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Elfenzeit 6: Die wandernde Seele - Thurner, M: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele

Elfenzeit 6: Die wandernde Seele - Thurner, M: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele

Titel: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele - Thurner, M: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Vorteile auf meiner Seite gewesen wären. Doch die vorzeitig geführte Attacke des Prinzen warf meine Pläne über den Haufen. Nun ging es darum, die Sau davon abzuhalten, Laetico zu zermalmen.
    Mit weiten Sprüngen hetzte Cucurr los. Ein reizend anzusehendes Fellknäuel, weiß, mit schwarzen Läufen, das überhaupt nicht in diese Umgebung zu passen schien. Doch der Bluthase hatte gelernt, selbst in dieser ungewohnten Umgebung seine Vorteile zu nutzen. Er schlug Haken, folgte keinem bestimmten Bewegungsmuster und umtanzte die Sau, die sich mittlerweile zu ihrer vollen Größe aufgerichtet hatte. Ihre Zitzen waren schwer und teilweise vereitert. Wahrscheinlich war ein Großteil ihres letzten Wurfs verendet, und der Schmerz ihres Verlustes machte sie nochmals aggressiver.
    Cucurr erreichte sein Ziel. Er sprang der Waldsau in den Nacken, öffnete das schrecklich breite Maul, verbiss sich im weichen Fleisch der Halsregion. Er packte zu und würde nicht mehr loslassen. Mit seinem ganzen Gewicht würde er würgen und beißen und beißen und würgen, mit unfehlbarem Instinkt immer näher an die faltige Kehle des Muttertiers heranrutschen. Und mochte Cucurr auch sterben: Seine Kiefer würden sich nicht mehr öffnen.
    Ich tat einen Schritt vor, schlug mit Guirdach zu, traf den rechten Hinterlauf der Sau und wich sogleich wieder zurück. Beinahe hätte es mir die Waffe aus der Hand gerissen. Das monströse Tier folgte mir! Ungerührt von Cucurr in seinem Nacken, ungerührt von meinem Hieb, den es zumindest als unangenehm empfunden haben musste.
    Schwaches Licht drang hinter mir durch Blattwerk auf die Lichtung und erzeugte unangenehme Reflexe, die meinen Gegner weiter irritieren mussten. Ich bewegte mich, so gut es ging, auf dem feuchten, tiefen Boden, deutete einen Ausfall an und zog mich weiter zurück.
    Nur nicht zu nahe kommen!
, sagte ich mir. Waldsauen zeigten mitunter phänomenale Reflexe im Nahkampf. Sie umarmten ihre Gegner, umschlangen sie mit ihren Krallpfoten, mit denen sie selbst Wiedhopfen zerreißen konnten. War man einmal in diese Umarmung geraten, gab es kein Entkommen mehr. Die Waldsauen ließen sich auf das Opfer fallen und erdrückten es mit ihrem Körpergewicht, um es daraufhin in aller Gemütsruhe aufzufressen.
    »Ich ... komme!«, stotterte Laetico. Er hatte sich hochgerappelt und taumelte nun ebenfalls auf die Lichtung, mit dem Fangnetz in den Händen.
    Er sah fürchterlich aus; eine Fleischwunde zog sich quer über Wangen und Mund, unter dem feinen Tuch seines Hemdes trat Blut hervor, und seine Hände zitterten unkontrolliert. Dutzende Widerhaken von wilden Rosen hatten sich in Beine und Arme gebohrt.
    »Bleib, wo du bist!«, rief ich ihm zu.
    Die Sau witterte meinen Freund. Sie drehte sich beiseite, weg von mir. Der Widerspieß in ihrer Flanke bewegte sich mit der Drehung, prallte gegen einen Baum und zersplitterte. Cucurr hatte sich zentimeterweise vorgearbeitet und hing bereits unmittelbar neben der Gurgel des Tieres. Der Bluthase atmete schwer und gierig. Er wusste, dass er seinem Ziel nahe war. Roter Lebenssaft troff ihm aus dem Maul, das breiter und breiter zu werden schien.
    Dann stürmte die Sau auf Laetico zu! Wie hypnotisiert starrte der Erbprinz seinen Gegner an. Wahrscheinlich war er noch benommen und registrierte nur mangelhaft, was rings um ihn vorging. Er hielt das Fangnetz vor sich, dieses lächerlich wirkende Gespinst, als könnte es ihn vor der Wut und Wucht des um ein Vielfaches schwereren Gegners retten.
    Ich riskierte alles. Von der Seite kommend, näherte ich mich der Sau, sprang ihr auf den Rücken und hielt mich an den Rückgratborsten und den metallenen Resten des Widerspießes fest. Guirdach hatte ich beiseitegeworfen. Die Klinge war viel zu lang und für den Nahkampf ungeeignet. Mein Messer, das ich noch nicht mit einem Namen ausgezeichnet hatte, glitt wie von selbst in meine Rechte. Ich wusste, wo ich treffen musste. Doch wie sollte ich diesen winzigen Fleck anvisieren, dieses zentrale und durch massive Muskelstränge geschützte Nervenbündel, angesichts der Wucht, mit der mich die Waldsau hin und her schleuderte?
    Immer wieder stach ich auf sie ein, mit aller Macht, mit aller Verzweiflung. Laetico stand mit dem Rücken zu einem alten und ehrwürdigen Baum, von jeglicher Kraft verlassen. Er starrte mich, das Tier und Cucurr an, als könne er nicht glauben, was da vor sich ging. Wann hatte man schon davon gehört, dass ein Elf auf einer Sau ritt?
    Es war vielleicht der
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