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Elina Wiik - 02 - Sing wie ein Vogel

Elina Wiik - 02 - Sing wie ein Vogel

Titel: Elina Wiik - 02 - Sing wie ein Vogel
Autoren: Thomas Kanger
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einem starken Konflikt zwischen Elina und Egon Jönsson gekommen, dem Kriminalinspektor, der die Gruppe leitete. Enquist hatte sich zwar loyal gegen Jönsson verhalten, schien aber auch ihr gegenüber keine Vorbehalte zu haben. Jetzt hatte er sie freundlich begrüßt.
    Alle vier waren sich darüber einig, wie die Arbeit jetzt vorangetrieben werden sollte. John Rosén und Elina würden Åkessons Haus aufs Genaueste durchsuchen. Elina würde mit den beiden Töchtern und der geschiedenen Ehefrau reden. Menschen aus Åkessons direkter Umgebung sollten vernommen werden. Man würde eine Befragungsaktion in der Nachbarschaft seines Hauses durchführen. Sein persönlicher Besitz musste gesichtet werden. Enquist würde damit anfangen, sich in Åkessons Freundeskreis umzuhören. Svalberg würde die Verantwortung für die Tür-zu-Tür-Befragung übernehmen. Anfangs würden sie nur von wenigen Kollegen unterstützt werden, so vielen, wie das Dezernat freistellen konnte. Dann würden sie sich gemeinsam mit seinen politischen Kontakten und früheren Kollegen befassen. John Rosén würde die gewonnenen Erkenntnisse zusammenfassen und weiterleiten.
    Gegen zehn Uhr abends stand ihr Plan. John Rosén trommelte mit dem Stift auf seinen Schreibtisch. Niemand schien aufstehen und nach Hause gehen zu wollen. Alle dachten dasselbe.
    »Was kann dahinter stecken?«, fragte Rosén. »Hat jemand eine Ahnung?«
    »Schwer begreiflich«, murmelte Svalberg.
    »Ich weiß es auch nicht«, sagte Enquist.
    »Jemand rollt einen Gemeinderat in einen Teppich ein und jagt ihm eine Kugel in den Kopf«, sagte Rosén. »So was habe ich noch nie gehört.«
    Einige Sekunden schwiegen sie.
    »Es ist brutal«, bemerkte Elina, »unnötig brutal.«
    »Wie meinst du das?«
    »Man muss sich ja nur Åkessons Schreck vorstellen, bevor er erschossen wurde. Vielleicht hat der Mörder noch mit ihm geredet. Gesagt, dass er ihn erschießen werde, und ihm erklärt, warum. Das muss ein Gefühl gewesen sein wie lebendig begraben zu werden.«
    »Also Hass«, konstatierte Enquist.
    »Und Rache«, fügte Rosén hinzu.
    »Aber wir wissen es nicht«, warf Svalberg ein. »Vielleicht wurde der Mörder bei einem gewöhnlichen Einbruch von Åkesson überrascht. Da hat er ihn mit vorgehaltener Waffe in einen Teppich gerollt, um das Haus nach Wertsachen durchsuchen zu können, und dann beschlossen, ihn zu erschießen.«
    »Warum?«
    »Vielleicht ist er verrückt. Oder er wollte einen Zeugen beseitigen.«
    »Wenn das so wäre, müsste irgendetwas gestohlen worden sein. Wir müssen die Töchter bitten, seinen Besitz zu sichten, um festzustellen, ob etwas fehlt.«
    »Wahrscheinlich ist es sinnvoller, erst dann Spekulationen anzustellen, wenn wir ein Stück weiter sind«, sagte John Rosén abschließend. »Ich schlage vor, wir hören jetzt auf und treffen uns morgen um acht.«
    Elina war ohne Jacke zur Arbeit gegangen und bekam eine Gänsehaut, als sie in die Abendluft hinaustrat.
    »Soll ich dich nach Hause fahren?«, fragte John Rosén.
     
    »Danke, das ist nicht nötig. Ich wohne auf dem Lidmansvägen.«
    »Wo ist das? Du vergisst, dass ich Göteborger bin.«
    Elina zeigte schräg nach links.
    »Nur ein paar Häuserblocks entfernt. Ungefähr mitten auf dem Oxbacken. Über den bist du schon viele Male gefahren. Ich habe eine Dreizimmerwohnung im dritten Stock.«
    »Dann also bis morgen«, sagte John Rosén.
    »Ich bin spätestens um halb acht da. Gute Nacht.«
    Sie sah John Rosén nach, wie er auf den Parkplatz zuging. Sie mochte ihn, hatte ihn vom ersten Tag an gemocht, als er im vergangenen Sommer in Västerås beim Dezernat anfing. Seine lässige Erscheinung kombiniert mit dem Gebaren eines altmodischen Gentleman gefiel ihr. Trotzdem wurde sie nicht recht klug aus ihm. Er hatte etwas, das sie bei anderen Polizisten noch nie beobachtet hatte. Eine gewisse Distanz zum Beruf, eine Art, ihn von außen zu betrachten, als wäre er nicht Teil der Gemeinschaft. Eine selbst gewählte Isolation, die sich nicht in Ungeschicklichkeit im Umgang mit anderen ausdrückte, sondern in einem Auftreten, das mit Worten schwer zu beschreiben war. Etwas, das sie sehr schätzte, von dem sie jedoch nicht wusste, worauf es gründete.
    Irgendwie, dachte sie, macht es ihn unnahbar.
     
    Als Erstes schaltete sie ihren Computer ein und öffnete ihre Mailbox. Den Computer und das Internet-Abo hatte sie sich im letzten Herbst angeschafft, weil immer mehr Kontakte mit Freunden und Verwandten über E-Mail liefen. Sie
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