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Elfenlord

Elfenlord

Titel: Elfenlord
Autoren: H Brennan
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Eigentlich nicht. Du hast doch ein Leben in der Gegenwelt.«
    »Es gefällt mir nicht besonders«, sagte Henry. »Ich will nicht Lehrer werden.«
    »Und was ist mit deinen Eltern?«, fragte Blue sanft. Sie starrte auf das Wasser hinaus und hatte seine Hand losgelassen.
    »Mama hat Anaïs«, sagte Henry. »Papa ist weg   – ich sehe ihn nicht mehr sehr oft. Er lebt mit seiner Freundin zusammen, hat noch mal ein ganz neues Leben angefangen und er ist glücklich. Zumindest glaube ich, dass er es ist. Zumindest hat er jetzt keine Frau mehr, die ihm die ganze Zeit erzählt, was er tun soll.« Henry versuchte, wieder ihre Hand zu ergreifen, aber sie entzog sie ihm sanft. Dennoch fuhr er mit ernster Stimme fort: »Aber darum geht es nicht, oder? Ich werde selbst bald weg sein   – ich meine, selbst wenn ich in der Gegenwelt bleibe, werde ich bald weg sein. Ich würde zur Universität gehen oder sonst eine Ausbildung als Lehrer machen und so etwas gibt es in der Nähe nicht, also muss ich woanders hinziehen. Ich würde keinen der beiden sehr oft sehen. Und danach würde ich mein eigenes Leben führen, als Lehrer oder sonst was. Du wächst auf, du verlässt dein Zuhause: So ist das nun mal. Wenn ich hierbliebe, wäre es genauso, als würde ich dort ein Gegenweltmädchenheiraten und irgendwo eine Doppelhaushälfte kaufen.«
    Sie sah ihn immer noch nicht an, aber er dachte, er hätte den Anflug eines Lächelns auf ihren Lippen gesehen. »Nicht ganz dasselbe«, sagte sie. »Was würdest du ihnen denn sagen, wo du bist?«
    Henry blinzelte. »Wie meinst du das?«
    »In der Märchenwelt?«, sagte Blue mit einer erhobenen Augenbraue. Sie hatte den Begriff offenbar irgendwo gehört und verstand, was er bedeutete.
    »Ich dachte, ich könnte es so machen wie Mr Fogarty und so tun, als plante ich auszuwandern   – nach Neuseeland oder Australien oder so. Irgendwo weit weg.« Er holte tief Luft. »Ich dachte, es gibt vielleicht eine Art Zauberkegel, der ihnen dabei hilft, es zu akzeptieren.«
    »Meine Güte«, sagte Blue, »du hast dir ja wirklich ein paar Gedanken gemacht.« Sie warf ihm einen schnellen Blick von der Seite zu. »Was ist mit deiner Ausbildung?«
    »Die könnte ich hier zu Ende bringen«, sagte Henry. »Das wäre sehr viel interessanter.« Er wartete und starrte sie an. Als sie nichts weiter sagte, fragte er: »Also, willst du?«
    »Will ich was?«
    »Mich noch immer heiraten?«
    Blue wandte sich um und sah ihn direkt an. »Heißt das, du bittest mich, dich zu heiraten, Henry Atherton?«
    »Ja«, sagte Henry ungeduldig. »Ja, das heißt es.«
    »Warum?«, fragte Blue.
    »Weil ich dich liebe«, sagte Henry.
    Blue sah wieder weg. »Ich kann keinen Bürgerlichen heiraten.«
    »Was?«
    »Ich kann keinen Bürgerlichen heiraten«, sagte Blue noch einmal. »Ich bin Kaiserin des Elfenreiches und Herrscherin von Hael. Ich kann keinen Bürgerlichen heiraten.«Sie wandte sich ihm wieder zu und nun lächelte sie strahlend. »Ich werde dich zu einem Elfenlord machen müssen.«
    Henry starrte sie ungläubig an. »Du meinst also, du wirst mich heiraten?«
    »Auf der Stelle, Henry«, sagte Blue leise.
    Dann küsste er sie.

EINHUNDERTZWEI
    F rischer Kies lag auf den Straßen und aus jedem Haus hingen Fahnen. Henry konnte es nicht fassen, was für eine Menge die Straßen säumte. Er winkte aus dem Fenster des Ouklou, so wie die Queen in London bei einem Staatsereignis. Die Jubelrufe hörten nicht auf, nicht einen Augenblick lang, während ihn die Kutsche auf die Große Kathedrale zutrug. Sein Herz hämmerte so heftig, dass er sich fragte, ob es die Zeremonie überleben würde.
    Die Kutsche sank langsam auf den Hof der Kathedrale hinunter, ein Lakai öffnete mit einer schwungvollen Bewegung die Tür und Henry kletterte hinaus. Er war schon einmal, zu Pyrgus’ Krönung, hier gewesen und die Szene war gar nicht so unähnlich. Die Kathedrale ragte über den Soldaten, die aufmarschiert waren, über den Höflingen und der wartenden Menge auf. Es war ein gewaltiges Bauwerk, viel größer als alles, was er je zu Hause gesehen hatte, und dennoch hatte die Architektur etwas Filigranes, wie geklöppelte Spitze, die nur durch Magie stabilisiert werden konnte. Oder vielleicht durch göttliche Intervention, dachte Henry im Vorbeigehen. Jetzt, wo er mit eigenen Augen einen Engel gesehen hatte, war er bereit, an alles zu glauben.
    Pyrgus kam mit einem breiten Grinsen auf ihn zu. Ertrug eine prächtige Marineuniform, die vermutlich mit einem seiner
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