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Elchmus (German Edition)

Elchmus (German Edition)

Titel: Elchmus (German Edition)
Autoren: Silke Brocks
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geschickt anstellen soll. Schließlich ist in Deutschland ein lockerer Freitag an allen Tagen der Woche angesagt. Das weiß er. Weiter kommt er mit seinen Gedanken nicht. Denn der Fahrstuhl ist schon da und bringt sie directemente wieder zurück in ihr Großraumbüro.
     
    Auf dem Weg zurück zum Schreibtisch stoppt Elke am ersten Wasserspender, die zu Dutzenden zwischen den immer gleich aussehenden Bildschirmarbeitsplätzen aufgestellt sind. Jeder hat hunderte weiße Einwegplastikbecher, die in langen geordneten Reihen geduldig auf ihre Befreiung warten. Der erste Becher nach dem Sandwich geht so durch. Sie trinkt einen zweiten und merkt, wie ihr durstiger und ausgedörrter Körper nach noch mehr Flüssigkeit schreit und hat keine Ahnung, wie sie das hier langfristig aushalten soll. Eine Erkältung ist auch schon mehr als vorprogrammiert. Und der Hunger ist leider auch noch da.
    Ihr erster voller Arbeitstag verläuft echt alles andere als optimal. Der dritte Becher spült den Durst dann zwar endlich erfolgreich weg, aber holt den Hunger voll heran. Wie kann man nur von einem Sandwich satt werden. Naschkram muss daher dran glauben. Mehr gibt es hier im Automaten nicht. Trotzdem fühlt sie sich von dem Warenangebot mehr als überfordert. Schließlich zieht sie sich einen Erdnussriegel. Mr. Tom muss ihre jetzt Seele trösten. Aber der will erst mal nicht so, wie sie es will. Sie kämpft mit der Verpackung, die sich einfach nicht einreißen lässt. Sie ächzt. Auf ihrem Schreibtisch gibt es keine Schere. Aber die Büroklammer könnte gehen. Sie ächzt erneut. Endlich war es geschafft. Mr. Tom schmeckt allerdings ganz anders als erwartet.
     
    Ihr Ächzen hatte sich wohl laut gemacht. Und Shaun sofort an Erdnussallergien erinnert. Elke sitzt derweil munter kauend an ihrem Schreibtisch. Von Essverboten dort hat sie noch nicht gehört. Sie ächzt wieder.
     
    „Hoffe du hast keine Erdnussallergie?“ fragt Shaun nun endlich mutig. Denn schließlich leben sie in einem Land, in dem jährlich Millionen von Menschen daran krepieren. Zumindest Hunderte denkt er. Elke kaut jedoch einfach weiter. „In Somalia päppeln die sogar Kinder damit auf“, lautete ihre Antwort.
    „Und mich hat Mr. Tom auch gerade aufgebaut“ fügt sie noch hinzu. Sein Selbstbewusssein ist dahingegen voll am Boden.
     
    Auch ihr Computer surrt wie ein Kätzchen. Als er sie als netter Kollege eine halbe Stunde dann doch auf ihren Fehler, „Essen am Schreibtisch ist verboten“ aufmerksam machen will, traut er sich aber dann doch wieder nicht. „Na, wie kommst du voran?“, fragt er stattdessen. Elke lächelt ihn an. „Danke, sehr gut“, lächelt sie hemmungslos unecht zurück.
    Und morgen wird sie auch wieder hier hocken und lächeln. Mit den Kollegen. Der Feierabend ist schließlich lang genug. Und heute kommt ihr doch noch eine Idee, auch in dieser müden Umgebung. Eine Ausrede, die sie benutzen kann, die Arbeit zumindest heute pünktlicher als pünktlich zu verlassen und fürs anschließende obligatorische Biertrinken entschuldigt zu sein.
    Der Geldautomat hat ihre deutsche EC-Karte gefressen und nur ein Mitarbeiter kann sie zu regulären Öffnungszeiten aus dem Automaten befreien. Und sie gleich dazu, denkt Elke. Fällt ihr schwer, sich nicht offensichtlich und laut zu freuen, obwohl ihr Chef voller Mitleid nickt , als sie diese Geschichte erzählt.„Klar, musst du das sofort regeln. Viel Erfolg“, bestätigt er dann auch noch, woraufhin Elke erleichtert ihre Tasche nimmt und das Bürogebäude offiziell verlässt. Dabei versucht sie ihr Lächeln zu unterdrücken. Es gelingt ihr hervorragend.

4
                Gestern noch lag die deutsche EC-Karte neben dem Personalausweis im Portemonnaie. Heute nicht mehr, zumindest im Rahmen der Lügengeschichte, die sie gerade aufgetischt hatte. Und als sie die Rolltreppe direkt aus dem Bürogebäude in die U-Bahn nimmt, bewegt sie still summend die Lippen, trotz noch immer fehlender Frischluftzufuhr. Offenbar wirkt gebrauchte kalte Klimaanlageluft nach immerhin fast 8 Stunden beschwingend.
    In der U-Bahn summt sie dann wirklich. Sie wüsste gerne, ob die Kollegen jetzt über sie tuscheln. Die Luft hier unten ist schlechter als schlecht. Selbst Fliegen gibt es hier nicht. Es sitzen auch keine auf einem abgefallenen Stück Sandwich . Das war eins mit Cheddar-Käse. Die knallorange Farbe hat ihn verraten. Elke lächelt. Nach Leicester muss sie auch unbedingt fahren und bei dieser Gelegenheit den
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