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Elke versteht das

Titel: Elke versteht das
Autoren: Wolfgang Brenner
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anzubändeln, und dass es besser wäre, sie würden ihr kleines Abenteuer nicht
     rumtratschen. Doch da wurde Schmalenbach an der Schulter gepackt und geschüttelt. Er fuhr hoch. »Was ist los?«
    Elke saß neben ihm im Bett. Hellwach. »Hast du schon geschlafen?«
    »Ich war gerade in der Tiefschlafphase. Es ist mitten in der Nacht.«
    »Es ist erst Viertel nach zwölf, Schmalenbach. Andere erleben um diese Zeit noch die ulkigsten Sachen – und du glaubst, du
     bist schon in der Tiefschlafphase. Oder habe ich dich gerade aus einem schönen Traum gerissen?«
    Schmalenbach fiel dieser Ralf oder Rolf oder Rudi wieder ein. Und er bekam einen mächtigen Schreck. Hoffentlichhatte er im Schlaf nicht den Namen seines Sex-Partners geflüstert. »Nein. Aber morgen um halb sieben ist die Nacht vorbei
     und ein harter Arbeitstag beginnt.«
    »Schmalenbach, ich kann nicht schlafen!«
    Musste sie ihn deswegen wecken? Er konnte nämlich schlafen. Und er brauchte seinen Schlaf – wie alle Kreativen.
    »Ich glaube, ich habe Hunger«, seufzte Elke. »Wahrscheinlich kann ich deshalb nicht schlafen.«
    Hunger? Man konnte nicht schlafen, weil einen das schlechte Gewissen plagte oder der Arbeitsdruck oder Beziehungsprobleme.
     Aber doch nicht weil man Hunger hatte – vor allem nicht, wenn man abends ein halbes Pfund Tagliatelle mit dicker Soße gegessen
     hatte wie Elke.
    Schmalenbach versuchte, an etwas Beruhigendes zu denken und wieder einzuschlafen. Um halb neun war eine Kreativkonferenz anberaumt,
     eine dieser gefürchteten Veranstaltungen, auf denen der Chef jeden Kreativen nach dem Stand seiner Projekte befragte. Das
     konnte peinlich werden.
    »Machst du mir ein Sandwich? Mit knackigen Salatblättern, Avocadoscheiben, Lachs und Meerrettich, du weißt schon, Schmalenbach.«
    Seit wann war er für nächtliche Imbisse zuständig? Es blieben ihm noch knapp sechs Stunden Schlaf. Viel zu wenig für einen
     Kreativen, der am nächsten Morgen dem Chef Rede und Antwort stehen musste.
    »Oder ein Tässchen Bouillon. In französischen Filmen holen Männer ihren Frauen nachts immer so ein dampfendes Tässchen Bouillon,
     wenn sie nicht schlafen können.«
    Da war ihm das Sandwich mit den knackigen Salatblättern ja fast lieber. Am liebsten wäre es ihm aber gewesen, Elke hätte endlich
     den Mund gehalten und das Licht gelöscht.
    »Tust du deiner armen, schlaflosen Frau einen klitzekleinen Gefallen?«
    Auch das noch. Die Mitleidstour. Und das nach Mitternacht. Früher hatten die Frauen mit der Hausarbeit und den Kindern so
     viel zu tun, dass sie abends todmüde ins Bett fielen und morgens Mühe hatten rauszukommen, um ihren Männern das Frühstück
     zu machen. Heute war das anders. Heute sahen sie französische Filme, in denen Paare Dinge taten, die völlig an der Realität
     vorbeigingen.
    »Bitte, schlafe jetzt nicht ein! Dann würde ich alleine wach bleiben, und das könnte ich in meiner derzeitigen Verfassung
     unmöglich ertragen, Schmalenbach.« Sie schüttelte ihn schon wieder an der Schulter. »Nicht einschlafen! Hörst du?! Du sollst
     mit mir reden, bitte erzähle mir was! Erzähle mir, was dich beschäftigt! Ich werde sonst wahnsinnig. Weißt du eigentlich,
     wie es ist, nicht schlafen zu können?«
    Und ob er das wusste. Schließlich versuchte er seit mindestens fünf Stunden weiterzuschlafen, aber sie ließ ihn nicht.
    »Wenn du mir schon nicht erzählst, was dich bewegt, dann frage mich doch was! Nur um eines bitte ich dich inständig: Rede
     endlich mit deiner Frau!«
    Sie würde ihm keine Ruhe lassen, das wusste er. Also richtete er sich auf. Es ging ihm nicht gut. Das hatte wirklich nichts
     mit diesem Ralf oder Rolf oder Rudi zu tun. Er vertrug es nicht, aus seinem verdienten Schlaf gerissenzu werden. Das war einfach eine Frage des Alters. Man braucht irgendwann seine Ruhephasen.
    »Es gibt sicher etwas, was du schon immer von mir wissen wolltest. Nun hast du die Gelegenheit dazu: Frage mich danach!«
    Also gut. Wenn sie dann Ruhe gab. »Wie ist das eigentlich – mit einem Mann?«
    »Was?«
    »Na ja, du weißt schon: der Sex?«
    »Was ist das denn für eine Frage?!«
    »Muss man die Fragen, die man an dich hat, vorher schriftlich einreichen oder was?«
    »Ich wundere mich nur. Andere Männer würden ihre Frauen nach ihren Wünschen und Sehnsüchten fragen. Du fragst mich, wie der
     Sex mit einem Mann ist. Oder hattest du einen bestimmten Mann im Sinn?« Sie rückte näher an ihn heran, was Schmalenbach in
     dieser
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