum Fluchen missbrauchen sollen.“
    „Du solltest überhaupt nicht fluchen“, meinte Alexander.
    „Das ist nicht so verkehrt. Hat jemand noch eine Idee? Katharina?“
    „Wenn wir einen Test nicht schaffen, sollten wir den Fehler bei uns suchen und nicht bei anderen oder bei Gott.“
    „Ihr seid super. Schreibt diese Sachen gleich mal auf euer Blatt. So könnt ihr euch die Zehn Gebote besser merken. Ich bin mir sicher, der Herr Pfarrer fragt sie ab und auch den Sinn, der dahintersteckt!“
    Die nächsten drei Gebote verstanden alle Kinder: Dass man an Sonntagen beziehungsweise an Feiertagen nicht arbeiten sollte, wusste jeder. Ella überlegte kurz. Papa war am Wochenende ab und an unterwegs. Wenn eine Kuh kalbte, konnte sie es schlecht auf Montag verlegen. Dafür hatte Gott bestimmt Verständnis!
    Das vierte und fünfte Gebot waren logisch. Ehre Vater und Mutter! Und: Du sollst nicht töten!
    „Konradine, ich verstehe das sechste Gebot. Du sollst nicht ehebrechen. Das bedeutet, dass mein Papa sich keine andere Frau suchen soll. Aber ich bin nicht verheiratet.“
    „In einer Beziehung, egal, ob zwischen Mann oder Frau, unter Freundinnen und Freunden, Verwandten und Bekannten geht es immer um eins: um Vertrauen. Würde dein Vater deine Mutter betrügen, könnte sie ihm nicht mehr vertrauen. Und auch dein Vertrauen in deinen Vater wäre angeknackst. So wie du nicht willst, dass dir jemand wehtut, solltest du niemanden verletzen. Verstehst du, was ich damit sagen will?“ Ella nickte. Eddie hatte ihr Vertrauen missbraucht. Aber sie mochte ihn und deshalb hatte sie ihm verziehen.
    Das siebte und das achte Gebot waren einfach: Du sollst nicht stehlen! Und du sollst nicht lügen! Ella grinste Eddie an. „Du sollst nicht lügen, nicht einmal notlügen, egal, worum es geht.“
    „Du sollst nicht begehren deines nächsten Frau.“ Konradine las das neunte Gebot vor.
    „Das ist das gleiche wie das sechste Gebot“, warf Simon ein.
    „Ersetze die Frau mit etwas anderem. Einem Fahrrad. Einem Handy. Einem Urlaub. Was bedeutet es dann?“
    Simon dachte nach. „Hmm. Ich soll nicht begehren Alexanders Handy“, murmelte er. „Ich soll nicht neidisch sein und den anderen ihre Sachen gönnen.“
    „Das trifft eher auf das letzte Gebot zu: Du sollst nicht begehren deines nächsten Hab und Gut.“ Konradine überlegte kurz. „Ich habe mich unverständlich ausgedrückt. Es ist vielmehr so gemeint, dass man nicht immer alles haben muss. Man soll lernen, sich zu beherrschen und auch mal zu verzichten. Denkt an Weihnachten. Da ist doch die Wunschliste an das Christkind besonders lang. Aber brauchst du unbedingt das allerallerneueste Handy, wenn dein altes noch funktioniert? Man könnte dieses Gebot auch mit Genügsamkeit übersetzen.“
    Simon nickte. „Jetzt hab ich es kapiert!“ Konradine blickte in die Runde und sah sechs nickende Köpfe.
    „Konradine, wie waren deine Kommunion und deine erste Beichte? Bestimmt ganz anders!“
    Konradine nickte lachend. „Ein guter Punkt und gleichzeitig eure Hausaufgabe. Fragt eure Eltern, Omas, Opas, Tanten, Onkeln, Großtanten, wie sie die Beichte und die Kommunion erlebten. Ihr werdet spannende Geschichten hören, viel Neues lernen. Die besten erzählt ihr euch in der nächsten Gruppenstunde. Aber nun zu mir. Meine Güte, ist das lange her! Lasst mich mal überlegen.“
    Konradine schloss kurz die Augen. „Unser Pfarrer damals war sehr streng. Vor der Beichte musste jeder die Zehn Gebote aufsagen. Wenn man es nicht konnte, musste man als Strafe zehnmal das Vater Unser aufschreiben. Mit der Hand. In Schönschrift. Was ich gebeichtet habe, weiß ich nicht mehr. Es kann nichts Schlimmes gewesen sein. Ich musste nur drei Vater Unser beten. Die Kommunion war ein wichtiger Tag. Überhaupt waren die religiösen Feiertage wirkliche Feiertage. Da
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