Ella in der Schule

Theaterstück sehr schön gewesen war und wir viel daraus gelernt hatten. Genau wie der Lehrer es sich gewünscht hatte. Natürlich hatte niemand von uns geahnt, dass Pekka und unser Lehrer auch Rollen in dem Stück spielten. Wir waren mächtig stolz auf sie, aber vor allem auf Pekka, weil er den Wolf vor dem hinterlistigen Rotkäppchen gerettet hatte.
    Das Stück hatte uns so gut gefallen, dass wir es sogar als Weihnachtsstück vorschlugen, aber der Lehrer war dagegen, weil er meinte, das ginge garantiert in die Hose.
    Danach schlugen wir ihm Batman, Superman, Die fünf Freunde und König Lear vor, aber nichts davon war ihm recht. Weihnachten rückte immer näher, und seine Stirnfalten wurden von Tag zu Tag tiefer. Bis er eines Tages richtig erleichtert aussah.
    Heidi und ich hatten da gerade Klassendienst. Wir waren vorne und gossen die zwei Topfpflanzen auf dem Lehrertisch, als Pekka, Tiina und Timo in die Klasse kamen. Der Lehrer hatte sie für die nächste Stunde Bastelsachen holen lassen. Pekka hatte eine Rolle Goldpapier unterm Arm, Tiina brachte Kleber und Timo Wunderkerzen.
    »Wo soll das Zeug hin?«, fragte Tiina.
    »Stehen bleiben!«, rief der Lehrer.
    Die ganze Klasse wurde stocksteif vor Schreck, Heidi und ich hinter dem Lehrertisch, Pekka, Tiina und Timo mit den Bastelsachen vor der Klasse und die anderen auf ihren Stühlen.
    »Alle mal herhören!«, sagte der Lehrer. »Was sagt euch das, was die drei hier vorne mitgebracht haben?«
    Wir sahen einander verwundert an.
    »Jetzt ist Bastelstunde?«, schlug ich vorsichtig vor.
    »Oder Pause?«, versuchte es Timo, der sonst fast alles weiß.
    »Nein, nein, nein.« Der Lehrer schüttelte den Kopf. »Ich will’s euch verraten«, sagte er schließlich. »Ihr da ...« Er zeigte auf die, die an ihren Tischen saßen. »Ihr seid Schafe, jedenfalls die meisten von euch. Und ihr drei ...« Er deutete auf Pekka, Tiina und Timo. »Ihr seid die drei Weisen aus dem Morgenland.«
    Die Münder der Schafe standen weit offen, und die drei Weisen sahen auch nicht viel schlauer aus.
    »Und ihr zwei seid natürlich Maria und Josef im Stall bei der Krippe«, erklärte der Lehrer. Damit meinte er Heidi und mich.
    Wir schauten den Lehrertisch an, der überhaupt nicht wie eine Krippe aussah, und auch unser Klassenzimmer war zwar ein bisschen durcheinander, aber doch kein Stall.
    »Versteht ihr? Die Weihnachtsgeschichte. Wir führen ein Krippenspiel auf!«, rief der Lehrer. Er war so begeistert, dass die Falten auf seiner Stirn komplett verschwanden.
    »Und was machen wir dann mit den Bastelsachen?«, flüsterte Pekka Timo zu.
    Unser Lehrer tänzelte fröhlich durch die Klasse, und Timo zuckte die Achseln. Pekka etwas von einer Königskrone und dem Glorienschein von Engeln zu erzählen hätte auch keinen Wert gehabt.

Die Versteigerung

    Wir hatten nur ein Problem: Die Weihnachtsfeier war in einer Woche, und wir hatten noch keine Kostüme. Unser Lehrer dachte, im Fundus der Schultheatergruppe müsse es nur so von Engelsflügeln und Hirtenumhängen wimmeln; aber leider hatte der Hausmeister alles der Heilsarmee für ihre Weihnachtssammlung spendiert. Unser Hausmeister hat einen Aufräumfimmel, das ist bekannt. Nur ein einziges abgewetztes Weihnachtsmannkostüm war noch übrig.
    »Und das gehört dem Hausmeister selbst«, brummte unser Lehrer. Dabei warf er die Hände in die Luft und rannte nervös vor der Klasse hin und her. Die Falten auf seiner Stirn waren wieder zurück, und ich glaube, sie waren noch tiefer als vorher.
    »Ich hab’s«, rief Pekka plötzlich.
    Der Lehrer blieb deswegen nicht mal stehen.
    »In der Halle war heute ein Aushang. Da stand: Versteigerung von Werkzeug, CDs, Büchern, Spielzeug und Kostümen«, fuhr Pekka trotzdem fort.
    Der Lehrer blieb immer noch nicht stehen. Stattdessen sauste er jetzt wie der Blitz aus der Klasse. Kurz darauf kam er mit komplett glatter Stirn zurück und küsste Pekka auf den Kopf.
    »Igitt!«, sagte Pekka.
    »Wir sind gerettet!«, jubelte unser Lehrer.
    Pekka, Mika, der Lehrer, seine Frau und ich gingen zusammen zu der Versteigerung. Die Frau des Lehrers ist eigentlich die Lehrerin der B, aber das hab ich, glaube ich, schon erzählt. Pekka, Mika und ich waren dabei, um ihnen später beim Tragen zu helfen.
    Bevor die Versteigerung begann, zählte der Lehrer noch mal das Geld, das wir für die Mickymaushefte bekommen hatten, die unser Lehrer und seine Frau auf ihre Hochzeitsreise mitgenommen hatten. Die hatten wir nämlich an ein