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Elfennacht 01. Die siebte Tochter

Elfennacht 01. Die siebte Tochter

Titel: Elfennacht 01. Die siebte Tochter
Autoren: Frewin Jones
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umgestürzt, aber glücklicherweise brannte sie noch. Tania nahm sie in die Hand und kauerte sich hin. Heißer bernsteinfarbener Rauch kroch durch den Gang und raubte Tania die Sicht. Der Gestank war so atemberaubend, dass sich ihr der Magen umdrehte. Trotzdem rappelte sie sich auf und watete langsam in den Rauch hinein.
    Edric lag zusammengerollt auf dem Boden.
    Sie kniete sich neben ihn. »Edric?«
    Keine Reaktion.
    Sie legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Edric?«
    Er stöhnte leise und seine Lider bewegten sich.
    Er lebte.
    Sie stellte die Laterne ab und bemühte sich, ihn aufzurichten. Es gelang ihr immerhin, ihn in eine sitzende Position zu bringen, wobei sein Kopf schwer an ihrer Schulter lehnte.
    Sie legte ihre Wange an sein Haar. »Edric?«, sagte sie. »Du musst mir helfen. Ich schaffe das nicht alleine.«
    Seine Stimme war so leise, dass sie sie kaum hörte.
    »Tania?«
    Ein freudiger Schauder durchfuhr sie. »Ja! J a – ich bin’s«, hauchte sie. »Ich habe dich aus dem Bernsteingefängnis befrei t – aber wir sind noch im Verlies und es ist ein weiter Weg hinaus.« Sie umarmte ihn fest. »Ich würde dich ja tragen, wenn ich könnte, aber es geht nicht. Du musst aufwachen.«
    Er hob den Kopf und blickte ihr mit seinen braunen Augen ins Gesicht. »Doch stil l … was schimmert durc h … das Fenster dort?« , murmelte er. »Es ist der Os t … und Julia ist meine Sonne.«
    Sie lächelte. »Das stimmt nicht ganz«, sagte sie sanft. »Romeo sagt : … und Julia die Sonne , nicht meine Sonne. «
    »Das werde ich wohl nie hinkriegen.« Er setzte sich auf, wobei er vor Schmerzen stöhnte.
    »Bist du verletzt?«, fragte sie daraufhin und sah ihn ängstlich an.
    »Nur etwas steif«, sagte er. »Und durchgefroren.« Er lächelte sie an. »Ich habe gesehen, wie du mit der Wache gekämpft hast«, sagte er. »Mit dir verscherze ich es mir lieber nicht.«
    »Das hast du gesehen?«
    Edric nickte. »Ich konnte mich da drinnen zwar nicht bewegen, aber ich war trotzdem hellwach.« Seine Stimme bebte. »Das macht den wahren Schrecken des Bernsteingefängnisses aus: Dein Gehirn funktioniert die ganze Zeit über und du schläfst ni e – nicht mal für einen kurzen Augenblick.«
    Sie starrte ihn an. »Ich habe hier viele weitere Gefängnisse gesehen. Einige davon sahen ziemlich alt aus. Sicher leben die Leute dort drin nicht mehr.«
    Er lächelte schief. »Ein Häftling lebt im Bernstein weiter, ist aber für immer gefangen.«
    »Sollten wir dann nicht versuchen die anderen zu befreien?«
    »Oberon würde niemand ohne guten Grund einsperren«, sagte Edric. »Diese Leute sind zu gefährlich, um frei zu sein. Der König von Lyonesse und viele seiner unheilvollsten Ritter sind hier eingekerkert– und sie waren die schlimmsten Feinde, die das Elfenreich je gesehen hat.«
    Lyonesse? Den Namen hatte Tania schon mal gehört. Dann fiel es ihr ein: »Sancha hat ein Buch über die Kriege von Lyonesse gelesen«, sagte Tania. »Sind diese Männer Kriegsgefangene?«
    »Ja«, bestätigte Edric. »Der Krieg währte tausend Jahr e – und das Elfenreich wurde beinahe unterjocht, doch schließlich gelang es Oberon, den König zu besiegen. Darum dürfen diese Männer nie wieder in die Freiheit entlassen werden.« Er sah sie an. »Die Wache wird Verstärkung holen. Wenn wir nicht einem ganzen Trupp gegenüberstehen wollen, sollten wir zusehen, dass wir hier rauskommen.«
    Tania legte seinen Arm um ihre Schultern und half ihm auf die Beine. Sie schlang einen Arm um seine Taille, mit der anderen Hand hielt sie die Laterne. Er war etwas wacklig auf den Beinen, aber immerhin konnte er stehen. Er machte vorsichtig ein paar Schritte, doch blieb er sofort wieder stehen. Er sah aus, als würde er gleich zusammenbrechen.
    Erschrocken blickte sie ihn an. Wie sollte sie ihn so den ganzen langen Weg zurück bis zum Adamantin-Tor bringen?
    Sie hatte keine andere Wahl. Es musste gehen.
    »Komm«, sagte sie aufmunternd. »Dann wollen wir mal.«
    Er legte seinen Arm um ihre Schultern und stützte sich schwer atmend auf sie.
    »Hier entlang«, sagte sie und zeigte in die Richtung, aus der sie gekommen war. Sie beschloss, ihm nicht zu sagen, wie weit es war.
    »Nein«, sagte er. »Es ist genau die andere Richtung.«
    Sie runzelte die Stirn. »Woher weißt du das?«
    »Ich konnte es sehen, als sie mich hergebracht haben«, erklärte er ihr.
    »Oh ja, natürlich.« Sie wandte sich um und gemeinsam gingen sie Schritt für Schritt den Gang entlang. Das war
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