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Elizabeth II.: Das Leben der Queen

Elizabeth II.: Das Leben der Queen

Titel: Elizabeth II.: Das Leben der Queen
Autoren: Thomas Kielinger
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Gesellschaft gewesen, lebenslustig, aber ohne Hang zum Exzess und zu klug, um Bewerbern um ihre Hand zu schnell Hoffnungen zu machen. Zweimal ließ sie den Königssohn und seine Annäherungen abblitzen. Beim dritten Mal gab sie nach; 1923 heirateten sie und Bertie. Es war etwas an diesem leicht schüchternen Mann, das ihr Vertrauen gewann. Sein Sprachfehler, ein deutliches Stottern, hatte ihn bewogen, sich im Gegensatz zu seinem älteren Bruder, dem Thronfolger und Liebling der Frauen, in der Öffentlichkeit zurückzuhalten. Doch hinter Scheu und Stottern ahnte die junge Schottin Stetigkeit, Ehrenhaftigkeit und die Fähigkeit zu Loyalität und Liebe. Außerdem schätzte er, wie sie, das Land, die Jagd, die Pferde – ein
country gentleman,
bescheiden und geerdet und sichtlich unverdorben von königlicher Hybris. Das Paar wird in unserer Geschichte noch eine große Rolle spielen – er als König George VI., der mit «The King’s Speech» gerade in jüngster Zeit auch Filmgeschichte gemacht hat; sie als die Herzogin von York und spätere Königin Elizabeth an der Seite des Monarchen und danach, in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, als geliebte Queen Mother oder auch «Queen Mum».
    Das erwartete Kind des Herzogspaars rangierte in der Thronfolge hinter dem Prinzen von Wales, den man unter seiner wuchernden Ansammlung von sechs Vornamen nach dem letzten David nannte, und hinter dem eigenen Vater. Sollte David, der spätere König Edward VIII., unverheiratet und kinderlos bleiben, dann würde Berties Erstgeborene/r dem Onkel und Vater als unmittelbar Dritte/r in der Erblinie folgen. Aber eben nur unter der Annahmeder Nicht-Heirat von David. Wenn dieser wider Erwarten doch noch eine Familie gründen und Kinder bekommen sollte, würde der Spross der Yorks hinter diesen vollends auf einen «ferner liefen»-Platz in der Erbfolge rutschen. Ein Fall für den königlichen Rechenschieber, ohne den man beim Studium der britischen Monarchie ohnehin nie auskommt. Und eigentlich ein aussichtsloser Fall, zumindest was die Wahrscheinlichkeit anging, dass das Kind, mit zwei noch jungen Männern und möglichem Nachwuchs des Prinzen von Wales als Thronerben vor ihm, je die Krone tragen würde.
    Was um alles in der Welt aber hatte der Innenminister bei diesem Anlass zu suchen, ein politischer Komparse im königlichen Spiel? Für diese Frage hält die Geschichte eine interessante Antwort bereit, die der Historiker Ben Pimlott als «malerischen Glauben» beschrieben hat. Es war im Juli 1688, als Maria von Modena, zweite Ehefrau des regierenden James II., einen Sohn gebar, über den die protestantische Mehrheit des Landes in schiere Verzweiflung geriet. James nämlich verfolgte beharrlich den Plan, Englands Reformation rückgängig zu machen und das Land zu rekatholisieren. Ein Sohn aus der Verbindung mit dieser tiefreligiösen Italienerin musste demnach die Aussicht auf eine katholische Dynastie eröffnen, gegen die dann kein protestantisches Kraut mehr gewachsen sein würde. Doch Misstrauen meldete sich – hatte es von der Königin nicht geheißen, sie könne keine Kinder mehr bekommen, nachdem alle Nachkommen aus der Ehe mit James, bis auf eine Tochter, im frühesten Alter gestorben waren? Was hatte es mit diesem Sohn, mit James Francis Edward, für eine Bewandtnis? Ein Baby aus niederem Volk etwa, das in einer Wärmpfanne ins Kindbett geschleust worden war? Das «Wärmpfannen-Komplott» machte schnell die Runde, zumal berufene Zeugen wie der Erzbischof von Canterbury (den der König ins Gefängnis hatte werfen lassen) bei der Geburt nicht anwesend waren, sondern lediglich Beamte des Hofes, mögliche Mitverschworene also.
    Die Granden in London waren in Aufruhr und appellierten an Wilhelm von Oranien in Holland, das Land von dem «Papisten» James II. zu erretten. Der Oranier war verheiratet mit der einzig überlebenden Tochter des Königs, Mary, die anders als ihr Vaterprotestantisch optiert hatte. Noch im Herbst 1688 landete Wilhelm auf der Insel und trieb den Monarchen und seine Familie außer Landes, samt dem Erben, der sich später in der Verbannung als James III. der katholischen Stuart-Linie zum König in England, Schottland und Irland ausrufen ließ («the Old Pretender») und Gegenschläge aus Frankreich und Schottland anzettelte. In England dagegen hatte die unter dem Oranier William III. vollzogene «Glorreiche Revolution» königlichem Absolutismus und königlicher Willkür die Spitze gebrochen.
    Doch reichte das
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