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Elina Wiik - 03 - Der tote Winkel

Elina Wiik - 03 - Der tote Winkel

Titel: Elina Wiik - 03 - Der tote Winkel
Autoren: Thomas Kanger
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dran.«
    Elina seufzte. »Und was passiert jetzt?«.
    »Formell ist der Beschluss noch nicht gefasst, aber in der Praxis steht er fest. Wir werden uns den Rest meiner Zeit die Verantwortung teilen. Ab morgen.«
    »Er ist also ab morgen mein Chef?«
    »Ja, allerdings bis auf Weiteres unter meiner Leitung, versteht sich.«
    »Glaubst du, dass er an der Mordgruppe festhalten wird? Und an mir in der Gruppe?«
    »Ich hoffe. Bislang hat es sich ja als richtige Initiative erwiesen, dass sich einige von uns auf Mordermittlungen spezialisiert haben. Außerdem war das eine Entscheidung, die an oberster Stelle gefällt worden ist. Du wirst vermutlich weitermachen dürfen.«
    »Mal seh’n«, murmelte Elina und erhob sich. In der Tür drehte sie sich noch einmal um. »Ich habe den Fall an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet. Du weißt schon, die Gusseisenpfanne. Morgen wende ich mich den Stapeln auf meinem Schreibtisch zu. Falls Jönsson nicht etwas anderes für mich geplant hat, versteht sich. Tschüs!«
    Es regnete, als sie das Präsidium verließ. Sie hatte keinen Regenschirm dabei. Ein Auto besaß sie auch nicht mehr. Nach fünf Anzeigen war es ihr gelungen, den Micra zu verkaufen. Sie hatte das Gefühl, mit dem Erlös für die fünf Jahre alte Klapperkiste gerade mal die Kosten der Anzeigen gedeckt zu haben. Der Gewinn, der ihr schließlich übriggeblieben war, würde höchstens für ein Moped reichen. Demnächst musste eigentlich von der Bank die Antwort auf ihre Nachfrage wegen eines Kredits kommen. Dann würde sie sich ein größeres und neueres Auto zulegen. Sie hoffte, dass sie mit einem neuen Auto auch wieder bessere Laune bekommen würde. Im Augenblick bemitleidete sie sich nur selbst, und das verabscheute sie.
    Auf dem Nachhauseweg durch den Nieselregen dachte sie darüber nach, wem sie eine E-Mail schicken und wen sie anrufen sollte. Immerhin gab es doch einige Leute, die sich über ihren Freispruch freuen würden. Sie wollte als Erstes ihren Vater anrufen, vielleicht kam ja auch ihre Mutter an den Apparat. Sie hatten sich Sorgen gemacht. Mit Nadia wollte sie erst später sprechen, wenn sie sich das nächste Mal verabredeten. Nadia würde jubeln und finden, dass diesem Schwein im Anzug nur recht geschehen sei, dass sie ihm erst den Finger gebrochen hatte und dass er jetzt auch noch Elinas Freispruch erleben musste.
    Elina lächelte, als sie an Nadia dachte. Und an Anton … ja, mit ihm sollte sie wohl ebenfalls sprechen.
    Sie hatte Anton letzten Herbst kennengelernt, er war ein Bekannter eines Exfreunds. Sie waren rasch ein Paar geworden, ein erster Händedruck hatte genügt. Er war genauso alt wie sie, wohnte in einer Zweizimmerwohnung im Stockholmer Stadtteil Kungsholmen und schlug sich mit Dokumentarfilmen und als Fotograf durch. Im Winter und Frühjahr hatte sie noch an diese Beziehung geglaubt, aber dann hatten sie seine Marotten immer mehr gestört. Nach dem Urlaub vor zwei Monaten war sie zu dem Ergebnis gekommen, dass er nur ein Ersatz für Martin gewesen war. Mit Martin hatte sie Schluss gemacht, als er seine Frau nicht hatte verlassen wollen. Sie hätte jetzt am liebsten Martin angerufen.
    Sie hatte Anton immer noch keinen reinen Wein eingeschenkt. Und morgen würde Jönsson als ihr neuer Chef an der Acht-Uhr-Besprechung teilnehmen. Sie tat sich wirklich leid.

4. KAPITEL
    Sie hoffte, dass er Spaß daran haben würde. Vermutlich hatte er noch nie Preiselbeeren in einem schwedischen Wald gepflückt. Mit ihrem rostigen VW fuhr sie zu dem Haus in der Stigbergsgatan und parkte an der Bordsteinkante.
    »Hallo, ich bin’s«, rief sie in die Gegensprechanlage. »Ich komme runter«, antwortete eine Stimme in gebrochenem Schwedisch.
    Er küsste sie auf die Wangen, bevor sie sich ins Auto setzten. Sie übernahm das Steuer.
    »Wir fahren in einen Wald, der Lillhäradsskogen heißt«, sagte sie. »Ich glaube zumindest, dass er so heißt, denn er liegt in der Nähe von Lillhärad.«
    »Ist das weit?«
    »Zwanzig Kilometer vielleicht.«
    Hinter dem Verkehrsknotenpunkt Skiljebo fuhr sie auf dem Österleden Richtung Norden. Keiner von beiden merkte, dass ihnen ein Auto folgte.
    »Schau mal ins Handschuhfach«, sagte sie.
    Er öffnete die Klappe und nahm eine kleine viereckige Kamera heraus.
    »Das ist eine DV-Kamera.«
    »DV?«
    »Eine digitale Videokamera. Ich habe sie von meinem Papa geliehen. Ich dachte, wir könnten im Wald filmen.«
    »Sozusagen als Andenken?«
    »Ja«, erwiderte sie und lachte. »Als
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