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Elfenkind

Elfenkind

Titel: Elfenkind
Autoren: Inka-Gabriela Schmidt
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Gel gestylten Haare und die modernen Schuhe passten nicht dazu, fand sie – wie auch ihre Handys. Gerne hätte sie das Ganze noch mehr perfektioniert.
    Anfangs waren sie wegen ihrer Aufmachung manchmal blöd angemacht worden, weil sich in dieser Kneipe auch andere Gruppierungen trafen. Aber mit der Zeit hatte das allgemeine Interesse nachgelassen.
    Elena und Nina nahmen Laurin in die Mitte. «Hey, was ist los?»
    «Der spricht heute nicht», erklärte Christof an seiner Stelle. «Tamara hat ihm den Laufpass gegeben. Unser Treffen steht deshalb heute unter dem Motto kollektives Besäufnis und Solidarität mit einem Verlassenen .»
    Christof war es ähnlich ergangen, bevor er Lara kennengelernt hatte, und er vermochte sich daher gut in Laurins Lage zu versetzen.
    «Ich dachte, Tamara ist mit ihren Eltern zu einer Familienfeier gefahren.»
    «Stimmt. Und von unterwegs hat sie ihm per Handy mitgeteilt, dass es aus und vorbei ist und er sich verpissen soll.»
    «Na, so eine blöde Kuh!», kommentierte Fiona. «Hat die nicht einmal den Mumm, ihm das ins Gesicht zu sagen?»
    «Sei nicht traurig, Laurin. Die Tusse hat eh nicht zu dir gepasst.»
    «Leute, trinkt aus und lasst uns abhauen.»
    Fragende Gesichter richteten sich auf Christof.
    Er grinste breit. «Kommt, wir machen ’ne Privatfete. Ist doch blöd hier, oder? Hab den ganzen Kofferraum voll Zeug und einen mystischen Ort im Visier, an dem wir noch nie gewesen sind. Lasst euch überraschen. Da sind wir garantiert ungestört.» Er bemühte sich um einen verschwörerischen Gesichtsausdruck, was ihm auch annähernd gelang.
    Lara warf Aliénor einen Blick zu, der wohl soviel heißen sollte wie: Da hast du es nun mit deinen Halsbrecherschuhen! Dabei waren ihre eigenen auch nicht viel besser.
    Laurin war der einzige, der sich nicht vom Fleck rührte, sondern verbissen vor sich hinstierte. Fiona und Elena packten ihn einfach links und rechts und zogen ihn mit hinaus.

5
    Es war schon einige Zeit her, dass sie eine nächtliche Party an einem verbotenen Ort gefeiert hatten, zuletzt in der entsäkularisierten Waisenhauskirche, nachdem sie in einer anderen Kirche fast erwischt worden wären. Die Waisenhauskirche, eine Mischung aus den Überresten einer früheren Kirche und jüngerer Betonmoderne, erfüllte aber nicht wirklich die Kriterien, welche die Eternal Romantics an alte Kirchen und Ruinen als Treffpunkt stellten. Der Bau war alles andere als ein würdiger Ort für ihre Zusammenkünfte. Christof hatte versprochen, sich nach etwas Passenderem umzusehen.
    Fürs Erste hatte er nur ein Zwischenziel genannt, an dem sie sich mit ihren Autos treffen würden. Das Parkhaus Groß St. Martin, Deck 2. Lara fand es ziemlich optimistisch von ihm zu glauben, dass sie ausgerechnet Freitagabend alle dort einen Parkplatz finden würden. Aber er schien sich gut auszukennen, denn tatsächlich waren genügend Plätze frei und das Parkhaus war auch nicht so teuer wie die anderen in der Umgebung.
    «Okay, und jetzt?», fragte Elena ungeduldig.
    Christof reichte jedem eine Tasche mit Getränken aus seinem Kofferraum. Er hatte offensichtlich vorausgeplant.
    «Alle mir nach.»
    Zielstrebig nahm Christof den Ausgang Richtung Groß-St.-Martin-Kirche. Passanten drehten sich nach ihnen um und tuschelten über ihre Aufmachung, manche kicherten. Aber das waren sie schon längst gewöhnt und straften das unerwünschte Publikum mit völliger Missachtung.
    Vor einem der Kircheneingänge machte Christof Halt und zog einen Dietrich aus der Hosentasche.
    «Du glaubst doch nicht, dass das so einfach geht?», spottete Nina leise.
    Christof war die Ruhe selbst. «Keine Sorge, längst getestet.»
    Nach mehreren Versuchen gab das Schloss tatsächlich nach. Niemand nahm Notiz davon, als die Gruppe die Kirche betrat.
    So einfach ist das also , dachte Aliénor verwundert und sah in die vor ihr liegende Basilika. Im Dunkeln war fast nichts zu erkennen, außer dass das Kirchenschiff hoch und mächtig war. Neben ihr wurde eine Taschenlampe anknipst, dann eine zweite, eine dritte. Christof hatte tatsächlich an alles gedacht.
    «Kommt weiter», forderte er alle zum Weitergehen auf. «Wir bleiben nicht hier.»
    «Warum? Die Kirche ist doch cool», wandte Elena ein.
    Christof brüstete sich mit männlich tiefer Stimme: «Ich hab noch etwas viel Besseres.»
    Er nahm den Weg mitten durch das Hauptschiff Richtung Chor. Ihre Schuhe klackten über den Steinfußboden. Dann schwenkte er auf einen schmalen Treppenaufgang am
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