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Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt - Schartz, S: Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt

Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt - Schartz, S: Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt

Titel: Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt - Schartz, S: Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt
Autoren: Susan Schartz
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Arbeitsplatz«, bemerkte er.
    Das Telefon läutete wieder. Das Mädchen drückte umgehend die beiden Tasten.
    »Und so ruhig«, fügte er hinzu.
    »Ist ganz okay«, stimmte das Mädchen zu. Es zückte einen Taschenspiegel und prüfte Frisur und Make-up.
    »Lange Arbeitszeiten?«
    »Mhmm. Hier ist vor zehn selten was los. Die Mädels holen die Post meistens gegen Mittag.«
    »Jeden Tag?«
    »Klar. Die Betreuung ist uns sehr wichtig. Manchmal kommen die Kunden auch her. Wir machen außerdem viele Shootings bei uns.« Nun lag doch etwas Stolz in ihrer Stimme. »Wir haben drei Studios!«
    Nadja kam mit dem verschlossenen Umschlag zurück und reichte ihn dem Mädchen mit einem Zehneuroschein. »Vielen Dank für die Mühe. Ich hoffe, Rian bekommt meine Nachricht bald.«
    »Ich leg sie in ihr Fach, dann kann sie sie jederzeit abholen, falls ich nicht am Platz sein sollte.« Das Mädchen zeigte auf drei hohe Stapel Ablagefächer, auf denen Namen aufgeklebt waren. Der Umschlag landete in dem Fach mit dem Namen »Rian«. Der Schein verschwand irgendwo anders.
    »Herzlichen Dank. Wir melden uns wieder.« Nadja setzte ihr strahlendstes Lächeln auf. Es war sehr beliebt in Medienkreisen, wie sie festgestellt hatte.
    Robert schüttelte es, als sie anschließend wieder auf der Straße standen. Umgehend zündete er sich eine Zigarette an. »Schauerlich! Dieses Getue! Diese Oberflächlichkeit! Ich könnte nicht in so was arbeiten.«
    »Rian Bonet.« Nadja ließ sich den Namen auf der Zunge zergehen. Sie hatte schon vor einem Jahr aufgehört, auf Roberts kritisches Gejammer zu achten. »Jetzt wissen wir schon etwas mehr.«
    »Namen sind Schall und Rauch«, meinte Robert leichthin. »Das nützt uns noch gar nichts. Es wird ein Künstlername sein, und im Telefonbuch wird sie auch nicht stehen. So einfach ist es nämlich nie.«
    Sie setzten sich ins Internet-Café gegenüber; durch den Sitzplatz an der großen Scheibe konnten sie die Agentur gut beobachten, deren gläserne Eingangstüren gleich im Erdgeschoss lagen. Und tatsächlich, eine Menge Models strömten plötzlich hinein, und es wurde sehr lebhaft. Alle möglichen Menschen gingen ein und aus. Nadja und Robert veranstalteten ein Beruferaten um die Wette und kamen der Wahrheit vermutlich ziemlich nah: Fotografen, Models, Journalisten, Agenturmitarbeiter, Kunden, Akquisiteure und einige mehr. Nicht zu vergessen den Pizzadienst und einen Sandwichboten.
    Zwei Stunden lang tummelten sich hier in zeitlichem Abstand etwa hundert Menschen, dann wurde es wieder ruhiger. Rian tauchte nicht auf.
    Nadjas Konzentration ließ nach, sie gähnte und starrte aus schläfrigen Augen auf die andere Straßenseite. Die herbstliche Sonne stand trotz der Mittagsstunde bereits schräg und warf längliche, tiefschwarze Schatten auf die hellen Bodenplatten. Manchmal schien es, als liefen die Schatten um die Wette, wenn jemand die Richtung nach Osten wechselte, folgten dem Besitzer, überholten ihn und sausten dann voraus. Dabei kreuzten sie sich mit anderen, bildeten neue Schattenfiguren, die ihre ganz eigene Art hatten, sich zu bewegen.
    Nadja verließ sich darauf, dass Robert aufpassen würde, und ließ ihrer Phantasie freien Lauf, indem sie sich Figuren ausdachte, die die Schatten darstellten, und jeweils eine Geschichte dazu.
    Da ging ein Mensch ohne Schatten.
    Nadja merkte es zuerst nicht; normalerweise achtete man nicht auf solche Dinge. Aber gerade, weil sie sich auf die Schatten konzentriert hatte, fiel es ihr auf. Zuerst war es nur ein kurzer Reflex, ein Stutzen, weil etwas anders war, als es sein sollte. Dann erst sickerte Begreifen in ihre Gehirnwindungen, und ihre Synapsen schossen ein Feuerwerk an Energieblitzen ab, um sie aufzurütteln.
    Da geht ein Mensch ohne Schatten!
    Nadja konzentrierte sich, schaute genau hin und versuchte sich deutlich zu machen, dass sie nicht träumte, keiner Illusion aufsaß, keiner optischen Täuschung. Denn dieser Mensch bewegte sich mitten unter den anderen; rings um ihn waren Schatten. Nur er hatte keinen. Weder vor noch hinter, noch unter sich.
    Kein Schatten
.
    Ihre Hand tastete nach Robert, stieß ihn an. »Robert, schnell, schau! Da ist ein Mensch ohne Schatten.«
    »Was?«, fragte er geistesabwesend.
    Für einen Augenblick richtete sie die Aufmerksamkeit auf Robert, schoss einen Blitz aus den bernsteinfarbenen Augen ab, der besagte:
Keine Fragen – schauen!
    Das hatte bestimmt nicht länger als eine Sekunde gedauert. Nadja richtete den Blick sofort wieder
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