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Elbenfürstin (Die Geschichte der Lilia Joerdis van Luzien) (German Edition)

Elbenfürstin (Die Geschichte der Lilia Joerdis van Luzien) (German Edition)

Titel: Elbenfürstin (Die Geschichte der Lilia Joerdis van Luzien) (German Edition)
Autoren: Daniela Zörner
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herrschaftlichen Vorderhaus. Ein ziemlich klotziges, lang gezogenes Gebäude
aus der vorigen Jahrhundertwende, mit schmutzig weißem Anstrich, dem offensichtlich
jede Liebe zum schmückenden Detail verweigert worden war.
    „Ihnen scheint mein Haus
nicht zu gefallen.“ Der Mann, der nun die Haustür öffnete, hatte mich bereits
beobachtet.
    „Guten Morgen, ja, Sie haben
recht“, gab ich ebenso direkt zurück. „Ich interessiere mich für das
Gartenhaus.“ Und hoffte inständig, der auf Anhieb unsympathische Kerl und das
Gartenhaus würden mich möglichst flott mit ihrer Schokoseite überraschen. So
wie der Eigentümer mich von oben bis unten musterte, standen zumindest in
seinem Fall die Chancen dafür schlecht.
    „Es steht zum Verkauf“,
sprach er betont deutlich aus, „für zweieinhalb Millionen“.
    Mit einem Kostüm von Chanel
statt Jeans und Steppjacke sowie einem hinter mir geparkten BMW, so dämmerte es
mir, stünden meine Karten jetzt besser. Ich lächelte süßlich. „Möchten Sie die
Summe in bar, falls mir das Haus zusagt?“
    Ah, die Sprache verstand er,
ein Grinsen zuckte über sein hartes Gesicht. „Ich hole die Schlüssel.“ Er bat
mich trotz der klirrenden Kälte nicht ins Haus.
    Wir gingen einen Kiesweg
hinunter, rechts und links mit Buchsbäumchen bepflanzt. Auf der linken Seite
erstreckte sich hinter dem Haupthaus ein verschneiter Park. Alte Eichen, Buchen
und Nadelbäume reckten ihre Äste weit in den Himmel, dazwischen blitzte eine
Eisfläche auf.
    „Der Park ist von etwaigen
Sommerpartys strikt ausgenommen, das wird im Kaufvertrag festgehalten.“
    Was für
ein Fiesling. Der Weg schwenkte leicht nach links und gab den Blick frei
auf einen herrlichen Brunnen. Oh ja! Und was für ein Haus! Die Fassade
im warmen Ockergelb gestrichen, mit großzügigen weißen Sprossenfenstern, zwei
Säulen umrahmten den Hauseingang. Der Eigentümer schritt die Stufen empor und
öffnete neben der doppelflügeligen Holztür ein kleines, eingelassenes Kästchen.
„Ich habe das Haus mit dem modernsten Sicherheitssystem ausrüsten lassen. Nur
mit der richtigen Zahlenkombination und dem dazu passenden Schlüssel gelangt
man hinein.“
    Da er dies mit sichtlichem
Stolz verkündete, rang ich mir ein „sehr schön“ ab. Ich fieberte dem Inneren
entgegen. Die kleine Eingangshalle war beinahe rund, durchbrochen von einer
Freitreppe.
    „Früher logierten hier die
Gäste unserer Familie.“
    Zuerst ließ er mich das
Gäste-WC besichtigen, dann die  traumhaft geräumige Küche. Der Clou war ein
nachträglich daran angebauter Wintergarten. „Mit Fußbodenheizung, wie übrigens
im ganzen Haus.“
    Im Wohnzimmer,
„selbstverständlich mit Kamin“, reichten die Fenster auf der Terrassenseite
fast von der Decke bis zum Boden. Ein heller, riesiger Raum mit üppig hohen
Stuckdecken. Es würde einige Mühe kosten, dem eine gemütliche Atmosphäre zu
geben. Allein, ging es mir durch den Kopf, auf über
zweihundertvierzig Quadratmetern. Kann das gutgehen?
    Danach stiegen wir ins
Obergeschoss. Rechts führte eine Tür ab. „Dahinter befindet sich jetzt eine
kleine Gästewohnung, sie liegt über den ehemaligen Ställen“, beschied er mich
mit der Stimme eines Zahnarztes, der mit seinem Bohrer vor einem zugekniffenen
Mund herumfuchtelt.
    Der Mann bereitete mir wachsendes Unbehagen. Konzentriere
dich auf das Haus, zwang ich meine Aufmerksamkeit in eine andere Richtung.
Urgemütlich mit ihren Schrägen und Erkern, bestand die Gästewohnung aus einem
langen Wohnraum und dem dahinter liegenden Bad. Zurück auf dem Flur, folgte die
Besichtigung weiterer Zimmer und Bäder. Währenddessen textete er mich mit
Details aus der Sanierung des Gartenhauses zu, die mich nicht die Bohne
interessierten. Er brüstete sich, als wären die Arbeiten von ihm eigenhändig
ausgeführt worden. Wer’s glaubt, dachte ich und gab trotzdem, fleißig
lächelnd, Laute scheinbarer Bewunderung von mir. Das Sahnehäubchen, sofern es
dessen überhaupt noch bedurfte, verbarg eine Wendeltreppe. Ich ergatterte den
Vortritt, erklomm vorsichtig das Rondell und schritt wenige Sekunden später in
einen runden Raum.
    „Hier befand sich das
Observatorium meines Urgroßvaters“, tönte er von der Treppe.
    Wände und Kuppel bestanden
komplett aus Glas. Nachts muss es herrlich sein, hier einfach auf dem Boden
zu liegen und in die Sterne zu schauen. Schon als Kind konnte ich mich in
der Betrachtung des Sternenhimmels verlieren, seine Unendlichkeit schreckte
mich
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