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Ella und die falschen Pusteln

Ella und die falschen Pusteln

Titel: Ella und die falschen Pusteln
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Meinung nach konnte das nur ein Tierarzt sein. Was die zwei anderen Ärzte mit Krawatten waren, kriegten wir nicht raus. Ihre Krawatten waren jedenfalls langweilig gestreift.
    »Da ist er, unterm Bett«, sagte jetzt der Kinderarzt.
    Wir wunderten uns nur, dass er sich gleich darauf an der Fensterscheibe mit dem Sprung zu schaffen machte.
    Nachdem sein Versteck entdeckt worden war, gab sich Pekka geschlagen und setzte sich aufs Bett.
    »Ich hab sie nicht mit Absicht kaputt gemacht«, sagte er zu dem Kinderarzt.
    »Kleine Unfälle kommen überall vor«, sagte der Kinderarzt.
    »Kleine Unfälle – geht’s vielleicht ein bisschen genauer?«, fragte der Tierarzt, der anscheinend nicht so lustig war wie seine Krawatte.
    Der Oberarzt mit der schönen Fliege hatte eine Mappe mitgebracht, die schlug er jetzt auf und las vor:
    »Alter siebzig Jahre, weiblich, Fraktur des linken Knöchels. Hinkt. Gips bereits entfernt. Elastischer Verband angelegt. Abschließende Kontrolle in einer Woche, eventuell Gehhilfe vonnöten.«
    Die Ärzte schauten Pekka mindestens genauso verblüfft an wie wir.
    »Der Patient sieht eher männlich aus und deutlich jünger«, bemerkte die Augenärztin mit der Perlenkette, während der Oberarzt mit gerunzelter Stirn in seiner Mappe blätterte.
    »Oder er ist für sein Alter in einer ausgesprochen guten Verfassung«, sagte einer der Ärzte mit den langweilig gestreiften Krawatten gut gelaunt.
    »Ein prima Sportler ist er in jedem Fall«, bemerkte der Kinderarzt, der gerade das Fenster mit der gesprungenen Scheibe aus den Angeln hob.
    Wir nickten einander zu und hoben die Daumen: Der Kinderarzt hatte was auf dem Kasten, wenn er vom Fenster aus rauskriegte, dass Pekka gut in Sport war. Das war Pekka nämlich wirklich. Und dazu konnte der Arzt auch noch Fenster reparieren!
    »So, Spaß beiseite«, sagte der Oberarzt, der endlich das richtige Blatt in seiner Mappe gefunden hatte. »Alter acht Jahre, männlich, klagt über Haut-, Kopf-, Herz-, Hals-, Ohren- und Magenprobleme. Dazu Blasen an den Füßen. Überwiesen zur Prüfung der Ursachen seiner Beschwerden.«
    Die Ärzte schauten Pekka schon wieder verblüfft an, nur der Kinderarzt nicht, der gerade mit dem kaputten Fenster aus dem Zimmer ging. Wir waren gespannt. Gleich würden wir hören, was dem Lehrer fehlte.
    »Ein bisschen viele Krankheiten für so einen kleinen Mann«, sagte einer der Ärzte mit den langweilig gestreiften Krawatten.
    »Ein bisschen viel Ärzte für so ein kleines Zimmer«, sagte Pekka.
    »Vorwärts, Kollegen, wir haben noch mehr Patienten!«, sagte der Oberarzt mit der schönen Fliege.
    Dann untersuchten sie Pekka, der sich dazu hinlegen musste. Der Oberarzt klopfte sich mit dem Finger gegen die Stirn.
    »Fehlt uns hier etwas, junger Mann?«
    »Ich glaube, ja«, sagte Pekka.
    Dann musste er den Mund aufmachen, und die Augenärztin schaute hinein.
    »Bist du manchmal heiser?«, fragte sie.
    »Heißer als was?«, wollte Pekka wissen.
    Wir fanden, das war eine gute Frage, aber die Augenärztin verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf.
    »Heißer als meine Mutter bestimmt«, sagte Pekka, nachdem er einen Augenblick überlegt hatte. »Mein Vater sagt immer, niemand behält im größten Schlamassel einen so kühlen Kopf wie sie.«
    Die Augenärztin schüttelte immer noch den Kopf. Außerdem warf sie dem Oberarzt komische Blicke zu.
    Dann sollte Pekka die Augen zumachen, und der Tierarzt mit der Mickymaus-Krawatte klopfte ihm mit dem Finger auf den Bauch.
    »Drückt da was?«, fragte er.
    »Nein, es kratzt«, sagte Pekka.
    »Du spürst ein Kratzen im Bauch?«, fragte der Tierarzt und runzelte die Stirn.
    »Nein, außen«, sagte Pekka. »Wie von einem Fingernagel.«
    Und so ging es weiter. Die Ärzte klopften und drückten und zogen an Pekka herum, dass dem Oberarzt mit der schönen Fliege ganz heiß wurde und er seinen weißen Kittel ausziehen musste. Als sie fertig waren, versammelten sie sich um Pekkas Bett, das heißt, alle außer dem Kinderarzt, der gerade mit einem neuen Fenster zurückgekommen war. Er hatte es aber noch nicht eingehängt, sondern untersuchte erst noch das Nachttischlämpchen, das Pekka runtergeschmissen hatte.
    »Mit der Birne selbst ist wahrscheinlich gar nichts«, vermutete er. »Scheint mir höchstens ein bisschen verdreht ... ja … genau.«
    »Also nichts wirklich Schlimmes«, sagte der Oberarzt.
    »Ein bisschen verdreht sind sie doch alle in dem Alter«, sagte der Tierarzt.
    »Der Fuß ist zum Glück auch
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