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Elina Wiik - 03 - Der tote Winkel

Elina Wiik - 03 - Der tote Winkel

Titel: Elina Wiik - 03 - Der tote Winkel
Autoren: Thomas Kanger
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Andenken.«
    Sie bog auf den Skultunavägen ein und dann direkt hinter der Kirche auf einen schmalen, kurvigen, aber immerhin geteerten Weg. Es ging über den träge dahinfließenden Svartån, und bald umgab sie dichter Wald.
    »Lass uns hier in den Wald gehen«, sagte sie und hielt am Wegesrand an. Er stieg aus, öffnete den Kofferraum und nahm zwei Paar Gummistiefel und zwei Plastikeimer heraus.
    »Brauchen wir die auch?«, fragte er und hob zwei rote Metallkästen mit Metallstangen auf einer Seite in die Höhe.
    »Das sind Raffeln, sogenannte Beerenpflücker«, erwiderte sie.
    In Stiefeln stapften sie in den Wald. Sie versuchten, einen Pfad zu finden, sahen sich aber gezwungen, über umgestürzte Bäume zu klettern und unter den Zweigen dichtgewachsener Tannen hindurchzukriechen. Erst nachdem sie lange spazieren gegangen waren, lichtete sich der Wald zu einem Hang hin, an dem Preiselbeeren wuchsen. Die Stille und der Geruch von feuchtem Laub umgaben sie.
    Sie wusste, wie man die Raffeln benutzte. Er lachte über seine eigene Ungeschicklichkeit. Als es ihm schließlich gelang, zumindest ein paar Beeren von den Pflanzen zu streifen, holte sie ihre DV-Kamera hervor.
    »Das will sich deine Familie bestimmt gerne ansehen«, sagte sie und beugte sich vor, um Nahaufnahmen seiner pflückenden Hände und seines Gesichts zu machen. Er warf den Kopf zurück und lachte in die Kamera.
    »Jetzt zeige ich dir, wie es richtig geht«, sagte sie und steckte die Kamera in die Jackentasche. Sie machte sich systematisch an die Arbeit und hatte bereits ein Viertel des Eimers gefüllt, als sie zur Kuppe des Hangs gelangte. Er befand sich noch unten in der Senke und hatte eine wesentlich bescheidenere Ernte vorzuweisen. Als sie sich nach ihm umdrehte, sah sie, dass er auf einem Stein saß und rauchte. Sie wendete ihren Blick von ihm ab und schaute in die andere Richtung, über eine sandige Ebene. Wie eine Statue stand er da, der Elch. Gebannt starrte sie ihn an und zog langsam, ohne etwas anderes als den Arm zu bewegen, ihre DV-Kamera aus der Tasche und schaltete sie ein. Ihre Hände zitterten etwas, als sie den Zoom-Knopf suchte.
    Nachdem sie den Elch im Kasten hatte, rief sie nach ihm.
    »Jamal!«
    Sie drehte sich um.
    »Jamal?«

5. KAPITEL
    Der Wald hatte Augen. Bereits am Tag danach verständigte ein Waldarbeiter wegen des alten VWs die Polizei. »Der Wagen steht schon seit gestern dort. Vielleicht hat sich ja irgendjemand beim Pilzepflücken verirrt?«, hatte er dem Diensthabenden auf der Wache von Västerås erklärt. Dieser hatte die Kriminalpolizei verständigt, und Oskar Kärnlund hatte Henrik Svalberg gebeten, der Sache nachzugehen. Svalberg war eines von vier Mitgliedern der Mordgruppe, musste sich aber genau wie Elina um Routinefälle kümmern, wenn keine Morde vorlagen.
    Eine rasche Nachfrage bei der Zulassungsstelle ergab, dass der Volkswagen, ein blauer Passat, Baujahr 1985, Annika Lilja, Jahrgang 1979, gehörte, die in der Stenåldersgatan 31 in Västerås wohnte. Eine Vierundzwanzigjährige aus Bjurhovda. Svalberg schlug »Lilja« im Telefonbuch auf, aber bei Annika ging niemand an den Apparat. Dann setzte er seine Nachforschungen telefonisch fort. Die Eltern hießen Lennart und Disa und wohnten in der Fornminnesgatan. Beide Anfang fünfzig, Branthovda. Svalberg stellte fest, dass sowohl der Straßenname der Eltern als auch der der Tochter mit Geschichte zu tun hatte, ohne jedoch daraus irgendeinen besonderen Schluss ziehen zu können.
    »Lennart Lilja«, sagte eine Stimme am anderen Ende der Leitung.
    »Hier ist Henrik Svalberg von der Polizei Västerås. Entschuldigen Sie bitte die Störung. Ich hätte gerne mit Ihrer Tochter Annika gesprochen, falls diese bei Ihnen ist.«
    »Annika wohnt schon seit einigen Jahren nicht mehr bei uns. Worum geht es denn?«
    Svalberg erzählte, dass ihr Auto gefunden worden war und dass bei Annika zu Hause niemand ans Telefon ging. Er merkte, dass der Vater sofort hellhörig wurde.
    »Vielleicht ist der Wagen ja gestohlen worden«, meinte Lennart Lilja, merkte aber dann sofort selbst an: »Obwohl, das hätte Annika bemerken müssen. Sie fährt meistens mit dem Auto zur Arbeit.«
    Die Unruhe des Vaters drang durch den Telefonhörer zu Svalberg durch. Dieser stellte die logische Folgefrage: »Wo arbeitet sie denn?«
    »In einer Werbeagentur.«
    Er gab Svalberg die Telefonnummer.
    »Hat sie einen Freund? Vielleicht hat sie ja bei ihrem Freund übernachtet und nicht bemerkt, dass ihr Wagen
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