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Elfenlord

Elfenlord

Titel: Elfenlord
Autoren: H Brennan
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Wo, fragte er sich, war all sein Geld geblieben? Oh, es war zu einfach, nur zu sagen, dass mit dem Tod von Beleth auch seine Haupteinkommensquelle versickert war. Aber wo waren sein Besitz, seine Rücklagen, seine gewaltigen Kreditrahmen?
    Die schlichte Tatsache war, dass es katastrophal teuer war, politisch präsent zu bleiben. Allein die Bestechungsgelder waren erdrückend und wenn man nicht ständig auf der Bildfläche erschien, wurde man nicht ernst genommen. Also waren in einer erschreckend kurzen Zeit seine Rücklagen geschrumpft, sein Besitz veräußert oder zwangsenteignet worden und seine Kreditrahmen ausgeschöpft. Und gleichzeitig verschwanden auch seine sogenannten Freunde, obwohl das keine Überraschung war. Er hatte sich über keinen von ihnen irgendwelche Illusionen gemacht. Letzten Endes verließ er sich auf niemanden, nur auf sich selbst.
    Er fand immer noch, dass sein letzter Plan ein guter Plan gewesen war. Lichtelfen   … Nachtelfen   … Männer mit Vermögen wollten immer Diener und würden sie auch immer haben: je billiger, desto besser, deshalb waren Dämonendiener auch so beliebt. Einmal zahlen und man hatte einen Sklaven für das ganze Leben. Er hatte nie verstanden, warum dieses Arrangement bei den Lichtelfen nie so recht funktioniert hatte   – sie konnten doch auf anderen Gebieten auch ganz schnell ihre Religion vergessen, wenn es ihnen gerade so passte   –, aber das war kaum von Bedeutung, solange er bei seinen eigenen Leuten beinahe den gesamten Markt beherrschte. Und der neue Plan war sogar noch besser gewesen! Es konnte doch niemand etwas gegen Engel haben?
    An welchem Punkt war alles nur so schiefgelaufen?
    Er trat näher an den Abgrund heran und spürte, wie der Wind mit Riesenfingern an ihm zerrte. Er fühlte sich so, wie er sich schon oft in der Vergangenheit gefühlt hatte, er war ein wenig wütend, ein wenig verbittert, sehr enttäuscht   – vor allem aber verwirrt und bis auf die Knochen müde.
    Wie hatte alles nur so schiefgehen können?
    Lord Hairstreak trat von den Zinnen und stürzte sich auf die Klippen unter ihm. Als er fiel, breitete der Wind seinen Mantel aus, sodass er aussah wie eine riesige Fledermaus.

EINHUNDERT
    D as Konklave fand im Thronsaal statt, eine interessante Wahl, bedeutete sie doch, dass Blue es in Kauf nahm, wenn sich die Kunde von etwaigen Entscheidungen nicht nur sehr schnell im Palast, sondern sogar noch schneller in der ganzen gespannt wartenden Welt verbreitete.
    Madame Cardui blickte von einem Gesicht zum anderen. Blue war die Einzige von ihnen, die jetzt tatsächlich etwas älter aussah, wie eine junge Frau und nicht mehr wie ein Mädchen, sie war allem Anschein nach sehr ruhig, aber vielleicht ein wenig mitgenommen von den Ereignissen. Neben ihr saß Henry, der sich ebenfalls verändert hatte, subtiler, aber dramatischer. Abgesehen von seiner Bräune und einem gewissen Gewichtsverlust sah er mehr oder weniger unverändert aus, doch er verhielt sich völlig anders. Er schien wesentlich mehr in sich zu ruhen, mehr Selbstvertrauen zu haben, wirkte   … wie hieß noch der Ausdruck aus der Gegenwelt   … cooler. Er sagte nach wie vor nicht viel, aber seine Blicke wanderten hin und her und man hatte das Gefühl, dass sie kaum etwas verpassten.
    Auch Comma wirkte wachsam, aber gleichzeitig angenehm entspannt. Er hatte seine Pflichten mit Würde wahrgenommen und übergab den Thron ohne Widerrede, als seine Schwester zurückkehrte. Zwischen den anderen sah Nymph aus, wie sie immer ausgesehen hatte: heiter, selbstbewusst und schön. Alle Spuren des Zeitfiebers waren wieder verschwunden und sie wirkte, als wäre sie keinen Tag ihres Lebens krank gewesen. Pyrgus sah sogar jünger aus, als wäre sein Krankheitsverlauf umgekehrt worden, aber nicht dort stehen geblieben, wo er eingesetzt hatte. Madame Cardui warf ihm den Hauch eines Lächelns zu. Das war wahrscheinlich alles nur Einbildung, aber ersaß wirklich da, als wäre er wieder ein Junge   … Seltsam, wie die Jahre vergingen, selbst ohne das Zutun des Zeitfiebers.
    Obwohl er normalerweise bei Zusammenkünften dieser Art nicht dabei war, war auch Danaus anwesend. Er sah aus, wie er immer aussah, groß, übergewichtig, anmaßend, von seiner eigenen Bedeutung erfüllt, vertrauenswürdig und kompetent. Sein Einsatz gegen das Fieber hatte ihm seinen Platz hier und heute verschafft: Er hatte es verdient, aus erster Hand zu erfahren, was eigentlich geschehen war.
    Mit einer Woge beinahe
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