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Elina Wiik - 03 - Der tote Winkel

Elina Wiik - 03 - Der tote Winkel

Titel: Elina Wiik - 03 - Der tote Winkel
Autoren: Thomas Kanger
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angestrengt hatte. Tote sollten nicht einfach so im Wald verstreut liegen, dachte sie und sträubte sich innerlich gegen das Bild, das sich ihr bot.
    Henrik Svalberg und Elina zogen Schuhe und Strümpfe aus, krempelten die Hosenbeine hoch, untersuchten die Position der beiden Leichen zueinander und gingen dann, jeder für sich, in einem großen Bogen auf die tote junge Frau zu, um sich ihr aus zwei Richtungen zu nähern. Neben ihrem blonden, blutigen Kopf trafen sie sich wieder. Svalberg tastete nach ihrer Halsschlagader. Tot. Elina durchsuchte vorsichtig ihre Taschen. Sie fand eine Krankenversicherungskarte der Provinz Västmanland. Sie war auf Annika Lilja ausgestellt.
     
    Erkki Määttä und Per Eriksson von der Spurensicherung trafen gefolgt von zwei Streifenwagen in weniger als einer halben Stunde am Waldrand ein. Sie warfen einen raschen Blick auf den VW, dann begleitete Svalberg die Kriminaltechniker und eine der Streifenwagenbesatzungen zu den Leichen. Määttä widmete sich der Frau, Eriksson dem Mann, dessen Identität noch unklar war, obwohl das Aussehen des Opfers durchaus dafür sprach, dass es sich dabei um Jamal Al-Sharif handelte. Die beiden Polizisten in Uniform begannen damit, den Tatort abzusperren.
    »Habt ihr etwas gefunden, was als Mordwaffe hätte dienen können?«, fragte Määttä.
    »Um was könnte es sich deiner Meinung nach handeln?«, fragte Elina zurück.
    »Einen stumpfen Gegenstand. Vielleicht einen Stein oder irgendein Werkzeug. Aber such nicht jetzt danach. Wir müssen erst die Fußabdrücke sichern. Wer das getan hat, muss ihnen auf den Fersen gewesen sein.«
    Elina sah sich um, ohne sich von der Stelle zu bewegen. Sie konnte in der dichten Vegetation nichts Bedrohliches entdecken.
    »Ich lasse dann den Leichenwagen kommen, wenn ich mit den Opfern fertig bin«, sagte Määttä, während er weiter seine Arbeit verrichtete. »Vermutlich in einer Stunde. In anderthalb Stunden könnt ihr die Toten dann identifizieren lassen.«
    »Und alles andere?«
    »Das wird noch Tage dauern. Vielleicht auch Wochen. Wie lange habt ihr gebraucht, um hierher zu gelangen? Zwanzig Minuten? Wir müssen den ganzen Weg vom Auto bis hierher absuchen.«
     
    Elina und Svalberg klingelten bei den Liljas in der Fornminnesgatan. Sie hatten entschieden, dass Elina das Wort übernehmen sollte, obwohl Svalberg als Erster Kontakt mit Lennart Lilja aufgenommen hatte. Sie hatten beide den Eindruck, dass eine Frau geeigneter war, eine Trauerbotschaft zu überbringen. Außerdem bekleidete Elina einen höheren Rang als Svalberg, sie war Kriminalinspektorin und er nur Kriminalassistent. Das war eine Art Respektsbezeugung den Hinterbliebenen gegenüber.
    Elina bat darum, eintreten zu dürfen, und beantwortete Lennart Liljas Frage nicht, die dieser bereits in der Tür stellte. Mit einer zitternden Handbewegung führte er sie ins Wohnzimmer, in dem eine beigefarbene, geblümte Couchgarnitur stand. Ein dicker Teppich bedeckte das Parkett und auf dem Bücherregal waren Fotos zu sehen. Die Fensterbank zur Terrasse schmückten große Topfpflanzen. Die Gartenmöbel waren noch nicht weggeräumt worden. Ein gemütliches Zuhause, Sekunden bevor sich alles verändern würde.
    Eine Frau saß auf der Kante eines Sessels. Sie schwieg und schien fürchterlich angespannt zu sein.
    »Wir haben uns beide freigenommen«, sagte Lennart Lilja. »Wir hatten nicht die Kraft, zur Arbeit zu gehen, solange wir nicht wissen, wo Annika ist. Haben Sie etwas in Erfahrung gebracht?«
    Er sah Elina an, und sein Blick flehte um Gnade. Sagen Sie, dass sie in Sicherheit ist, bitte, bitte, sagen Sie nichts anderes!
    »Ich muss Sie auf das Schlimmste vorbereiten«, sagte Elina. Die Frau auf der Sesselkante hielt den Atem an. »Ich muss Sie bitten, uns zu begleiten. Es geht darum, eine Person zu identifizieren. Wir haben eine Frau gefunden … eine Tote, die Ihre Tochter sein könnte.«
    Der Mann kniete sich vor seiner Frau hin, umarmte sie und begann zu weinen. Die Miene der Frau war wie erstarrt. Elina zog sich mit Henrik Svalberg in den hinteren Teil des Raumes zurück.
    »Ruf einen Krankenwagen«, sagte sie leise. »Sag ihnen, wir haben eine Patientin im akuten Schockzustand.«
     
    Lennart Lilja stand reglos vor der Bahre mit der Leiche seiner Tochter. Elina berührte ihn von hinten an beiden Armen, verweilte einen Augenblick und führte ihn dann behutsam weiter. Als er den Mann auf der Bahre erblickte, sprach er mit fast unhörbarer Stimme den Namen
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