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Elfenzeit 6: Die wandernde Seele - Thurner, M: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele

Elfenzeit 6: Die wandernde Seele - Thurner, M: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele

Titel: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele - Thurner, M: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Witterung aufgenommen! Willst du, dass man uns nachsagt, wir wären zu spät zum Ersten Blut gekommen?« Seine Wangen waren gerötet, und mit der Rechten fuhr er immer wieder über die schartige Kerbe seines meterlangen Widerspießes, seines liebsten Jagdwerkzeugs. Er hatte seine Mutter nicht bemerkt, hatte nur noch Augen und Ohren für die Jagd.
    »Bin schon da!«, rief ich zurück und eilte ihm mit langen Schritten hinterher.
    Täuschte ich mich, oder konnte ich tatsächlich die prüfenden Blicke Eirinyas in meinem Rücken spüren?
    Cucurr schlug an. Er hüpfte hoch, krallte sich in einen jungen Baum und zog eine lange Spur in das frische Holz, bis er wieder auf dem moosigen Erdboden landete.
    »Hast du was gerochen, mein Kleiner?«, fragte ich sanft. »Eine Beute, welche die anderen noch nicht gewittert haben?«
    Cucurr fuhr sich mit einem seiner Vorderläufe über die erdbedeckte Nase und nieste zur Bestätigung.
    Wie verabredet imitierte ich den Brunftschrei des Amstelrattlers. Es dauerte nicht lange, bis ich Laetico nahen hörte.
    »Du bewegst dich wie ein Kamorhin durch den Wald!«, beschwerte ich mich leise, als er an meine Seite trat. »Kein Wunder, dass die Sauen dich auslachen.«
    »Red nicht so großspurig«, sagte der Erbprinz gut gelaunt. »Ohne deinen Bluthasen wärst du ein Nichts bei der Jagd.« Er seufzte theatralisch. »Warum willst du ihn mir nicht verkaufen, Fiomha? Ich schenke dir Land. Magisches Geschmeide. Verbotene Preziosen aus dem Menschenreich. Ich vermittle dir Frauen, deren Liebeskünste jene deiner drei Freundinnen bei Weitem übertreffen.«
    »Manche Dinge kann man eben nicht kaufen«, sagte ich. »Aber still jetzt! Cucurr ist schon ganz aufgeregt. Die Sau muss sich in unmittelbarer Nähe befinden.«
    Ich konnte sie riechen und fühlen. Mein Bluthase schmiegte sich eng an meine Beine. Die raue Haut rieb über meine Hose. Ich fühlte, wie sich Cucurrs Muskeln anspannten, wie er auf die Beute loshetzen wollte und nur auf meinen Befehl wartete.
    Hab ein wenig Geduld!
, gab ich ihm mit ein paar Streicheleinheiten zu verstehen.
Du bekommst deine Chance
.
    Ich sichtete das Gelände und schätzte unsere Möglichkeiten ein. Wir standen am Rand einer kleinen Lichtung, die ausreichend Platz zum Taktieren ließ. Guirdach lag fest in meiner Hand. Die Klinge freute sich ebenfalls auf Arbeit, obwohl ich daran zweifelte, dass sie mir ausreichend gute Dienste leisten würde. Wahrscheinlich musste ich mich aufs Fangnetz und auf Laeticos Geschicklichkeit im Umgang mit dem Widerspieß verlassen.
    Es knackte im Unterholz, links von uns. Ich bedeutete dem Prinzen, ruhig zu sein und sich in den Schatten eines Baumes zu ducken. Alles verlief so, wie ich es mir erhofft hatte. Wir standen schräg zum Wind, die Dunkelminzfelder überdeckten den Rest unseres ohnehin schwach ausgeprägten elfischen Körpergeruchs.
    Die Sau war groß. Gewaltig. Mit ihren Stichhörnern fegte sie Gebüsch und Niedrigholz beiseite. Wahrscheinlich handelte es sich um ein Muttertier, das schon mehrmals geworfen hatte. Laetico neben mir spannte seine Muskeln an. Ich spürte seine Aufregung. Vor fiebriger Erwartung konnte er sich kaum noch beherrschen. Ungeduld war eine seiner größten Schwächen.
    Ein junger Baum fiel dicht neben mir zu Boden, und die Sau brach zwischen den Büschen zur Lichtung durch. Sie sah sich mit ihren kurzsichtigen, schmalen Äuglein um. Hinterlist funkelte in den stechend schwarzen Pupillen. Sie tat so, als hätte sie uns nicht gesehen, doch ich war mir sicher, dass sie auf unseren Fehler wartete.
    Und Laetico tat ihr den Gefallen.
    Er schrie laut auf, stürmte mit weit vorgerecktem Widerspieß auf die Sau los. Ohne lange darüber nachzudenken, dass das Tier mit seiner überlegenen Reichweite in diesem offenen Terrain deutlich im Vorteil war.
    »Bleib stehen, du Narr!«, rief ich Laetico hinterher und versuchte, ihn zurückzuhalten.
    Vergeblich.
    Er stach mit aller Kraft auf die Sau ein. Sein Hieb war gut geführt – doch nicht gut genug. Die Klinge prallte an den Knochenplatten des linken Schultergelenks ab und blieb in der Flanke stecken. Die Sau schüttelte sich unwillig, als hätte eine Stechfliege sie gebissen, und schleuderte Laetico, der den Griff des Widerspießes fest umklammert hielt, gegen einen der alten, krummen Bäume. Der Prinz stöhnte laut auf und fiel wie ein nasser Sack zu Boden.
    »Los jetzt!«, drängte ich Cucurr. »Zeig, was du kannst!«
    Ich hätte lieber noch gewartet, bis alle
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