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Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards

Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards

Titel: Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards
Autoren: Ivo Pala
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keine andere Fluchtmöglichkeit als geradeaus.
    Svenya beugte sich nach vorne und legte all ihre Kraft in ihre langen Beine. Sie war schon oft gerannt in ihrem Leben, aber noch nie so schnell. Was immer sie verfolgte, hatte zu knurren begonnen.
    Tief, aggressiv, bedrohlich.
    Doch sie drehte sich nicht herum – wollte nicht eine Sekunde verlieren, denn sie wusste, diese Sekunde konnte zwischen Leben und Tod entscheiden. Und so mies Svenyas Leben auch war – sie wollte es doch nicht verlieren. Ihre Füße rasten in kleinen, immer größere Geschwindigkeit bringenden Schritten über das vom Abendregen feuchte Kopfsteinpflaster, und sie war froh, dass sie relativ neue Turnschuhe mit noch gut erhaltenem Profil trug. Turnschuhe waren außer Nahrungsmitteln das Einzige, wofür Svenya regelmäßig das Geld, das sie mit ihren Gelegenheitsjobs verdiente, ausgab. Für ein Leben auf der Flucht braucht man gute Schuhe.
    Noch hundertzwanzig Meter .
    Das da hinter ihr war kein Hund. Sie war schon viel zu oft von Hunden angegriffen worden, um den Unterschied nicht zu erkennen. Es klang größer – viel größer – und wilder. Das Knurren war viel zu tief und dröhnend, die Schritte der hart und in rascher Folge auf den Steinen aufschlagenden Klauen viel zu schwer und laut …
    Noch sechzig .
    Svenya verwarf den Gedanken, um Hilfe zu schreien. Selbst wenn sie jemand hören und dann auch reagieren würde … die Kreatur hinter ihr war viel zu nah. Sie musste unbedingt auf die belebtere Straße vor ihr. Sie konzentrierte sich auf den Takt ihrer Schritte und darauf, regelmäßig zu atmen, um die hohe Geschwindigkeit so lange wie möglich halten zu können.
    Dreißig Meter … und das Vieh kommt immer näher .
    Doch Svenya konnte hören, dass es schneller zu hecheln begonnen hatte. Offenbar lag seine Stärke im Spurt, nicht in der Ausdauer. Wenn sie nur noch ein klein wenig länger aushielt, würde es vielleicht aufgeben.
    Sie erreichte die Budapester Straße – sie war zum Glück auch noch zu dieser späten Uhrzeit auf allen vier Spuren stark befahren, genau wie Svenya es gehofft hatte. Ohne anzuhalten oder langsamer zu werden, rannte sie auf die Fahrbahn.
    Hupen. Das Quietschen von Bremsen und Reifen.
    Scheinwerfer von der Seite – ganz nah; verteufelt schnell. Svenya sprang … zu ihrer eigenen Verwunderung sehr viel höher und weiter, als sie jemals zuvor gesprungen war. Weiter hinter sich hörte sie ein wütendes Brüllen. Die Kreatur war durch den dichten Verkehr aufgehalten worden, und Svenya hatte an Vorsprung gewonnen. Aber das war noch lange kein Anlass zur Erleichterung. Sie behielt die Geschwindigkeit bei, und ihre Augen suchten nach einer Möglichkeit, die Distanz zu ihrem Verfolger noch zu vergrößern und sich irgendwo zu verstecken, denn auch ihr ging allmählich die Puste aus.
    Sie bog in die nächste Straße ein.
    Da – ein Parkhaus. Nur ein paar Dutzend Meter entfernt.
    Das wäre das perfekte Versteck … vorausgesetzt, es würde ihr gelingen, es zu erreichen, ehe die Kreatur ihr um die Ecke gefolgt war und sie hineinlaufen sah. Sie lauschte nach hinten – und als Svenya nichts hörte, schlug sie einen Haken und rannte in die Auffahrt.
    Der Weg nach oben war ein spiralförmiger – auf jeder Etage war er von Abfahrten auf die einzelnen Parkdecks unterbrochen. Der steile Anstieg machte Svenyas bereits stark erschöpften Waden zu schaffen, aber sie kämpfte sich bis zum dritten Stockwerk nach oben. Das war genau die Mitte und ließ ihr über die Treppenhäuser Fluchtmöglichkeiten in beide Richtungen.
    Aber zunächst brauchte sie dringend eine Verschnaufpause.
    Sie bog auf das Deck ab, rannte zu einem der dort geparkten Wagen, kauerte sich dahinter auf den Boden und lauschte über ihren angestrengten Atem hinweg in die Stille hinein. Eine kleine Weile lang, die ihr wie eine Ewigkeit erschien, geschah nichts. Dann aber hörte sie von unten herauf das leise grollende Knurren der Kreatur. Und ein Schnüffeln.
    Verdammt!
    Was auch immer dieses Wesen war, es hatte ihre Witterung aufgenommen, und falls es die Nase und den Spürsinn eines echten Wolfes besaß, würde es sie hier oben finden – wo auch immer sie sich verstecken mochte. Verzweifelt schaute Svenya sich auf dem Parkdeck um. Aber es gab nichts, was sie in irgendeiner Weise als Waffe hätte benutzen können. An der Wand gegenüber war ein Knopf für den Feueralarm; doch der nutzte ihr jetzt auch nichts – das Biest würde sie finden, lange
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