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Elchmus (German Edition)

Elchmus (German Edition)

Titel: Elchmus (German Edition)
Autoren: Silke Brocks
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in der Gym (Das Gymnasium ist die Sporthalle hier). Dazu beduftet sie ein liebliches Sommerparfüm. Sie ist in etwa so alt wie Elke. Ein lockerer Typ. Mit ihr kann sie vielleicht Spaß haben.
     
    Es muss ein Leben außerhalb der Arbeit und des Pubs vor dem Büro geben. Immerhin ist das London hier.
     
    Niemand nimmt ihr ihre Fahne übel. Zumindest sagt niemand was. Mit der zweiten Ladung Kaugummis geht es dann auch langsam wieder. Nur die Buchstaben tanzen noch weiter vor ihrer Nase rum.
    Mick versucht noch immer, Kommunikation mit ihr zu betreiben. „Und, wie gefällt es dir in London?“
     
    „Ganz gut, glaube ich“, sagt sie nach einer längeren Pause.
     
    „Hm“, s chwitzt er laut. „Wenn du magst, kann ich dir die Stadt ein wenig zeigen“.
     
    „Vielleicht“, sagt sie laut und ohne Interesse und macht sich lieber schnell wieder an ihre Arbeit.
     
    Die Männer hier sind alle gleich angezogen. Alle tragen Krawatten. Einige mit Simpsons-Motiv. Einer hat sogar Spongebob drauf! Schön ist das ja nicht gerade. Bei Herrn Kessner hat Krawatte immer gut ausgesehen und auch immer schön auf dessen schönstes Stück gezeigt. Simpsons oder andere dumme Comicfiguren hätte er nie und nimmer getragen. Aber diese Gedanken sind hier in England und in ihrem neuen Leben für sie verboten. Sie muss endlich aufhören damit.
     
    In der Mittagspause geht sie mit Shaun und Mick in die Shopping Mall, die es von der Größe locker mit einer mittelgroßen deutschen Stadt hätte aufnehmen können. Mick mittlerweile mit der Gesichtsfarbe eines Aliens. Sie?
     
    Sie hat definitiv ernsthafte Schwierigkeiten damit kein Tageslicht zu bekommen. Und das schon nach so kurzer Zeit. Es ist dunkel hier unten, alles künstlich ausgeleuchtet. Im grässlichen kalten Blau-Grünton dazu, der die Menschen wie Zombies aussehen lässt. Sie lächelt als sie an die Zombies in Dortmund denkt, die erst kürzlich das Blutspendemobil in der Innenstadt gestürmt hattn. Blut gab es da mehr als genug. Hier gibt es gekühlte Klimaanlagenluft en masse. Und bei Pret a Manger angeblich die besten Sandwiches.
     
    Sie stehen in Reih und Glied vor dem kleinen Lädchen mit mindestens 30 anderen. In geordneten Zweierreihen. Alle in Anzügen. Trotzdem kriecht die Kälte in ihren Körper. Und künstliche noch kältere Luft kommt aus dem Laden und macht sich in sämtlichen Knochen breit. Sie will hier eigentlich nur noch weg, aber schiebt sich wie alle anderen ungeduldig weiter. Will ja nicht schon heute aus der Reihe tanzen.
     
    Aber die Gänsehaut ist mittlerweile wirklich überall. Endlich liegen die Regale direkt vor ihr. Sandwiches und noch mehr Sandwiches liegen dort rum, alle schön für die Kälte eingepackt. „Chicken Tikka“ steht klein vor welchen. „Prawn Mayonnaise“ entziffert sie mühsam bei anderen. Schlechtes englisches Essen hatte sie erwartet. Stattdessen gibt es hier Sandwiches, die doch immer gelingen, wie sie aus eigener Erfahrung weiß. Dass man ihr jetzt in dieser langen Schlange Vorwürfe macht, dass sie sich nicht entscheiden kann, will sie auch nicht. Die Klimaanlage macht sie allerdings schon wieder an. Sie schnappt sich letztlich eins mit Krabben drauf. Eine purzelt natürlich draußen beim „im Stehen essen“ sofort raus.
     
    Und dieser kleine Wurm ist auf den sauberen Fliesen mehr als deutlich zu erkennen und prangt wie ein Ausstellungsstück auf dem sonst so blitzsauberen Boden. Während sie erfolgreich mit den anderen Gesellen kämpft, schafft es aber die Majo auf ihr bislang teuerstes Kleidungsstück. Was ja eigentlich zu erwarten war. Sie ist unfassbar dämlich und fühlt sich wie ein kleines Mädchen, das am liebsten vor lauter Scham im Boden versinken täte. Und der schluckte dann bitte am besten Herrn Kessner auch endlich mit. Sie muss wirklich endlich aufhören damit!
     
    Immerhin kennen die beiden Kollegen ihre Gedanken nicht und kommentieren auch nichts, warten allerdings geduldig wie die Gärtner mit grünen Daumen auf sie. Brauchen auch allerdings keinen echten Sauerstoff zum Atmen und ticken daher vielleicht anders. Der kalte Wind der Klimaanlage steigt Elke erneut fies in die Nase.
     
    Und dann geht es auch schon wieder ins Büro. „Hmm“, sagt sie nach dem letzten Bissen rein pro forma. „Sollen wir?“.
     
    „Klar“, sagt Shaun, der in Wirklichkeit Elke am liebsten mitteilen täte, dass nackte Beine im Londoner Büro nicht einmal am Casual Day erlaubt sind. Hat aber keine Ahnung, wie er das
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