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Elfennacht 01. Die siebte Tochter

Elfennacht 01. Die siebte Tochter

Titel: Elfennacht 01. Die siebte Tochter
Autoren: Frewin Jones
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sein, während ich Hilfe hole.«
    »Gott sei Dank«, stieß Tania hervor.
    Rathina sah sie an. »Verzweifle nicht, liebe Schwester, bald ist alles vorbei.«
    Die Tür führte in eine kleine fensterlose Kammer mit schmucklosen weißen Wänden und spärlicher Möblierung. Rathina zeigte auf eine weitere Tür am oberen Absatz einer kurzen Treppe.
    »Dieses Gemach ist unser Ziel«, sagte sie.
    Sie zerrten Edric die Stufen hinauf und Rathina öffnete die Tür.
    Als Tania in den unbeleuchteten Raum trat, hatte sie den Eindruck, als wäre er riesengroß, als öffneten sich Wände und Decke in unbekannte Weiten.
    »Wo sind wir?«, wollte Tania wissen.
    Bevor Rathina etwas erwiderte, schloss sie die Tür hinter sich.
    Ein Schlüssel drehte sich klickend im Schloss und plötzlich lastete Edrics gesamtes Gewicht auf Tania.
    »Im Lichtsaal«, sagte Rathina mit ungewohnter Schärfe in der Stimme. »Du hast dich deiner Bestimmung schon zu lange entzogen, Tani a – aber du kannst sie nicht länger verleugnen.«
    Fassungslos setzte Tania Edric auf dem Boden ab und lehnte ihn mit dem Rücken gegen die Wand. Dann richtete sie sich auf und leuchtete ihrer Schwester mit der Laterne ins Gesicht. Rathina stand mit dem Rücken zur Tür und lächelte düster, ihre Augen funkelten wie Diamanten.
    »Wovon redest du?«, fragte Tania.
    »Kannst du das nicht erraten?« Rathina streckte den Arm aus. »Siehe da, dein Bräutigam wartet schon!«
    Bernsteinfarbenes Licht breitete sich plötzlich in der Dunkelheit aus und Tania fuhr herum.
    Das Licht stammte von einem Kessel auf einem niedrigen Podest. Daneben stand Gabriel Drake und lächelte Tania triumphierend an. Sie bemerkte, dass seine Augen dunklen Teichen glichen, in denen silberne Funken glitzerten, und ihr schauderte.
    »Wie schön, Mylady«, sagte er. »Noch nie musste ein Bräutigam so lange auf seine widerspenstige Braut warten.«
    Das schimmernde Licht aus dem Kessel reichte zwar nicht aus, um die Wände und die hohe Decke zu beleuchten, aber Tania wusste dennoch, wo sie war: Dies war der Saal, den Gabriel ihr im Handspiegel gezeigt hatte. An diesem Ort wurde die erste Zeremonie einer Elfenhochzeit vollzogen hatte: das Ritual der Vereinigung der Hände.
    Sprachlos blickte Tania zu Rathina hinüber. Sie konnte nicht glauben, dass ihre eigene Schwester sie derart hintergangen hatte. Statt ihr und Edric zur Flucht zu verhelfen, hatte Rathina sie beide geradewegs in die Falle geführt.
    Rathina hielt ihrem Blick stand. »Habe ich nicht gesagt, dass es klug wäre, Gabriels Wünsche zu erfüllen?«, sagte sie. »Du wärst niemals freiwillig mit mir gekommen, so musste ich dich hierherbringen.«
    Tania starrte zu Gabriel hinüber, der auf sie wartete. Es gab keinen Ausweg, keine Möglichkeit zu fliehen. Edric war zu geschwächt, Rathina bewachte die Tür und Gabriel Drake beherrschte die Mystischen Künste und würde jeden Fluchtversuch zu verhindern wissen.
    Gabriel streckte ihr nun auffordernd seine Hand entgegen.
    Da erklang plötzlich eine sanfte Frauenstimme an Tanias Ohr, und flüsterten ihr leise ins Ohr:
    »Erinnere dich an das Gedich t …«
    Ein Schauder überlief sie. Sie kannte diese Stimme.
    Obwohl es unmöglich schien, war sie sich ganz sicher: Es war die Stimme ihrer Mutter, Königin Titanias.
    An das Gedicht erinner n …? Nur eine kann in beide Welten, jüngste Tochter derer sieben, zusammen mit dem einzig Wahren, Hand in Hand in tiefem Lieben.
    Auf einmal hatte Tania keine Angst mehr. Sie wusste, was sie zu tun hatte.
    Sie stellte die Laterne ab, schritt mit hoch erhobenem Kopf und festem Blick auf Gabriel zu. Ohne zu zögern trat sie in das glänzende bernsteinfarbene Licht. Die Luft über dem Kessel flirrte über der brodelnden bernsteinfarbenen Flüssigkeit.
    »Bist du sicher, dass du das willst?«, fragte sie ruhig. »Bist du dir wirklich ganz sicher?«
    Gabriel hob den gläsernen Krug, den sie früher schon im Spiegel gesehen hatte, und tauchte ihn in den Kessel.
    »Von ganzem Herzen«, sagte er.
    »Na«, sagte Tania, »dann lass es uns tun.«
    Da ertönte ein gedämpfter Schrei und Tania wandte sich um. Edric hatte sich auf die Knie erhoben und starrte sie entsetzt an. »Nein!«, stieß er hervor. »Tania, nicht!«
    »Mach dir keine Sorgen, alles wird gut«, versprach sie. »Rathina hat Rech t – es ist mein Schicksal. Ich bin ihm fünfhundert Jahre lang ausgewichen, aber das ist jetzt vorbei. Vertrau mir, es ist das Beste.«
    »Eine kluge Entscheidung, Mylady«, sagte
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