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Elbenfürstin (Die Geschichte der Lilia Joerdis van Luzien) (German Edition)

Elbenfürstin (Die Geschichte der Lilia Joerdis van Luzien) (German Edition)

Titel: Elbenfürstin (Die Geschichte der Lilia Joerdis van Luzien) (German Edition)
Autoren: Daniela Zörner
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bei einem ausgiebigen Spaziergang an der
Spree. Träge trieben Eisschollen den Fluss hinunter. Nachdenklich ließ ich die
Ereignisse der letzten Tage Revue passieren. Mein Gehirn hatte die körperliche
Verwandlung bereits verdaut und akzeptiert. Das sah ihm absolut nicht ähnlich.
Davon ermutigt, stürzte ich mich auf das Auge des Wirbelsturms, die
unheimlichen „internen“ Gesänge. Nein, ach nein, der Brocken ist eindeutig
zu groß. Mit fest umklammerter Gedankenbremse blockte ich den Angriff des
Fragengeschwaders ab. Plan B, bitte. Vielleicht ließen sich nachher im
Internet ein paar hilfreiche Informationen über Elben recherchieren. Prompt
motzte mein Alter Ego: Sicher doch, immer hübsch vom Thema ablenken. Gar
nicht wahr, in Geschichte bin ich schon immer eine Niete gewesen, und über
Elben sollte ich besser mehr in Erfahrung bringen. Na gut, gewonnen. Endlich
bemerkte ich es. Wieso ist es so still in meinem Kopf? Anscheinend hörte
ich die Geistgäste ausschließlich in meiner Wohnung.
    Zurück daheim, suchte ich Literatur über
Elben. Neben zahllosen Treffern bei Sagen, Märchen und Fantasy existierten kaum
Einträge zu wissenschaftlichen Abhandlungen. Die wenigen Sachbücher wollte ich
gerade bestellen, als sie Einspruch erhoben.
    Dort wirst du die Wahrheit
nicht finden.
    Was erwartet ihr von mir? Das
hatte ich in diesem Augenblick doch ganz bestimmt nicht wirklich gefragt, oder?Und ob! Ihr sprachloses Singen klang beinahe schüchtern. Ich wartete. Die
Zeit schlich laut meinem Bauchgefühl in Zeitlupe dahin, während mein realer
Magen unbekümmert Übelkeit produzierte.
    Lilia, deine Urmutter war
eine Elbenfrau, stimmten sie ihren Gesang an.
    Aber meine Mutter war ein
böser Drache , warf ich ohne Nachdenken dazwischen.
    Wohl wahr, sie tat berechnend
Böses, um dich zu verderben.
    Ja, sie brachte mir nichts
als Neid, Kälte und Hass entgegen.
    Alte, tief vergrabene Wunden
platzten in mir auf. Krampfhaft klammerte ich mich gedanklich an die Elbenfrau.
Keineswegs einfacher.
    Möchtest du mehr erfahren?
    Mach schon, gib dir einen
Ruck. Ja!
    Kennst du die Kirche Santa
Christiana in der Krongasse?
    Äh, nein. Wieso?
    Meine Verwirrung war
komplett.
    Bitte begib dich dort hin.

Kapitel 3
     
    M it Hilfe eines zerfledderten
Stadtplans, S-Bahn und Bus gelangte ich fast bis vor die Tür von Santa
Christiana. Vielleicht sollte an dieser Stelle erwähnt werden, dass ich zwar
eine Niete in Geschichte war, dennoch alte Gemäuer innig liebte. Ganz einfach,
weil Schlösser, Kirchen oder andere erhaltene Bauwerke mit etwas Fantasie
greifbare Geschichten erzählten.
    Santa Christiana lag, teils umrahmt von hohen
Pappeln, etwas zurückversetzt. Davor befanden sich Parkplätze, nebenan das
Pfarrhaus. Zwar erwartete ich keinen Dom, aber auch keine fast winzige,
spätgotische Kirche mit schlichten Glasfenstern. Wie alt mag sie sein,
vierzehntes Jahrhundert? Entschlossen ging ich zur Eingangstür und drückte
die Klinke herunter. Offen, prima. Dämmriges Licht herrschte im Innern.
Meine Augen brauchten einen Moment, bis sich links der Kirchenraum und rechts
der Altarraum herausschälten. Die Orgel vermittelte bei meinem Rundgang einen
ziemlich mitgenommenen Eindruck, wie überhaupt die gesamte Einrichtung. Abgewetzte
Bänke, verstaubte Holzskulpturen und rissige Gemälde boten ein Bild der
Verwahrlosung.
    Was jetzt? Hallo, ich bin da! Durch das Fenster, welches der linken Hälfte des Altarraums etwas Tageslicht
spendete, fiel ein Sonnenstrahl hinein. Nein, meldete sich mein
Verstand, nicht mehr um diese Uhrzeit. Behutsam trat ich näher. Das
Licht fiel in einem Kegel genau auf jene zwei Stufen, die zu dem Altar
hinaufführten.
    Lilia!
    Ich fuhr heftig zusammen.
Warum erschallten sie plötzlich in dröhnendem Dolby Surround?
    Weil dies ein uralter,
heiliger Ort ist, wie ihr Menschen es nennt. Bitte setz dich.
    In das Licht?
    Bitte.
    Wäre es um einen
stockdunklen Flecken gegangen, hätte ich mich glatt geweigert. So aber setzte
ich mich mutig oder bereits vertrauensselig, wer wollte darüber urteilen, auf die
oberste Stufe. Sehr helles, weißes Leuchten, ich musste die Augen schließen und
spürte sogleich ein leichtes Kribbeln auf meiner Haut. Seid ihr Heilige? fragte ich mangels gescheiter Ideen, obwohl ich an deren Existenz nicht
glaubte.
    Wir sind Sternelben,
Gesandte des Lichts.
    Normalerweise würde jedes
Gehirn diese Information unverdaut wieder ausspucken. Wohl infolge der
bisherigen Erlebnisse verweigerten meine grauen
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