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Elizabeth II.: Das Leben der Queen

Elizabeth II.: Das Leben der Queen

Titel: Elizabeth II.: Das Leben der Queen
Autoren: Thomas Kielinger
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Eltern einer kriegsbedrohten Nation. Der Beaton-Touch trat nach dem Krieg noch einmal in seine Rechte, als der Fotograf 1953 den Zuschlag erhielt für die offizielle Ablichtung der Krönung von Elizabeth II., als Mittelalter und Moderne zusammenflossen zu einem visuellen Traum.

    Marion Crawford oder Crawfie, wie die Kinder und mit ihnen die Familie sie nannten, kam Anfang 1933 in den Haushalt der Yorks. Sie war selber eine Schottin – im Norden der Insel suchte man schon immer gerne jenes Material, aus dem gute Gouvernanten, ob nur Nannys oder auch Erzieherinnen, gemacht sind. Sie hatte in Edinburgh erste Kenntnisse in «Behavioural Science», in Kinderpsychologie, erworben, wollte später mit Kindern aus benachteiligten Familien arbeiten und schloss ihr
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mit einem Diplom ab. In den Sommerferien hatte sie sich als Gouvernante für die Kinder Lord Elgins verdingt, eines entfernten Verwandten der Strathmores. So wurde sie, noch nicht 24-jährig, den Yorks in London empfohlen, als Elizabeth ins Schulalter gekommen war. Aus der Probeanstellung von einem Jahr wurden fünfzehn Jahre treuester Dienstleistung, die erst nach Elizabeths Hochzeit und der Geburt von Prinz Charles zu Ende gingen. Niemand hat für die heranwachsende Elizabeth eine solche Rolle gespielt wie Crawfie; man muss sie dem Einfluss der Eltern gleichstellen.
    Aber die engen Beziehungen der Royals zu Marion Crawford brachen abrupt ab, als die Erzieherin 1950 das Buch mit dem Titel «The Little Princesses» herausbrachte, für das sie nicht die Erlaubnis der Yorks und des Hofes besaß. In dem Buch wurden die langen Jahre ihrer Tätigkeit in der königlichen Familie ausgebreitet, mit großer Liebe und Anhänglichkeit erzählt, aber nicht ohne eine Portion unabhängigen Urteils. Es war der erste Casus eines nicht autorisierten Erinnerungsbuches aus der Feder eines königlichen Angestellten, ein Genre, von dem es in den 80er und 90er Jahren viele Beispiele geben sollte, vor allem aus dem Umkreis von Charles und Diana. «Doing a Crawfie» – eine Crawfie machen, wurde zum geflügelten Wort für solche Indiskretionen.
    Es war das Pech der Schottin, dass sie am Anfang dieser Entwicklung stand, und als Erstling ereilte sie das Schicksal einer besonders harten Bestrafung: Sie wurde über Nacht aus den Annalen des Königshauses ausgemerzt, eine klassische Säuberung; niemand sprach mehr mit ihr, ihren Namen in Gegenwart der Royals auch nur zu erwähnen, galt als Majestätsbeleidigung. Sie verlor ihr Häuschen in Kensington Gardens, das ihr der Hof als Gunstbeweis bereitgestellt hatte, und musste sich nach Schottland zurückziehen, wo sie als verheiratete Mrs. Buthlay sich noch einige Jahre mit Büchern wie «Queen Mary» oder «Queen Elizabeth II.» einen Namen machen konnte. Doch nach dem frühen Tod ihres Mannes verfiel sie in Einsamkeit und Depressionen und wurde einmal nach einem Selbstmordversuch nur knapp gerettet. Sie starb im Februar 1988, mit 79 Jahren.
    An ihrem Haus in Aberdeen fuhren die königlichen Limousinen auf dem Weg nach Schloss Balmoral regelmäßig vorbei, aber keine hielt jemals an – es war, als habe es eine Marion Crawford nie gegeben. «Diese Schlange», zischte Elizabeths Schwester Margaret, als ihr Name doch einmal fiel. Dabei hatte Crawfie ihre wertvollen Memorabilia aus den Jugendjahren der Prinzessinnen – Fotos, Briefe, Aufzeichnungen und frühe Malversuche –, statt sie zu klingender Münze zu machen, testamentarisch der Queen überlassen und sie damit für das königliche Archiv in Schloss Windsor gerettet. Eine großzügige Geste. Es wird heute auch in Hofkreisen anerkannt,wie in allen Biografien der Queen nachzulesen ist, dass die gnadenlose Behandlung von Marion Crawford durch ihre Arbeitgeber und ehemaligen Vertrauten durch nichts zu rechtfertigen war. Mit ähnlich kalter Abweisung wurde nur Wallis, die Herzogin von Windsor, behandelt. Aber deren Platz in der königlichen Geschichte war schließlich von größerer Signifikanz als das harmlose Buch-Elaborat «The Little Princesses» der schottischen Gouvernante. Doch hatte sie ein königliches Diktat verletzt, das Verbot jeder Veröffentlichung, die nicht von Elizabeths Eltern kontrolliert und sanktioniert war. Das reichte, um sie in den äußersten Kreis der Finsternis zu verbannen.

    Sagten wir «harmlos»? Das war das Buch dann wohl doch nicht. Gewiss, auch bei Crawfie finden wir alle diese liebenswürdigen Gesten der Verbeugung vor königlicher Aura,
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