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Elina Wiik - 02 - Sing wie ein Vogel

Elina Wiik - 02 - Sing wie ein Vogel

Titel: Elina Wiik - 02 - Sing wie ein Vogel
Autoren: Thomas Kanger
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wollte nicht wie alle anderen ihre Arbeitszeit zum Schreiben und Lesen privater E-Mails benutzen. Schon aus dem Grund, weil jeder, der ein wenig von Computern verstand, sich in ihre private Post einklicken konnte.
    Wie erwartet, hatte ihr Vater geschrieben. Früher hatte er sie häufig angerufen, aber nachdem Elina ihn davon überzeugen konnte, sich ebenfalls einen Computer und E-Mail anzuschaffen, mailte er lieber.
    Außerdem fand sie einen Brief von Susanne Norman, ihrer besten Freundin. Und einen von Martin. Sie lächelte, als sie die Absender der ersten beiden Mails las. Der dritte versetzte ihr einen kleinen Stich in den Magen.
    Ihr Vater Botwid schrieb über Åkessons Tod und dass er Elina im Fernsehen gesehen habe. Dann schilderte er in knappen Zügen, was bei einer Wahlkundgebung in Stockholm passiert war, an der er teilgenommen hatte, und was er getan hatte, als er nach Hause nach Märsta gekommen war.
    Er schrieb ihr fast jeden Tag. Sie versuchte ihm jedes Mal sofort zu antworten, doch da er Rentner war, stand ihm all die Zeit zur Verfügung, die ihr fehlte. Ihre Zeit reichte häufig nur für einen kurzen Gruß. Diesmal schrieb sie ein wenig ausführlicher und erzählte ihm, dass sie auf den ausdrücklichen Wunsch John Roséns an der Ermittlung im Mordfall Åkesson beteiligt sei, und wie sehr sie sich über die Arbeit freue.
    Susanne Normans Nachricht war kürzer. »Samstag Essen in der Stadt?« Elina antwortete mit Ja und fügte hinzu, dass sie Neuigkeiten habe, obwohl ihr klar war, dass Susanne schon alles wusste. In den regionalen und in den landesweiten Programmen war sie in jeder Nachrichtensendung aufgetaucht.
    Martins Brief las sie zuletzt. Er bestand aus drei Wörtern. »Ich bitte dich.« Sie löschte den Brief sofort, ohne zu antworten. Zu Kreuze zu kriechen kam für sie nicht in Frage. Der Entschluss sich von ihm zu trennen, war ihr fast unerträglich gewesen, da sie ihn liebte. Oder geglaubt hatte, ihn zu lieben. Jetzt, ein halbes Jahr später, war sie sich nicht mehr so sicher. Die Erkenntnis, dass es keine gemeinsame Zukunft für sie gab, hatte zum Bruch geführt. Sie glaubte ganz einfach nicht mehr daran, dass er seine Frau verlassen würde. Seitdem hatte er versucht sie umzustimmen, ohne sich jedoch zu dem nötigen Schritt durchringen zu können.

6
    »Ist das nötig? Ich verstehe nicht, was ich dazu beitragen könnte.«
    Annelie Björks Hände lagen fest gefaltet in ihrem Schoß. Sie trug ein hellgrünes Kostüm und saß mit geradem Rücken in einem Sessel. Hier ist es genauso ordentlich wie zu Hause bei ihrem Vater, dachte Elina.
    »Wenn Sie wollen, kann ich einige Fragen auf später verschieben«, sagte sie. »Aber wir haben schon eine Woche verloren. Der Gerichtsmediziner sagt, dass Ihr Vater vermutlich letzte Woche Mittwoch oder Donnerstag gestorben ist. Da wir keine Ahnung haben, wer es getan hat oder was hinter der Tat steckt, müssen wir uns ein Bild davon machen, wer Wiljam Åkesson war. Wir müssen wissen, mit wem er verkehrte, was seine Gewohnheiten waren, wer etwas gegen ihn hatte, alles. Sie gehören zu den Menschen, die uns weiterhelfen können.«
    »Er traf sich mit jedermann«, sagte Annelie Björk. »Er war der einflussreichste Mann von Västerås und hatte seine Finger in allem, was in der Gemeinde geschah. Feinde hatte er eine ganze Menge, schließlich war er Politiker. Aber wir leben ja in Schweden. Ein Liberaler erschießt keinen Sozialdemokraten. Was soll ich Ihnen also sagen?«
    Sie schaute gedankenverloren aus dem Fenster.
    »Ich möchte, dass Sie mir etwas von seinem Privatleben erzählen«, sagte Elina.
    Annelie Björk drehte sich zu Elina um. Eine Weile schwieg sie. Sie wirkte angespannt.
    »Er und meine Mutter haben sich vor fünfundzwanzig Jahren scheiden lassen. Keiner von beiden hat wieder geheiratet. Vermutlich hat er seitdem Frauen gehabt – aber das weiß ich nicht und will es auch gar nicht wissen.«
    »Hat er nach der Scheidung den Kontakt zu Ihnen und Ihrer Schwester aufrecht erhalten?«
    »Selbstverständlich. Ich war damals fünfzehn und Elisabeth zwölf. Wir waren oft bei ihm. Unsere Mutter hat uns keine Steine in den Weg gelegt.«
    Steine?, dachte Elina. Es muss eine schmerzhafte Scheidung gewesen sein.
    »Und danach, wie viel Kontakt hatten Sie da?«
    »Warum fragen Sie das? Was hat das mit der Sache zu tun?«
    »Wie gesagt, ich versuche mir ein genaueres Bild von Wiljam Åkesson zu machen. Und da sich die Person, die ihn umgebracht hat, in seinem
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