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Elegie - Herr der Dunkelheit

Elegie - Herr der Dunkelheit

Titel: Elegie - Herr der Dunkelheit
Autoren: J Carey
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Während sie schliefen, ließ er sie auf ein Boot ohne Segel bringen und aufs Meer hinaus treiben; aber als er erwachte, begann Elua zu singen, woraufhin die Geschöpfe der Tiefen seinem Ruf folgten und das Boot sicher über das Meer brachten.
    Sie gingen in Bhodistan an Land, und Naamah und die anderen folgten Elua, ohne zu wissen oder sich darüber zu bekümmern, ob das Auge des Einen Gottes auf sie gerichtet war, und wo sie auch
gingen, sangen sie und flochten sich die Blumen ins Haar, die im Gefolge Eluas aufblühten. Die Menschen in Bhodistan gehören einem sehr alten Volk an, und sie fürchteten sich davor, sich von der Vielzahl ihrer Götter abzuwenden, die bald launisch, bald mitfühlend sind. Doch erkannten sie das Licht, das in Elua strahlte, und ließen nicht zu, dass ihm jemand Leid zufügte, auch wenn sie ihm selbst nicht folgen wollten. So wanderte er singend umher, und die Menschen machten das Zeichen des Friedens und wandten sich ab. Wenn Elua Hunger verspürte, legte sich Naamah auf dem Markt für klingende Münze mit Fremden nieder.
    Von dort aus führte Eluas Weg nach Norden, er wanderte lange durch unwirtliches und steiniges Land, und die Engel und Geschöpfe der Erde wachten über ihn, weil er sonst umgekommen wäre. Ich liebte diese Geschichten, wie die vom Adler des Tiroc-Passes, der jeden Morgen über die Felsen und das Eis flog und tief über dem Kopf des Heiligen Elua kreiste, um ihm eine Beere in den Mund fallen zu lassen.
    In den düsteren Wäldern des skaldischen Hinterlands waren die Raben und Wölfe seine Freunde, aber die Stammesangehörigen beachteten ihn nicht und schwangen ihre schrecklichen Äxte, während sie ihre Götter anriefen, die immerzu nach Blut und Eisen dürsten. So wanderte er weiter, und wo er entlangschritt, streckten Schneeglöckchen ihre Köpfe aus dem Schnee.
    Schließlich erreichte er das noch namenlose Terre d’Ange, ein reiches und wunderschönes Land, wo Oliven, Trauben und Melonen wuchsen und Lavendel in duftender Fülle blühte. Hier hießen die Menschen ihn mit offenen Armen willkommen und antworteten ihm mit Liedern, als er über die Felder ging.
    So verhielt es sich mit Elua und Terre d’Ange, dem Land meiner Geburt und meiner Seele. Sechs Jahrzehnte lang weilten sie hier, der Heilige Elua und seine Anhänger, Naamah, Anael, Azza, Shemhazai, Camael, Cassiel, Eisheth und Kushiel. Und alle außer Cassiel folgten dem Gebot des Heiligen Elua, welches meine Mutter vor der Doyenne zitiert hatte: Liebe, wie es dir gefällt. So wurde Terre d’Ange zu dem, was es heute ist, und die Welt erfuhr von der Schönheit der
D’Angelines, die dem Geschlecht des Heiligen Elua und seiner Anhänger entsprungen sind. Nur Cassiel hielt standhaft an den Geboten des Einen Gottes fest und schwor der irdischen Liebe zugunsten der Liebe des Göttlichen ab; aber Elua hatte sein Herz berührt, und er blieb immer an seiner Seite, wie ein Bruder.
    Während dieser Zeit, erzählte uns Bruder Louvel, beschäftigten den Einen Gott der Tod seines Sohnes Yeshua ben Yosef und das Schicksal seines auserwählten Volkes. Die Zeit der Gottheiten vergeht nicht wie die unsere, und ganze drei Generationen können zwischen einem Gedanken und dem nächsten leben und sterben. Als ihm die Lieder der D’Angelines zu Ohren kamen, richtete er seinen Blick auf Terre d’Ange, auf Elua und diejenigen, die dem Himmel entflohen waren, um ihm zu folgen. Der Eine Gott entsandte seinen Oberbefehlshaber, sie zurückzuholen und Elua vor seinen Thron zu bringen, doch Elua kam ihm mit einem Lächeln entgegen und gab ihm den Friedenskuss, während er ihm Blumenkränze um den Hals legte und sein Glas mit süßen Weinen füllte, woraufhin der Anführer von Gottes Heerscharen beschämt und mit leeren Händen zurückkehrte.
    Der Eine Gott musste erkennen, dass sein Glaube keinen Einfluss auf Elua hatte, in dessen Adern der rote Wein seiner Mutter Erde, den sie ihm durch ihren Leib gegeben hatte, und die Tränen der Magdalena flossen. Doch war er dadurch von irdischer Natur und somit der Sterblichkeit unterworfen. Der Eine Gott dachte lange darüber nach und sandte schließlich nicht den Engel des Todes zu Elua und seinen Anhängern, sondern seinen obersten Herold. »Wenn du hier bleibst und liebst, wie es dir gefällt, wird deine Nachkommenschaft die Erde übervölkern«, sagte der Bote des Einen Gottes. »Und dies darf nimmer sein. Folge mir nun friedvoll zur Rechten deines Gottes und Herrn, und alles ist
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