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Elfennacht 01. Die siebte Tochter

Elfennacht 01. Die siebte Tochter

Titel: Elfennacht 01. Die siebte Tochter
Autoren: Frewin Jones
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Gabriel sanft.
    Tania drehte sich wieder um, denn sie konnte Edrics entsetzten Blick nicht ertragen. Sie konnte ihm nicht erklären, warum sie das ta t – noch nicht. Sie wickelte die Seide von ihren Händen, dann hielt sie den Arm über den Kessel.
    Sie unterdrückte den Ekel, als Gabriels Hand die ihre umschloss. Als er den Krug über ihre Hände hielt, schlich sich ein triumphierendes Lächeln auf sein Gesicht. Sie sah weg.
    Sie spürte, wie die warme Flüssigkeit über ihre vereinten Hände lief.
    Ihre Finger kribbelten. Das seltsame Prickeln breitete sich rasch in ihrem Arm bis zur Schulter hinauf aus.
    Einen Herzschlag später spürte sie, wie etwas ihre Haut von innen versengte. Es war, als würden sich ihr Körper und Geist verflüssigen und mit dem Körper und Geist von Gabriel Drake verschmelzen. Mit angehaltenem Atem blickte sie ihm ins Gesicht. Aber es war nicht mehr sein Gesicht, sondern ihr eigenes, das sie über den glühenden Kesselinhalt hinweg anstarrte. Ihr Gesicht und sein Gesich t – ihre Augen und seine Auge n – vermengten sich, verschmolzen miteinander, wurden eins.
    In diesem Augenblick erkannte sie das volle Ausmaß seines Streben s – sie sah es so klar wie die Bilder im Handspiegel.
    Sie sah, wie Gabriel eine glänzende Waffe aus Isenmort aus der Welt der Sterblichen ins Elfenreich brachte und den König damit erstach. Wie Oberon zusammensackte und zu seinen Füßen starb. Dann bestieg Gabriel den Thron und beschuldigte andere des Mordes am König.
    Sie sah, wie er sich zum Tyrannen über das ganze Elfenreich aufschwang. Schließlich würde er die Elfenarmeen in die Welt der Sterblichen führen, um seine Schreckensherrschaft auszuweiten.
    Und Tania wurde bewusst, dass es ihm dank ihrer Gabe, zwischen beiden Welten hin- und herzuwandeln, gelingen würde, all diese schrecklichen Taten umzusetzen.

XX
    B estürzt schrie Tania auf und riss sich von Gabriel los.
    »Endlich!«, rief Gabriel. »Endlich!« Er legte den Kopf in den Nacken, streckte die Hände der Decke entgegen und lachte triumphierend. Sein wildes Lachen hallte durch den Lichtsaa l – Tania zuckte zusammen und betrachtete ihn mit zusammengekniffenen Augen. Sie konnte noch immer spüren, wo sich seine Finger um ihre geschlossen hatten. Sie blickte auf ihre Hand: Die bernsteinfarbene Flüssigkeit schien eingezogen zu sein und hatte lediglich einen schwachen goldenen Schimmer auf ihrer Haut hinterlassen.
    Lächelnd stützte Gabriel sich mit beiden Händen auf den Rand des Kessels und sah sie an. »Und nun, Mylady«, sagte er mit samtweicher Stimme. »Nun wollen wir zur Tat schreiten und es prüfen.«
    »Ja«, sagte sie und hielt seinem Blick stand. »Warum nicht?«
    Erinnere dich an das Gedich t …
    Noch hatte er nicht gewonnen.
    Er schritt in seinem wallenden schwarzen Umhang um den Kessel herum auf sie zu und sie streckte ihre Hand aus.
    Sie blieb ruhig, als er sie ergriff.
    »Bereit?«, fragte sie.
    Seine Augen funkelten. »Auf diesen Moment habe ich schon lange gewartet«, flüsterte er.
    »Dann komm«, sagte sie. »Folge mir.« Sie ging vorwärts und Gabriel ahmte jede ihrer Bewegungen nach. Tania konzentrierte sic h – und trat einen Schritt zur Seite.
    Der Lichtsaal erbebte und in ihren Ohren brauste es. Das Bernsteinlicht des Elfenreiches wurde schwächer und um sie herum erstand ein dunkler Raum.
    Sie fühlte, wie ihr Gabriels Finger entglitten.
    Als sie sich umdrehte sah sie, wie er hinter ihr zurückfie l – sie konnte seine Gestalt nur noch verschwommen wahrnehmen, als stünde er im Nebel. Wind brauste um ihn herum und ließ seinen Umhang flattern. Gabriels Gesicht war wutverzerrt und seine Finger griffen ins Leer e – dann war er verschwunden und Tania stand allein in einem dunklen Raum in der Welt der Sterblichen.
    »Danke, Titania«, flüsterte sie leise. »Du hattest Recht.«
    …Zusammen mit dem einzig Wahren, Hand in Hand in tiefem Lieben .
    Das war es also, was mit dem Gedicht gemeint war. Nur jemand, der sie aufrichtig liebte, konnte an ihrer Gabe teilhaben, zwischen den Welten zu wandeln. Gabriel liebte sie nich t – und deshalb konnte er trotz der Vereinigung der Hände nicht mit ihr in die Welt der Sterblichen.
    Sie blickte sich um. Sie befand sich in einer Art Büro mit einem Schreibtisch, einem Computer und Aktenschränken. Vor den Fenstern hingen Jalousien und dahinter sah sie einen kleinen gepflasterten Hof, der von einer Straßenlaterne beleuchtet wurde.
    Sie war frei. Gabriel konnte ihr nichts
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