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Elfenkind

Elfenkind

Titel: Elfenkind
Autoren: Inka-Gabriela Schmidt
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selbst nicht weniger aufwändig gekleidet. Das Oberteil ihres Kleides war wie eine Korsage gearbeitet, mit Stäbchen verstärkt und eng anliegend, der Rock aus schwarzem Samt fiel schwer nach unten und die Ärmel waren in einer weiten Trompetenform geschnitten.
    Sie sieht aus wie eine elegante Hexe, und wenn es Hexen wirklich gäbe, dann würde ich meinen, sie ist tatsächlich eine, dachte Aliénor.Wie Lara hatte auch Fiona ihre Haare rabenschwarz gefärbt und mit großem Aufwand zu einer Hochfrisur zusammengesteckt. Sie hatte sie extra lang wachsen lassen und zusätzlich mit künstlichen Haarteilen und einem Drahtgeflecht als Unterbau nachgeholfen. Vermutlich verbrachte sie Stunden damit, sich derart perfekt aufzuhübschen.
    Bei Aliénor waren jegliche Versuche zu färben gescheitert. Ihre flachsblonden, fast weißen Haare nahmen keinerlei Farbe an, wurden allenfalls scheckig, und es hatte auch keinen Sinn, sie hochzustecken. Sie waren viel zu fein, um eine brauchbare dichte Frisur zu ergeben. Lara hatte schließlich die Idee gehabt, Aliénors gleich lange Haare, die ihr bis über die Schulter reichten, ein wenig durchzustufen und mit viel Schaum zu einer wild abstehenden Mähne zu formen. Seit einer der Jungs ihr gesagt hatte, er fände das toll, war sie fast ein bisschen stolz darauf.
    Aliénor schaute sich um. Ganz in ihrer Nähe bewegten sich Elena und Nina in merkwürdigen schlangenartigen Verrenkungen auf der Tanzfläche. Zu der sphärischen Musik, die sich mit tief dröhnenden Bassrhythmen abwechselte, passten zwar diese eigentümlichen Bewegungen, aber es sah mehr als komisch aus.
    Beide waren in lange Gewänder aus dunkelbraunem Stoff mit Oberteilen aus edlem, mit Goldfäden durchwirktem Brokat gekleidet. Dazu trugen sie spitz zulaufende, mit schimmerndem Stoff bezogene Pumps und lange, fingerlose Handschuhe aus Satin, die nur von einem Bändchen zwischen Zeige- und Mittelfinger am Zurückrutschen gehindert wurden.
    Die beiden waren unzertrennlich und wurden deswegen auch Die Zwillinge genannt. Man hätte fast meinen können, sie wären ein Paar. Aber wie Lara betonte, hatten die beiden doch auch immer mal wieder einen Freund. Nicht lange, denn so sehr sie einander verbunden waren, so schnell langweilten sie sich mit den Jungs. Ein Punkt, den Lara nicht nachvollziehen konnte.
    Wie zwei übermütige Füllen kamen sie angesprungen, umarmten erst Lara, dann Aliénor, und drückten beiden den rituellen Stirnkuss drauf. Nina machte dies immer sehr herzlich, bei Elena dagegen wurde Aliénor das Gefühl nicht los, sie betrachtete es als Pflichtübung. Einer der wenigen Punkte, in denen die Zwillinge sich unterschieden.
    «Ahhh», machte Nina und fächelte sich mit der Hand Luft zu. «Ich verdurste gleich!» Sie brüllte der Bedienung hinter der Bar lautstark ihre Bestellung zu.
    «Na, unser laufender Meter hat sich heute Abend ja ganz schön herausgeputzt», spottete Elena und sah von oben auf Aliénor herab. Mit ihrem Gardemaß von ein Meter achtzig überragte sie Aliénor mehr als deutlich.
    «Tja, du weißt doch, es kommt auf die Qualität an, nicht auf die Quantität», konterte Aliénor. Sie wusste, dass Elena mit ihrer Größe unter Akzeptanzproblemen bei den Jungs litt. «Aber mach dir keine Sorgen, deine Klamotten sind auch spitze.» Sie drückte ihr schmerzendes Kreuz durch.
    «Kommt schon, Mädels, hört auf.» Lara drängte sich zwischen die beiden und schob sie auseinander. «Kein Streit. Pax. Friede. Nur aus dem Frieden erwächst die innere Kraft.»
    Sie schaute Elena eindringlich an. Zu mehr kam sie nicht, denn sie wurde von hinten umarmt, herumgewirbelt und heftig geküsst. Ihr Freund Christof war nie pünktlich, aber das machte er mit seinem Enthusiasmus und einem umwerfenden jungenhaften Lachen wieder wett.
    Ganz im Gegensatz zu Laurin, der missmutig und mit in den Hosentaschen versenkten Händen hinter ihm auftauchte. Statt die anderen zu begrüßen drängte er sich direkt an die Bar und bestellte sich einen Wodka.
    «Was ist denn mit dir los?» Fiona hatte sich Arm in Arm mit Tobi dazugesellt.
    Aber Laurin gab keine Antwort, sondern kippte den Drink hinunter und bestellte sich sofort einen neuen.
    Aliénor schaute die Jungs prüfend an. In der antiquierten Kleidung, bestehend aus schwarzen knielangen Hosen mit langen weißen Strümpfen, einem Hemd mit üppigen Rüschen und einer frackähnlichen Samtjacke wirkten sie wie aus einem Kostümfilm entsprungen. Aliénor liebte diese Kluft. Nur die mit
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