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Elizabeth II.: Das Leben der Queen

Elizabeth II.: Das Leben der Queen

Titel: Elizabeth II.: Das Leben der Queen
Autoren: Thomas Kielinger
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vertrautes Stück des nationalen Mobiliars.
    Doch das trifft nur zum Teil zu, denn kaum bekannt ist auch unter den heutigen Briten beispielsweise, wie raffiniert schon in Elizabeths frühester Jugend die Öffentlichkeit mit diesem jüngsten Spross der Royals «gefüttert» wurde, unter Anleitung ihrer Mutter, über deren PR-Talente moderne Agenturen verzückt gewesen wären. Die Jugendgeschichte der Queen ist in jeder Hinsicht eine Fundgrube, denn schon das Kind legte alle Eigenschaften an den Tag, welche die Menschen an der späteren Monarchin als «typisch» zu erkennen meinten. Sie war gradlinig und professionell, unaufgeregt, diszipliniert, pflichtbewusst, uneitel, ohne Allüren. Als sie am 11. Dezember 1936, gerade einmal zehnjährig, nach der Abdankung ihres Onkels Edward VIII. an die zweite Stelle der Thronfolge nach ihrem Vater rückte, hakte ihre jüngere Schwester Margaret leicht exaltiert nach: «Heißt das, dass du am Ende Königin werden wirst?» «Ja, ich denke schon», so die lakonische Antwort Elizabeths. «Sie kam nie mehr darauf zurück», berichtete Margaret später.

II
Die Erziehung der Prinzessin und die Regie ihrer Mutter
    «Sie hat ihren eigenen Kopf,
strahlt Autorität und Nachdenklichkeit aus,
was erstaunlich ist bei einem Kleinkind.
»
Winston Churchill, 1928
    «England kann glücklich sein,
die kleine Prinzessin zu haben,
ein fabelhaftes Kind.»

Adolf Hitler, 1936
    «Sie war immer sie selbst, très naturelle.»

Vicomtesse de Bellaigue,
Elizabeths Französischlehrerin, 1939
    «Der Herzog und die Herzogin von York
machten sich nicht allzu viele Sorgen um
die höhere Bildung ihrer Töchter.»

Marion Crawford, «The Little Princesses», 1950
    Eine neu geborene Prinzessin war zunächst auch ganz ohne PR der Focus allgemeiner Begeisterung. Früh wurde das Kind des Herzogs und der Herzogin von York Mittelpunkt eines unablässigen Medienrummels – den man eigentlich bis auf die Bekanntgabe der Schwangerschaft seiner Mutter zurückdatieren kann. Elizabeths Geburtstag war ein jährlicher nationaler Event und Winken ihre erste Amtshandlung. Amerika hatte seine ShirleyTemple, den 1928 geborenen Kinderstar, England seine Prinzessin Elizabeth; der stieg ihre Prominenz aber dank ihrer nüchternen, stoischen Veranlagung nicht zu Kopf. Hinzu kam nach 1936 an äußerer Gestik nur noch, was Marion Crawford, genannt «Crawfie», die Erzieherin von Elizabeth und ihrer 1930 geborenen Schwester Margaret Rose, den Kindern beibrachte: bei staatlichen Anlässen vor dem Königspaar, ihren Eltern, einen Hofknicks zu machen und in Gegenwart von Dritten nicht von «Ma» und «Pa» zu sprechen, sondern vom «King» und von der «Queen», den beiden Majestäten.
    Die zehn Jahre seit der Geburt Elizabeths kann man nur als das erste moderne Beispiel einer royalen Zelluloid-Karriere beschreiben. Gleich zu Anfang gratulierte man der Mutter zu diesem «berühmtesten Baby der Welt», das uns auf frühen Bildern mit seinen Botticelli-Locken anstrahlt. Das Foto-Zeitalter war in voller Fahrt, und niemand bediente den Fotoapparat und erste Amateur-Filmkameras leidenschaftlicher als die beiden Yorks, der Herzog und die Herzogin; davon wurde auch Elizabeth später infiziert. Überall sprossen Fotoagenturen aus dem Boden, erste Paparazzi umlagerten die York-Kinder, vor allem die Ältere. Ein Personenkult, ohne Frage, der von den Medien in aller Welt, nicht zuletzt in Amerika, geschürt und von der Herzogin geschickt lanciert wurde, um ihre intakte Familie als Gegensatz zu ihrem Schwager David, der keine hatte, in Szene zu setzen. Bertie aber schrieb an seine Mutter, Queen Mary, es mache ihm «fast Angst, dass die Menschen Elizabeth so sehr lieben». Der Teenager sollte schließlich fast ebenso viel Neugier auf sich ziehen wie seine Eltern, der König und die Königin.
    Berühmte Namen meldeten sich mit ihrem Urteil über das offenbar frühreife Kind. Winston Churchill schrieb nach einem Besuch auf Schloss Balmoral im Jahr 1928 an seine Frau Clementine über das zweieinhalb Jahre alte Mädchen: «Sie hat ihren eigenen Kopf, strahlt Autorität und Nachdenklichkeit aus, was erstaunlich ist bei einem Kleinkind.» Vielleicht aber auch nicht, bei einem Mädchen, das stark von der Anwesenheit der Großelterngeneration geprägt wurde. Während die Eltern sechs Monate lang, von Januar bis Juni 1927, auf Weltreise zu den Antipoden gingen, ließen sie ihre neunmonatige Tochter wechselweise in der Obhut von George V.und Queen Mary sowie der
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