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Elizabeth II.: Das Leben der Queen

Elizabeth II.: Das Leben der Queen

Titel: Elizabeth II.: Das Leben der Queen
Autoren: Thomas Kielinger
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Leidenschaft vermachte. Das Buch zum Tier, das um viele Fotos aus dem Familienalbum der Yorks bereichert wurde, folgte entsprechend bald: «Our Princesses and Their Corgis» (1936), gewidmet «allen Kindern, die Hunde lieben». Der Autor Henry Chance zählt acht Vierbeiner auf, die in der Royal Lodge im Windsor Great Park um die Kinder und die Eltern herumtollten: zwei Corgis, drei Labradors, ein Golden Retriever, ein schwarzer Cocker Spaniel und ein langhaariges Knäuel aus der tibetanischen Lion-Rasse. «Es gibt keine unbefangenere Königsfamilie als die unsere», schreibt der devote Mr. Chance, «so rücksichtsvoll, so bar jeder Künstlichkeit, so reich an menschlichen Qualitäten – es kann gut sein, dass Dookie und Jane, vernünftig wie sie als Corgis sind, instinktiv wissen, was wir wissen.» War das nun Hunde- oder schonwieder Personenkult? Wahrscheinlich beides, in Sirup getaucht. Corgi and Bess.
    Das königssüchtige Publikum der 30er Jahre jedenfalls war mit den Namen dieser Tiere, mit Dookie, dem Stammvater aller Corgi-Generationen der Queen, mit Jane, Soark, Flash, Scruffy, Mimsey und Stiffy vertraut wie mit Figuren aus einem Disney-Film. Margaret, die Schwester, zog es später mehr zu Dackeln, und als einer davon sich mit einem Corgi paarte, entstand eine neue Rasse, die «Dorgis», die ebenfalls viel Anklang unter Hundeliebhabern fanden. Richard von Weizsäcker sollte die Corgis nach seinem Staatsbesuch in England 1986 einmal dem Autor gegenüber als «die königlichen Schlummerrollen» bezeichnen. Waren Tiere Ersatz für den fehlenden Umgang der Prinzessin mit anderen Kindern? So haben die Biografen der Queen immer wieder gefragt. Auch in dem bereits erwähnten Buch von Marion Crawford klingt das Motiv des «poor little rich girl» an, die Wechselbeziehung zwischen der Simplizität in der Erziehung und der Einsamkeit der Prinzessin, die sich unter Tieren besonders wohl fühlte. «Ich würde einst am liebsten mit einem Bauern verheiratet leben und viele Pferde, Hunde und Kinder haben», teilt uns Crawfie als einen frühen Wunsch Elizabeths mit. Ist er nicht, bis auf den Bauern, in Erfüllung gegangen? Das heißt: Hat Prinz Philip nicht manchmal die Manieren eines ungehobelten Bauern?

    Corgi and Bess: Die zehnjährige Prinzessin Elizabeth mit Hund im Garten von 145 Picadilly, Juli 1936 (Foto: Lisa Sheridan)
    In einem weiteren dieser von der Mutter autorisierten und inspirierten Bücher, dem 1937 erschienenen «The King’s Daughters» von Lady Cynthia Asquith, begegnen wir einer bezeichnenden Szene, als Elizabeth Ende Juni 1927 ihre Eltern nach deren Rückkehr von ihrer halbjährigen Weltreise begrüßte. Ganz unschuldig formuliert die Verfasserin: «Das kleine Mädchen [sie hatte gerade laufen gelernt] war fast so freudig, seine Mutter wiederzusehen, als ob nicht die Herzogin, sondern eine große Volksmenge vor ihm gestanden hätte. Sein rundes Gesicht bricht in ein breites Lächeln aus und es breitet seine Arme aus.» Cynthia Asquith hielt das offenbar für berichtenswert, und die Mutter ließ es ihr in dem Manuskript durchgehen. Dabei sieht man hier sehr früh, wie in dem kleinen Geschöpf das Öffentliche und das Private bereits unauflöslichverknüpft – oder verwirrt? – waren, was den Grund gelegt haben muss zu der Scheu und der tastenden Vorsicht, die man der Queen nachsagt. Sie war nie eine Schauspielerin wie ihre temperamentvollere Schwester oder auch die Mutter, die einen ausgeprägten Sinn für Theatralik besaß. Alles war und ist für sie eine ernste Performance mit verpflichtenden Regeln. Das musste man lernen und über sich ergehen lassen, aber im Gegensatz zu ihrem Onkel David, dem späteren Edward VIII., lehnte sie sich, wie wir noch sehen werden, nicht dagegen auf.

    Die theatralische Bowes-Lyon, Herzogin von York, spätere Queen Elizabeth, dann Queen Mother: Vielleicht ist hier der richtige Punkt, einmal sie, die andere Elizabeth, näher in Augenschein zu nehmen. Sie konnte Royalty beschwingter angehen als später die Queen, ihre Tochter, waren die Voraussetzungen doch ganz andere. Erstens war sie nach 1936 nicht
queen regnant,
regierende Königin, was ihr, zweitens, erlaubte, als Gattin des stark gehemmten Monarchen nötige Lockerungsübungen zu vollführen, während George VI. zunächst auf seinem Podest verharren konnte. Das kam ihm bei seinen Problemen und einem entsprechend zurückhaltenden Temperament nur entgegen. Mit seiner Thronbesteigung wurde ein neuer Stern geboren, die
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