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Elfen wie Diamant

Elfen wie Diamant

Titel: Elfen wie Diamant
Autoren: Chris Evans
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seinen Säbel wie ein Betrunkener. Er wäre fast umgefallen, gewann aber gerade noch rechtzeitig sein Gleichgewicht zurück. »Nein! Das werde ich nicht. Ich will wissen, warum. Warum hast du uns gezeichnet? Warum hast du uns auserwählt?«
    Das Geräusch von knarrenden Zweigen wurde immer lauter. Der Kreis öffnete sich und ließ Konowa nur einen Weg, den geradeaus. Die Gruppe von Leuten, die er kannte, näherte sich ihm auf Armeslänge, aber Konowa konnte seinen Arm nicht mehr heben. Das Frostfeuer auf seinem Säbel erlosch. Tränen der Wut und Enttäuschung strömten über sein Gesicht und wurden zu Eis. »Ich will … eine Antwort!«
    Ein Zweig zuckte vor und schlang sich um sein rechtes Handgelenk. Frostfeuer brannte an der Stelle und versengte seine Haut. Der Zweig schlang sich fester um ihn, richtete seinen Säbel auf die Schattenherrscherin und zog ihn dorthin.
    Konowa grub seine Stiefelabsätze in den Boden und hinterließ eine Spur von schwarzen Flammen in seinem Kielwasser. »Warum?«
    Chayii trat neben ihn. »Töte sie, mein Sohn, töte sie!«
    Konowa bemühte sich, seinen Arm zu befreien, bis sein Schultergelenk brannte und er Sterne sah. »Sag … mir …
warum!« Schließlich zerrte er ein letztes Mal und konnte tatsächlich seinen Arm von dem Zweig losreißen. Aber weitere Zweige und Äste krochen auf ihn zu. Erneut loderte das Frostfeuer auf seiner Klinge, und er schlug heftig nach jedem Zweig, der sich ihm näherte, setzte alle in Brand. Die Schattenherrscherin zuckte heftig und schlug die Hände über ihrem Kopf zusammen.
    Chayii bewegte sich auf ihn zu, aber er streckte seinen Säbel vor sich aus und hielt sie auf Abstand. »Mein Sohn, das alles kann bald vorbei sein. Sie hat so viele getötet, die du liebst. Sie hat mich getötet. Töte sie, und der Schwur ist gebrochen.«
    Erneut brandete eine kalte Welle über Konowa hinweg. Die Schatten der toten Stählernen Elfen tauchten auf und nahmen ihren Platz neben ihm ein. Der Kreis von Avataren, die Konowa umzingelt hatten, wich zurück. Regimentssergeant Lorian auf Zwindarra war da. Der einäugige Meri. Soldat Teeter. Und Soldat Renwar. Sie sagten nichts, aber das war auch nicht nötig. Sie und er waren eins. Ihr Schmerz war sein Schmerz. Ihr Verlangen war sein Verlangen.
    Â»Brich den Schwur. Befreie sie«, sagte Chayii.
    Konowa trat erneut vor. »Nein.«
    Wellen der Qual spülten über Konowa hinweg, als die Schatten sich krümmten. Er war auf einen Kampf vorbereitet gewesen, aber das war etwas anderes. Die Bilder so vieler Gestalten, deren Leben viel zu früh geendet hatte, zuckten durch seinen Verstand. Männer, die niemals zu ihren Ehefrauen zurückkehren würden. Söhne, die ihre Eltern nie wiedersehen würden, und Väter, die ihre Kinder niemals im Arm halten konnten. Die Trauer raubte ihm den Atem. Er schluchzte, bis er glaubte, ohnmächtig zu werden.
    Â»Warum?«, schrie er und machte einen weiteren stolpernden Schritt nach vorn.

    Das Bild von Chayii zerbarst, und an ihrer Stelle sah er die Silberne Wolfseiche, wie sie sich selbst sah, wie sie sein wollte. Sie stand stolz da, ein erhabenes, gewaltiges Exemplar einer Wolfseiche, deren Laubkrone wie eine den Himmel auslöschende Sammlung glitzernder Sterne wirkte. »Deshalb«, antwortete eine Stimme, die aus dem Baum drang. »Ich war zu viel mehr bestimmt! Ich bin mehr, und das werde ich auch sein, sobald sie erst verschwunden ist.«
    Konowa brüllte. »Du bist ein Baum! Du bist ein verdammter, blöder Baum! Warum? Warum all das? Wenn du sie so hasst, dann töte sie doch selbst! Warum hast du mich gezeichnet?«, fragte er und deutete auf sein verstümmeltes Ohr. »Warum hast du uns gezeichnet?«
    Â»Du fragst, warum ich dich gezeichnet habe? Warum ich die anderen gezeichnet habe? Sie stirbt. Sie stirbt schon seit Langem. Weißt du, was mit einer Wolfseiche passiert, wenn ihr Ryk Fauree stirbt?«
    Endlich dämmerte es Konowa. »Du stirbst ebenfalls. Nicht sofort, aber du verkümmerst und stirbst. Das Band hat seinen Preis. Wenn du sie tötest, tötest du dich selbst.«
    Â»Deshalb brauche ich ein neues Band, ein neues Leben, das ihren Platz einnimmt. Die Eichel, die dein Vater dir gegeben hatte, war ein Geschenk von mir. Sie hat meinen Wünschen gehorcht, als wären es ihre eigenen. Aber jetzt brauche
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