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Elefanten vergessen nicht

Elefanten vergessen nicht

Titel: Elefanten vergessen nicht
Autoren: Agatha Christie
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aneinander.«
    »Ja, sehr. Dorothea heiratete einen Major – warten Sie – ach ja, einen Major Jarrow. Und Margaret…«
    »General Ravenscroft«, ergänzte Poirot.
    »Ja, richtig. Komisch, wie schlecht man doch Namen behält. Margaret war hier in einem Pensionat. Als sie nach ihrer Heirat an Madame Benoit, die Pensionatsleiterin, schrieb, ob sie nicht eine geeignete Erzieherin für ihre beiden Kinder wüsste, wurde ich empfohlen. So kam ich in die Familie. Die Schwester war nur während eines Teils meiner Zeit bei den Kindern dort. Das eine Kind war ein Mädchen von etwa sechs oder sieben Jahren. Sie hatte einen Namen wie aus einem Stück von Shakespeare, erinnere ich mich. Rosalin oder Celia.«
    »Celia.«
    »Der Junge war erst drei oder vier Jahre alt. Er hieß Edward. Ein übermütiges, liebes Kind. Ich war glücklich bei ihnen.«
    »Und Sie liebten sie sehr, wie ich höre. Sie waren sehr liebevoll mit ihnen.«
    »Moi, j’aime les enfants«, sagte Mademoiselle Rouselle.
    »Sie nannten Sie Maddy.«
    Sie lachte. »Ach, das Wort höre ich gern. Es bringt vergangene Zeiten zurück.«
    »Kannten Sie auch einen Jungen mit Namen Desmond Burton-Cox?«
    »O ja. Er wohnte irgendwo in der Nachbarschaft. Wir hatten mehrere Nachbarn, die Kinder kamen oft zum Spielen zu uns. Er hieß Desmond. Ja, ich erinnere mich.«
    »Waren Sie lange dort, Mademoiselle?«
    »Nein. Höchstens drei oder vier Jahre. Dann wurde ich zurückgeholt. Meine Mutter war sehr krank. Ich musste zurückkommen und sie pflegen. Sie starb etwa eineinhalb Jahre später. Danach eröffnete ich hier ein kleines Pensionat, nur für größere Mädchen, die Sprachen lernen wollten. Seitdem habe ich England nicht mehr besucht, aber ein paar Jahre lang riss der Kontakt zu dem Lande nicht ab. Und die Kinder schickten mir immer Weihnachtsgrüße.«
    »Fanden Sie, dass General Ravenscroft und seine Frau glücklich zusammen waren?«
    »Sehr glücklich. Und sie liebten ihre Kinder.«
    »Sie passten gut zusammen?«
    »Ja, sie schienen alle Voraussetzungen für eine gute Ehe zu haben.«
    »Sie sagten, Mrs Ravenscroft mochte ihre Zwillingsschwester sehr, war das umgekehrt auch der Fall?«
    »Nun, ich hatte wenig Gelegenheit, das zu beurteilen. Offen gestanden, ich fand, dass die Schwester – Dolly, wie sie sie nannten – ein ausgesprochener Fall für den Psychiater war. Ein- oder zweimal benahm sie sich sehr merkwürdig. Sie war sehr eifersüchtig, und soviel ich weiß, stand sie mal kurz vor ihrer Verlobung mit Major Ravenscroft. Er hatte sich zuerst in sie verliebt, später aber doch die Schwester umworben, was ich für sehr gut hielt, denn Molly war eine ausgeglichene entzückende Frau. Was Dolly betrifft – manchmal dachte ich, sie betete ihre Schwester an, manchmal, dass sie sie hasste. Sie war wirklich eine sehr eifersüchtige Frau und fand, dass die Kinder zu sehr verwöhnt würden. Aber da gibt es jemanden, der darüber viel besser Bescheid weiß als ich. Mademoiselle Meauhourat. Sie wohnt jetzt in Lausanne. Sie kam ein oder zwei Jahre nach mir zu den Ravenscrofts. Und blieb einige Jahre bei ihnen. Später kehrte sie als Gesellschafterin für Mrs Ravenscroft zurück, als Celia ins Pensionat kam.«
    »Ich werde sie besuchen. Ich habe ihre Adresse«, warf Poirot ein.
    »Sie weiß viel mehr als ich und ist eine reizende und zuverlässige Person. Eine tragische Geschichte, die sich dann ereignete. Wenn irgendjemand, kennt sie den Grund. Sie ist sehr diskret. Mir hat sie nie etwas erzählt. Ich weiß nicht, ob sie es Ihnen sagen wird. Vielleicht, vielleicht auch nicht.«
     
    Einen Augenblick stand Poirot da und sah Mademoiselle Meauhourat nur an. Er war schon von Mademoiselle Rouselle beeindruckt gewesen, und auch die Frau, die nun vor ihm stand, gefiel ihm sehr. Sie musste mindestens zehn Jahre jünger sein, wirkte lebhaft, war attraktiv, hatte wache Augen und schien sich sehr gut ihr eigenes Urteil über andere Leute bilden zu können, ohne Sentimentalität. Sie ist, dachte Hercule Poirot, eine ausgesprochene Persönlichkeit.
    »Ich bin Hercule Poirot, Mademoiselle.«
    »Ich weiß. Ich habe Sie schon erwartet.«
    »Haben Sie meinen Brief erhalten?«
    »Nein. Er ist sicher noch bei der Post. Unser Briefträger ist ein bisschen unzuverlässig. Nein. Ich bekam von jemand anders einen Brief.«
    »Von Celia Ravenscroft?«
    »Nein. Aber der Schreiber steht Celia sehr nahe – ein junger Mann namens Desmond Burton-Cox. Er bereitete mich auf Ihre Ankunft vor.«
    »Ah.
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