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Elchmus (German Edition)

Elchmus (German Edition)

Titel: Elchmus (German Edition)
Autoren: Silke Brocks
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Käse dort testen.
    Sie hat stolz ihre neuen großen Ohrenschalenkopfhörer auf und lauscht angetan den Klängen von Tanya Stephens, wenngleich sie lediglich einen Bruchteil des Textes versteht. Aber das würde schon noch werden.
    Es hat einfach gut getan, dass Büro früh und alleine zu verlassen. In der U-Bahn auf dem Weg zu Covent Garden kommt sie endlich zur Ruhe, schaltet Tanya nach nur zwei Liedern aber dankbar ab und lauscht nur noch den Klängen der unterirdischen Stadt. Über ihr wird London vorbeigefahren. Die U-Bahn hat Gott-sei-Dank keine Klimaanlage, aber die Luft, die von draußen reinkommt, ist mehr als mehrfach gebraucht. Erstaunlich, wie gut Geige sich anhören kann. So wie der Geigenspieler in ihrem Abteil lächelt, scheint sich das Ganze auch finanziell zu lohnen.
    Alle haben mittlerweile Feierabend. Nicht nur sie. Die ganze Stadt scheint unterwegs zu sein. Schlipsträger und noch mehr Schlipsträger quetschen sich in die mehr als volle U-Bahn, müde und ausgelaugt. Die wenigen, die einen Sitzplatz ergattert haben, lassen ihre Köpfe hängen und werden durchgeschüttelt und gerüttelt. Einige verstecken sich dabei erfolgreich hinter ihrem Evening Standard. Nur nicht der Geigenspieler. Der spielt lächelnd munter immer weiter.
     
    Covent Garden. Endlich geschafft. Endlich frische Luft. Es ist nicht mehr so heiß wie gestern
    Abend, aber vom Asphalt steigt noch immer Hitze auf. Ein wundervoller Tag muss das gewesen sein, den sie in der Firma in der 36. Etage eingeschlossen verbracht hat. Ohne Radio. Ohne Eis. Ohne Bikini.
     
    Covent Garden riecht einfach nach echtem Sommer. Sommerfrische. Gaukler, Musiker, Artisten, Maler. Hier tobt der Sommertag und der Bär. Sie fühlt sich toll und chillt endlich. An der frischen Luft. Die Sonne gibt es gratis dazu. Die Londoner Einheitskluft muss weg. Sie stopft daher zumindest ihre Jacke in ihre Tasche. Die Bürotussi ist somit für heute endlich gestorben. Das Büro ist sowieso schon vergessen. Jetzt müssen nur noch die Gedanken an Herrn Kessner endlich sterben. Schließlich kann der Bürojob in der Weltstadt langfristig nicht schlechter sein als der im Kuhkaff in Deutschland. Auch wenn es heute so war. Zudem steht heute noch nicht mal für „im Moment“. Nicht mal ansatzweise.
     
    Elke lächelt zufrieden. London schwingt auch im Alltag. Sie saugt die Salsa-Rhythmen auf wie ihr Gesicht die frische Luft und die pflegende Tagescreme. Fremdes Land. Fremde Menschen, bekannte Klänge. „Geiler Tanz“, sagt ein super Typ zu ihr. „Toll, wie du deine Hüften schwingst“. Ein echter Gentleman. Schöner Mann, leider kurzes Lied.
     
    Ein langweiliger Schnösel zieht sie von dem tollen Typen weg und trampelt mit ihr durch die Gegend. Nicht nur seine Füße sind ungeschickt, auch sein Bauch schwappt gefährlich böse durch die Gegend. Angeekelt sieht sie weg und entdeckt dabei in der Menge noch so ein Monster. Fluchtartig verlässt sie daher die Tanzfläche als ein neues Lied erklingt.
     
    Jetzt gibt es erst mal einen Espresso zur Feier des Freienabends. Das Café, das sie vorhin erspäht hatte, ist wirklich mehr als toll. Alleine ausgehen ist auch gar nicht schlimm. Sie ist nicht einsam und vor allem nicht getrennt. Die Freiheit hat ihren Preis. Herrlich, ehrlich. Kürzlich haben sich Heidi und Seal offiziell getrennt. Und Jonny Depp ist angeblich auch wieder auf dem Markt. Who is tired with London is tired with life. Hat eigentlich wer gesagt?
     
    Sie setzt ihre kleine Sonnenbrille aus der letzten Saison wieder auf. Sieht aber so immerhin nicht aus wie Puck die Stubenfliege. Macht echt Spaß hier, so ganz alleine, denkt sie. Keine falschen Freunde, keine tollen verheirateten Männer. Sie tanzt beschwingt zur Band zurück. Ignoriert heute sogar erfolgreich die Läden. Kaufen entschädigt sowieso immer nur kurz. Heute gewinnt eindeutig die schlaue Liese.
     
    „Willst du tanzen?“, fragt da auch schon wieder jemand. „Immer gerne“, sagt Elke und schwingt auch schon wieder gekonnt ihre Hüfte. Fühlt sich sexy und scharf. Die Stimmung tobt. „Nein, ich gehe alleine nach Hause“, hört sie sich eine Stunde später ganz bestimmt sagen. „Wir könnten ja...“, fängt der Typ an, aber weiter kommt er nicht. Elke ist schon weg. Sie hat einfach keine Lust, sich auf einen neuen Typen einzulassen. Auch wenn es den alten ja nie wirklich gegeben hat. Die Band macht endgültig Schluss. Und sie Werbung für ihren starken Willen. Geht lachend in die Tube, während
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