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Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt - Schartz, S: Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt

Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt - Schartz, S: Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt

Titel: Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt - Schartz, S: Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt
Autoren: Susan Schartz
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zu dem Mann ohne Schatten. Doch er war fort.
    »Was soll ich sehen?«, wiederholte Robert. Sein Blick irrte die Straße entlang, blieb kurz an einer jungen Frau im Minirock hängen und glitt dann weiter.
    »Er ist fort«, sagte Nadja frustriert. »Ich habe einen Mann ohne Schatten gesehen?«
    »Ohne Schatten.«
    »Ja, verdammt! Das ist doch unnatürlich, oder?«
    »Wie sah der Mann aus?«
    »Ach … ich weiß es nicht. Ich habe ihn nicht genau angesehen, weil ich so irritiert war, dass er keinen Schatten hatte. Es war nicht viel von ihm zu sehen, nur sein Rücken. Er trug einen langen Mantel, glaub ich. Er war groß, aber nicht besonders auffällig. Wie jemand, den man gern übersieht. So beigegrau, verstehst du?«
    Robert schwieg.
    Nadja drehte sich zu ihm und gab sich Mühe, ruhig zu sprechen. »Robert, ich weiß, das klingt verrückt. Aber … ich schwöre dir, ich habe ganz genau hingesehen, es war kein Irrtum.«
    »Nadja.« Robert nahm ihre rechte Hand zwischen seine großen, warmen Hände. Die sensiblen Hände eines Fotografen, die selbst dann nicht zitterten, wenn er zu viel getrunken hatte. »Vielleicht nimmt es dich zu sehr mit. Es kann nicht sein, dass wir plötzlich überall seltsamen Gestalten begegnen. Das grenzt ja schon fast an Paranoia.«
    »Wir sehen sie deshalb«, sagte Nadja leise, »weil wir sie sehen
wollen
. Unser Blick ist geschärft und darauf konzentriert. Wir haben eine Grenze übertreten, ob du willst oder nicht. All diese Dinge fallen sonst nur deswegen nicht auf, weil wir nicht darauf achten. Wir schalten sie aus unserem Bewusstsein, weil wir zu wissen glauben, dass es sie nicht gibt. Doch wir haben den Beweis auf deinen Fotos, nicht nur unsere Augen. Nun gestatte ich meinem Verstand, Dinge wahrzunehmen, die scheinbar widernatürlich sind.«
    Robert ließ ihre Hand los, rieb sich den Dreitagebart und blickte aus dem Fenster. »Du bist sehr bodenständig, und du flüchtest dich nicht in Hysterie. Manchmal bist du sogar zu sehr verstandesbewusst und zu wenig emotional.« Er wandte sich ihr wieder zu. »Ja. Ich glaube dir. Wir sind in eine Sache hineingeraten, die größer zu werden scheint. Umso dringlicher ist es, dass wir diese Rian Bonet finden. Konzentrieren wir uns darauf. Der Mann ohne Schatten wird nicht zufällig hier gewesen sein; vielleicht will er dasselbe wie wir. Also brauchen wir uns nicht um ihn zu kümmern, unser Fokus liegt auf Rian und dem Igel. Wenn wir die beiden haben, wird auch der Schattenlose auftauchen.«
    Nadjas Unterlippe zitterte leicht.
    »Ich habe trotzdem Angst, dass irgendetwas mit mir geschieht, Robert«, wisperte sie. »Etwas in mir verändert sich. Und das jedes Mal, wenn so etwas Seltsames passiert …«
    »Denk nicht darüber nach. Schau, da kommt wieder ein Schwung Models, vielleicht haben wir endlich Glück.«
    Aber Rian Bonet war nicht dabei.
    Auch am nächsten Tag kam Rian Bonet nicht, geschweige denn am übernächsten.
    Nadja wurde unruhig und fing an, das Interesse zu verlieren. Die Reportage war abgeschickt, die Anfrage nach einem anderen Auftrag gestartet.
    »Hat doch keinen Zweck«, sagte sie zu Robert. »Entweder wir verpassen sie jedes Mal, oder sie hat Urlaub. Ich will meine Zeit nicht unnütz verplempern.« Ganz unnütz war es natürlich nicht gewesen, denn in dem Café hatten sie beide ihren Auftrag fertiggestellt und ein paar Internet-Anfragen erledigt. Genau so, wie sie es auch in einem Café in der Nähe ihrer Pariser Wohnung getan hätten.
    Robert war selbst nah daran, einfach aufzugeben. Sie hatten mindestens einmal täglich bei »Jolie Femme« angerufen, weitere Nachrichten hinterlassen und sogar ein Gespräch mit dem Chef geführt. Alles blieb ohne Ergebnis. Abgesehen davon, dass der von Kopf bis Fuß gestylte und manikürte, etwa dreißigjährige Chef unbedingt ein Interview über seine Agentur geben wollte, mit Foto und allem, und es nicht einfach war, ihn wieder loszuwerden.
    »Also schön«, grummelte Robert, »ich geh noch mal rein, und wenn es wieder nichts ist, vergessen wir das Ganze.«
    »Ich gebe dir fünf Minuten.«
    Nadja wartete vor der Tür, mit verschränkten Armen und ungeduldig zuckender Fußspitze. Passanten eilten an ihr vorüber, der eine oder andere Mann drehte sich nach ihr um.
    »Sie sind weg«, berichtete Robert, als er zurückkam. »Rian hat die Nachrichten irgendwann geholt. Am Empfang sitzt ein junger Mann, der absolut keine Ahnung hat. Wahrscheinlich kann er nicht mal seinen eigenen Namen richtig
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