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Elentaria Saga - Teil 1

Elentaria Saga - Teil 1

Titel: Elentaria Saga - Teil 1
Autoren: Guinevere Labod
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wie Träume eben sind. Meistens gehen sie nicht in Erfüllung, egal wie sehr man es sich wünscht. Am Ende wird man nur enttäuscht, wie bei allen anderen Dingen im Leben.
    Als ich endlich am Altersheim ankam, stieg ich aus der Bahn, ging über die Straße und betrat das Gebäude. Sofort wurde ich von allen Seiten liebevoll begrüßt, wie jeden Tag eigentlich, was mir ungemein gut tat. Hier wurde ich nicht vergessen oder beleidigt. Hier hatte auch niemand meinen Geburtstag vergessen, als ich siebzehn Jahre alt wurde. Seit drei Jahren hatte ich nichts mehr zum Geburtstag bekommen und ihn auch nicht mehr gefeiert, seit meine Großmutter tot war, seit dem waren es einsame Geburtstage gewesen. Nicht einmal Geschenke hatte ich bekommen. Nichts. Gar nichts.
    Nur Miss Daisy dachte an mich, obwohl ich ihr nicht einmal gesagt hatte, wann ich Geburtstag hatte, und auch an ihren dachte ich, woraufhin sie sich riesig freute.
    Bald wird das soziale Jahr zu Ende sein und dann kann ich für Miss Daisy nicht mehr da sein. Ich hatte ihr Versprochen sie so oft wie ich konnte zu besuchen. Ich hoffte sehr, ich würde sie nicht enttäuschen.
    >>Miss Daisy, guten Morgen!<<, rief ich fröhlich, als ich in das Zimmer der alten Dame kam. Ich ging zum Fenster und öffnete die Vorhänge, sie saß derweil schon im Bett und hatte auf mich gewartet. Ich sah sie an und lächelte. Die alte Dame lächelte natürlich zurück, dann machten wir uns daran sie anzuziehen und hübsch zu machen.
    Miss Daisy hatte sehr viele Falten, wunderschöne blaue Augen, auch wenn diese schon ausgeblichen waren, sie war klein und ein wenig pummelig, zudem hatte sie noch wirklich süße Hängebäckchen, eine kleine Stupsnase, unendlich viele Altersflecken, vor allen an den Händen und graues gelocktes Haar, welches ihr eigentlich über den Rücken entlang hing, wenn sie es nicht gerade hochsteckte. Sie erinnerte mich ein wenig an die alte Dame aus dem Titanic -Film, ebenso süß und knuffig. Ich brauchte sie nur anzusehen und fand sie schon total reizend.
    Sie saß schon im Rollstuhl, konnte nicht mehr alleine laufen oder stehen, aber bei zweiundachtzig ist das schon normal, wie mir aufgefallen war.
    Dennoch war sie gut in Form soweit, hatte kein Alzheimer oder Demenz. Sie erinnerte sich an alles aus ihrem Leben, wusste wer ich bin und vor allem wusste sie, was sie will.
    >>Und, wie war dein Wochenende, mein Schatz?<<, fragte Miss Daisy, nachdem ich ihr ihre alte Perlenkette gereicht hatte und sie diese dankend annahm.
    >>Eigentlich ganz okay. Ich war auf dem Flohmarkt und konnte mir noch ein paar Geschichtsbücher ergattern und dann habe ich noch zweimal Zeitungen ausgetragen. Eigentlich war es wie immer.<<
    Miss Daisy nickte.
    >>Und deine Mutter?<<
    Ich rollte mit den Augen.
    >>War feiern.<<
    Miss Daisy seufzte.
    >>Ach, du armes Ding. So eine Mutter zu haben … man kann doch wirklich froh sein, in der heutigen Gesellschaft, so ein liebes Mädchen zur Tochter zu haben. Ich verstehe das … einfach nicht.<<
    Miss Daisy schüttelte den Kopf.
    >>Machen Sie sich keinen Kopf. Es ist nicht so schlimm. In einem halben Jahr ziehe ich sowieso von Zuhause aus und dann wird sie mich nie wieder sehen. Ich habe genug Geld für eine Wohnung gespart. Vier… nein, schon fünftausend Euro habe ich zusammen.<<
    >>Hast du es denn gut vor deiner Mutter versteckt?<<
    Ich nickte.
    >>Ja, in einer Kassette mit Schloss unter meinem Bett in der hintersten Ecke.<<
    Miss Daisy lächelte.
    >>Ausgezeichnet.<<
    Ich lachte und begleitete die alte Dame zum Frühstück. Danach gingen wir spazieren, bis es wieder Zeit war zum Mittagessen, um danach gemeinsam zu lesen. Manchmal las ich ihr stundenlang Gedichte vor, damit wir danach darüber diskutieren konnten. Es war herrlich und schön mit ihr zu reden. Auch wenn sie ganz andere Dinge in ihrem Leben durchgemacht hatte, ja, weitaus Schlimmere, hatte sie dennoch immer Verständnis für mich, sagte meistens, dass jeder seine eigenen Probleme hatte und wieso sollte man sagen, dass damals unsere Probleme bei weitem Schlimmer waren? Immerhin war es eine ganz andere Zeit und heute ist eben heute. Ich mochte es, wie sie redete und erzählte. Ihr Leben war nicht besonders schön gewesen. Als junges Mädchen erfuhr sie, dass ihre Eltern gar nicht ihre wahren Eltern waren, sondern eigentlich ihre Schwester ihre tatsächliche Mutter. Sie hatte sich mit jungen Jahren schwängern lassen. Ihr Vater war ein junger Reisender aus Amerika gewesen. Und da ihre
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