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Elbenfürstin (Die Geschichte der Lilia Joerdis van Luzien) (German Edition)

Elbenfürstin (Die Geschichte der Lilia Joerdis van Luzien) (German Edition)

Titel: Elbenfürstin (Die Geschichte der Lilia Joerdis van Luzien) (German Edition)
Autoren: Daniela Zörner
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Leuchten erfüllt. Den Sternelben
aber gefiel es unter Menschen, Tieren und Pflanzen. Besonders die Blumen hatten
es ihnen angetan. So verweilten etliche auf der Erde.
    Zwischen den Zwillingen herrschte abermals
das alte Gleichgewicht. Indes, die Finsternis gab keinen Frieden, sie
missbilligte die Sternelben, fühlte sich, obwohl zu Unrecht, neuerlich hintergangen.
Da flüsterte ihr der Mond zu, er könne Geschöpfe nach ihrem Geschmack
erschaffen und unter die Menschen geleiten. Bald schon krochen nachts üble
Schattenwesen umher. Die meisten Menschen flohen voller Entsetzen vor ihnen,
und sie nannten sie Dämonen. Die grausamen Geschöpfe der Nacht lechzten auch
nach den Sternelben, konnten jedoch im Licht der Sonne nicht bestehen. Nacht
für Nacht flüchteten die Sternelben vor den Dämonen in die hell erleuchteten
Häuser guter Menschen. Sie bedankten sich mit vielerlei Diensten für den
sicheren Unterschlupf.
    Die Finsternis grollte über das Versagen
ihrer Diener und brütete einen neuen Plan aus. Sie befahl dem Dämonfürsten, das
Sternsilber zu stehlen. Es kam zum Krieg zwischen Sternelben und Dämonen, sie
bekämpften einander im Zwielicht mit magischen Blitzen und Feuern. Unzählige kamen
um, bevor der listige Diebstahl des Schatzes gelang. Ohne das Sternsilber jedoch
waren die letzten Sternelben für alle Zeit an die Erde gebunden. Auch bei den
Menschen zeigte der Krieg schlimme Folgen, viele erblindeten von den Blitzen
oder verloren Hab und Gut durch die Feuer. So erkannten sie die unirdische
Macht der Sternelben und fürchteten auch sie. Darüber herrschte große Trauer
unter den Sternengeschöpfen, schließlich verhüllten sie sich als unsichtbare
Lichtgestalten. Seither wachen sie im Verborgenen über die Erde.
    Ohne groß nachzudenken formulierte sich eine
Frage in meinem Kopf: Muss es nicht Dämonen und Engel heißen?
    Du sprichst wahr, so wurden
die Elben später von den Menschen genannt. Weißt du um das Wirken der Mönche in
früher Zeit?
    Ja, die Schriftkundigen
unter ihnen stellten Kopien her, so blieb das Wissen über die Jahrhunderte
erhalten.
    Richtig. Doch nach den
großen Kriegen existierte nur mehr eine einzige alte Abschrift über die Geschichte
der Elben. Als in späterer Zeit davon eine Übersetzung angefertigt werden
sollte, entzifferte der Mönch äußerst mühsam die kaum mehr lesbaren Schriftzeichen.
Aus Elben machte er Engel und noch manch anderen Fehler. Bald darauf verschwand
die alte Schrift.
    Tja, wenn banale kleine
Dinge die Welt veränderten. Und die Flügel?
    Was meinst du, Lilia?
    Hatten die Engel-Elben
wirklich Flügel?
    Nein, sie haben keine.
    Richtig, hätte ich an dieser
Stelle ordentlich hingehört, dann wäre postwendend die Frage fällig gewesen:
Haben oder hatten?
    Von Natur aus mit genügend
Intelligenz und einigem Geschick ausgestattet, nützten mir diese Fähigkeiten im
Alltagsgeschäft herzlich wenig. Insbesondere beim Kontakt mit Fremden ging grundsätzlich
jede Menge schief. Logisches Denken verabschiedete sich ebenso wie
konzentriertes Zuhören oder eine sichere Hand. Umkippende Gläser, das Stammeln
halber Sätze und darüber vergessend, was ich wollte, nichts davon wurde im
Laufe meines Erwachsenenlebens besser. Es machte mich menschenscheu. Ich
wünschte manches Mal, ich wäre anders geraten.
    Wie möchtest du sein, Lilia?
    Ein gutes Herz…
    Du hast ein gutes Herz.
    …ein liebenswertes Wesen…
    Das bist du.
    Prompt keimten Zweifel in
mir auf. Und die Frage, wie ich sein wollte, entpuppte sich bei genauerer
Betrachtung als gar nicht so einfach. Beispielsweise wusste ich viel, zu viel,
über Menschen, die mir begegneten. Ihre Gesichter präsentierten sich mir als
offene Bücher ihrer Emotionen, ihres Charakters und so mancher Gedanken. Ich
empfand es als schlimme Belastung, ständig solch Übermaß an ungebetenen
Einblicken aufzunehmen. Eine halbe Stunde in der S-Bahn konnte mir ernsthaft den
gesamten Tag versauen.
    Nach reiflichem Nachdenken
wagte ich eine Zusammenfassung, der sie nicht widersprachen. Doch mein Kopf
befasste sich bereits mit einer anderen, alles entscheidenden, hartnäckig abgeblockten
Frage: Was wollen sie von mir? Bleierne Müdigkeit überfiel mich. Morgen
reicht auch noch dafür! Weit nach Mitternacht wankte ich ins Schlafzimmer.
    Lilia, lass die Vorhänge
offen, damit wir wachen können.
    Wieso wachen? Langsam
entwickelte ich mich zur Quizkönigin der unbeantworteten Fragen.
    E in herrlicher Tag! Dick eingepackt genoss ich die Sonne
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